Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
liebte ihn wie einen guten Freund.
»Und nun sind wir also hier. Du und ich. Wieder vereint.« Grieve ließ seine Finger sanft über das Tattoo gleiten, und mir war, als springe ich von einem Felsen in eine nachtschwarze Bucht, so tief, dass ich den Boden niemals würde berühren können. Ich stieß ein ersticktes Keuchen aus. Bitte nicht mehr. Ich kann nicht viel mehr ertragen.
Aus dem Drang heraus, den wütenden Hunger in mir zu lindern, senkte ich meine Hand behutsam auf seine.
»Cicely …« Seine Stimme brach.
»Hör nicht auf. Ich brauche dich mehr, als ich ertragen kann.« Ich schloss die Augen gegen die heranbrandenden Wogen. Indigo-Hof hin oder her, ich musste ihn spüren, wollte ihn in mir fühlen, wollte meine Sehnsucht stillen. »Ich kann dir nicht sagen, was geschehen ist, aber ich kann die Spannung nicht länger ertragen.«
Grieve kam noch näher und ließ seine Hand über meinen Bauch gleiten, bis sie auf der Hüfte zu liegen kam. Er tippte mit einem Finger unter mein Kinn, und meine Lider öffneten sich. Die leuchtenden Sterne, die im Meer aus Onyx funkelten, hypnotisierten mich.
»Bist du sicher? Bist du sicher, dass du das willst?« Er wirkte nahezu traurig, aber ich konnte im Windhauch seine Erregung wittern, berauschend und ungezähmt. Er roch kein bisschen wie Lannan, und mochte er auch ein Vampirableger sein, Grieve war lebendig und wild und leidenschaftlich. Was immer alle anderen denken mochten, ich wusste, dass er mir nichts antun wollte, dass er mich lieben wollte.
»Ja. Bitte.« Das letzte Wort wurde gedämpft, als er mich in seine Arme zog und seinen Mund auf meinen legte. Ich schloss die Augen und ließ mich fallen. Seine Lippen waren warm und verlangend und doch freigiebig. Er hob eine Hand und strich mir das nasse Haar aus dem Gesicht.
»Nie wieder soll dich ein anderer anfassen – nicht, wenn ich es verhindern kann«, flüsterte er und legte seine Stirn an meine. Dann begann er mich zu küssen. Seine Lippen flatterten über meine Lider, meine Wangen, meine Lippen, weiter bis zu meinem Hals. Ich spürte seine Zähne an meiner Haut, aber er zögerte und zog sich wieder zurück.
»Noch nicht«, murmelte er, eher zu sich selbst als zu mir. Dann wanderte sein Mund weiter abwärts, neckte meine Brüste und zupfte mit den Zähnen an einem Nippel, und bei allem achtete er sehr genau darauf, meine Haut nicht zu verletzen.
Ich war so scharf, dass ich nichts anderes mehr denken konnte, als dass er mich bitte, bitte hier und jetzt und sofort nehmen sollte, aber Grieve tat mir den Gefallen so schnell nicht.
Er dirigierte mich rückwärts zum Bett, und im Handumdrehen waren seine Kleider auf dem Boden. Er war schlank und stark, und seine olivfarbene Haut schimmerte. Sein Haar lag wie gesponnenes Silber auf seinen Schultern. Und er begehrt mich.
Als ich seine nackte Gestalt betrachtete, fiel mir etwas auf, das ich bisher noch nie gesehen hatte, weil ich Grieve noch nie im Licht ohne Kleider gesehen hatte. Nicht einmal beim ersten Mal an jenem Sommerabend in der Dämmerung, als ich siebzehn gewesen war, hatte ich die Stelle gesehen.
Auf seinem rechten Oberschenkel befand sich eine Tätowierung meines Gesichts, meines Gesichts als Erwachsene, nicht als Kind. Silberne Rosen und purpurfarbene Schädel umgaben das Bild, und es waren dieselben Rosen und Schädel, die sich durch die Ranken neben meinem Wolf zogen.
»Das bin ja ich. Wie lange hast du das schon?«, fragte ich atemlos und streckte die Hand aus, um das Tattoo zu berühren.
»Du bist nicht die Einzige, die an diese Beziehung gebunden ist«, sagte er und blickte lächelnd herab. »Und das war schon so, lange bevor du geboren wurdest, Cicely. Das letzte Mal habe ich dich die Tätowierung nicht sehen lassen, denn du musstest deine eigenen Entscheidungen treffen, ohne dich beeinflussen zu lassen. Ich habe dir schon gesagt, dass ich auf dich gewartet habe. Und eines Tages, wenn du in der Lage bist, dich zu erinnern, erzähle ich dir mehr.«
Mein Wolf winselte flehend, und ich presste mich an ihn.
»Hilf mir, diesen Tag zu vergessen. Ich will alles vergessen und nur noch dich wahrnehmen.«
Grieve zog mich wieder in seine Arme und schob ein Bein zwischen meine Knie, und ich öffnete mich seiner Berührung. Und als wir zusammen aufs Bett fielen, hörte ich nur noch das Rauschen des Windes, den Ruf der Eulen, das Heulen der Wölfe und das wilde Hämmern meines Herzens. Seine Hände strichen über meinen Körper und die Beine herab,
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