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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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an meiner Brust.
    »Bevor wir auch nur anfangen, darüber zu reden, geh bitte zuerst runter und mach mir einen Tee.« Ich ließ die Decke fallen und schlüpfte in den dicken Frotteebademantel, den Rhiannon mir geliehen hatte. Dieses Mal sah Kaylin hin.
    »He, du Spaßvogel. Pack deine Augen wieder in den Kopf.« Verärgert sah ich ihn an, und er lachte leise.
    »Tut mir leid, aber du bedeckst dich ja nicht gerade züchtig.«
    »Ich war eben gerade noch eine Eule und bin ein paar Stunden draußen im Garten rumgeflogen. Meinst du wirklich, dass Züchtigkeit das ist, was mir als Erstes in den Sinn kommt? Ich meine, komm schon, das war ja wohl …« Meine Stimme wurde weicher, und der Sarkasmus verschwand daraus. »Es war das Irrste, was mir je passiert ist.«
    Er gab nach. »Sorry, ich bin zwar alt, aber im Vergleich zu anderen meiner Art noch jung. Und du hast eine starke Anziehungskraft, Cicely, die sich nicht einfach so ignorieren lässt. Was ist da draußen passiert?«
    »Erst der Tee.«
    Während ich zitternd ins Bett schlüpfte, weil ich mich plötzlich vollkommen durchgefroren fühlte, lief Kaylin die Treppe hinunter und kehrte zehn Minuten später mit einem Tablett mit Tee, zwei Tassen, ein paar Toastscheiben und Marmelade zurück.
    Während wir tranken und aßen, erzählte ich ihm alles. Erzählte ihm von meinem Gefühl, eine Verbindung zu Eulen zu haben, von den Tätowierungen, die ich mir hatte machen lassen, obwohl ich nicht gewusst hatte, warum ich es unbedingt wollte, von der Eulenfeder, die ich eines Morgens auf meinem Kopfkissen gefunden und behalten hatte, ohne mich jemals zu fragen, wo sie hergekommen war und warum sie dort gelegen hatte.
    »Der Uhu im Wald hat gesagt, dass ich – wie Grieve – von den Cambyra-Feen abstamme. Kann das sein?« Ich blickte auf meine Hände und sah sie plötzlich anders als zuvor. Dass ich eine Magiegeborene war, hatte ich immer gewusst, aber nun zu erfahren, dass ich auch einen guten Teil Fee in mir hatte, hieß doch, dass ich mich bisher niemals wirklich gekannt hatte. Nicht ganz zumindest.
    »Ob das sein kann? Natürlich. Ob es stimmt? Tja, sieht so aus. Wie willst du sonst erklären, was passiert ist? Okay, wahrscheinlich könnte es auch eine höchst komplizierte Falle sein, aber irgendwie kann ich es mir nicht vorstellen.« Er vergewisserte sich, dass ich es bequem hatte, sicherte mein Fenster und überprüfte, ob die Schutzzauber stark genug waren, dann verließ er mein Zimmer und ging nach unten.
    Ich starrte hinaus in die zunehmende Dämmerung und versuchte, alles zu durchdenken, was ich erlebt hatte, aber die Schönheit der Erfahrung strömte immer wieder mit aller Macht auf mich ein und verdrängte Vernunft und jeden klaren Gedanken. Bald darauf döste ich ein, und in meinem Traum schwang ich mich erneut mit dem Uhu in den klaren Nachthimmel hinauf.

20. Kapitel
    A m nächsten Morgen war ich so steif, dass ich kaum aus dem Bett steigen konnte. Meine Schultermuskulatur pochte in einem wummernden Schmerz, den ich noch nie gespürt hatte. Ich dachte an die Nacht zurück und überlegte, ob es die Verwandlung gewesen war – ob meine Flügel jungfräulich gewesen waren und die Übung gebraucht hatten, um Kraft aufzubauen.
    Rhiannon wartete unten, Leo und Kaylin waren ebenfalls da. Alle blickten zu mir auf, und ich begriff, dass Kaylin geplaudert hatte. Na ja, okay, dann blieb mir wenigstens erspart, alles noch einmal zu erzählen.
    »Und wie war eure Nacht?«, fragte ich, und rutschte auf meinen Stuhl, als Leo mir einen Teller mit Eiern und Speck hinstellte. Ich blickte auf, nur um festzustellen, dass mich alle drei schweigend anstarrten. »Was ist denn? Ja, okay, ich habe mich gestern in eine Eule verwandelt, bin ein bisschen rumgeflattert und habe jetzt teuflischen Hunger und einen höllischen Muskelkater. Was soll ich sonst noch sagen?«
    » Das hat Kaylin uns auch schon berichtet. Und was, denkst du, soll das bedeuten?«
    Ich blickte auf meinen Teller. »Das soll bedeuten«, begann ich leise, »dass ich nicht die bin, für die ich mich gehalten habe. Darüber hinaus habe ich keine Ahnung. Woher sollte ich auch? Ich versteh’s nicht einmal. Ich werde wohl noch ziemlich lange brauchen, um mir darüber klarzuwerden, was das war und welche Konsequenzen es für mein Leben hat. Ich wusste ja immer, dass ich eine Magiegeborene bin, aber, Rhiannon … falls mein Vater zu den Cambyra-Feen gehörte, tut deiner das vielleicht auch! Wir sind beide am gleichen Tag

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