Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
Wüste ist. Bis dahin kann sie mit Karten spielen, so viel sie will.“
    „Du glaubst, Dess kann die Bilder aus Angies Kopf in Koordinaten umwandeln?“
    „Das könnte schwierig werden.“ Rex sah sie an und runzelte die Stirn. „Vielleicht musst du …“ Er sagte den Satz nicht zu Ende. Sie waren meilenweit von dem Gedankenlärm in Bixby entfernt, es war spät in der Nacht, und das Gefühl in ihm war stark; Rex wusste, dass sie den Gedanken lesen konnte.
    Sie legte ihm eine behandschuhte Hand auf den Arm.
    „Keine Sorge, Loverboy. Ich würde es nie wagen, deine Ehre derart zu beschmutzen.“

    Er lächelte, spürte aber, wie er rot wurde. Es lohnte sich nicht, zu leugnen, dass er einen eifersüchtigen Stich verspürte, wenn er sich vorstellte, Melissa könnte Dess auf die gleiche Weise berühren wie ihn, um ihre Gedanken mit ihr zu teilen.
    Die Sache mit Jonathan draußen in der Wüste war schlimm genug gewesen. Es hatte aber keine andere Möglichkeit gegeben , erinnerte sich Rex. Wenn sie es nicht getan hätte, wären sie alle an die Darklinge verfüttert worden.
    Wo wir gerade dabei sind … Er sah auf seine Uhr. Mehr als eine Stunde. Genug Zeit, um sicher nach Hause zu kommen, bevor die Midnight eintraf. „Vielleicht sollten wir mit Jessica wiederkommen. Wir brauchen keine Waffen, wenn wir sie bei uns haben.“
    „Ach ja, den mächtigen Flammenbringer. Zu dumm, dass sie Hausarrest hat.“
    Rex seufzte und fragte sich, ob es in der Geschichte je einen Seher gegeben hatte, der sich mit so einer kunterbunten Midnightertruppe hatte herumschlagen müssen.
    „Allerdings“, fuhr Melissa fort, „hätte sie an diesem Wochenende bei Constanza übernachten können. Dann würde sie hier auf uns warten, mit der Taschenlampe in der Hand. Sie hat jetzt bloß viel zu viel Schiss. Zu dumm, dass ihr plaudern musstet, Flyboy und du.“
    Rex warf ihr einen bösen Blick zu. „Was hätten wir sonst tun sollten? Einfach ,vergessen‘, Jessica von Ernesto Grayfoot zu erzählen? Damit sie die Nacht dort draußen verbringt, ohne sich der Gefahr bewusst zu sein?“
    „Stimmt, du hast recht. Jonathan hätte ihr sowieso Bescheid gesagt.“ Melissa kicherte. „Zumal es nicht richtig ist, Geheimnisse zu haben. Und wo wir gerade bei Geheimnissen sind: Du willst Jessica doch nicht bei ernsthafter Gedankenleserarbeit dabei haben, oder? Sie könnte sich wundern, warum ihre Eltern ihr letzte Woche erlaubt haben, zu der Party zu gehen.“
    Rex hielt einfach den Mund, den Köder schnappte er nicht.
    Melissa hatte sich in den vergangenen drei Tagen ziemlich verändert. Die Schule konnte sie beinahe aushalten, sogar im Tulsa-Einkaufzentrum hatte sie die Beherrschung bewahrt und Constanzas Spur jedes Mal gerochen, wenn sie sie auf der Straße verloren hatten. Ihr Geist schien insgesamt klarer.
    Einige Dinge hatten sich aber nicht verändert. Rex wusste aus erster Hand, wie sarkastisch sie in ihrem Innersten war, wie verletzt nach sechzehn Jahren physischer Isolation. Ganz zu schweigen von den acht Jahren Einsamkeit, bevor sich die beiden begegnet waren, eine Kindheit, in der sie den kollektiven Gedankenansturm ganz alleine aushalten musste. Er fragte sich, ob Melissa je überwinden würde, dass sie als einzige Gedankenleserin in Bixby geboren war.
    Er sah auf seine Uhr. „Also, noch ist es nicht zu spät. Wir können sie von dem Laden an der Vierundvierzigsten aus anrufen und ihr sagen, das sie mit Jonathan heute Nacht hierherkommen soll.“
    Wieder huschte ein amüsiertes Lächeln über ihr Gesicht.
    „Flyboy um Hilfe bitten?“
    „Er hat dir das Leben gerettet, meine ich mich zu erinnern.“
    Das Lächeln verschwand. „Ach das. Mein peinliches Geheimnis.“ Sie gab einen langen Seufzer von sich. „Gut. Hier hast du Kleingeld.“

    Das Küchenfenster ließ sich leicht öffnen, hindurchzuklettern wurde deutlich komplizierter. Besonders dann, wenn man Unverzichtbar Kathegorische Appropriation bei sich trug, die Rex mitgenommen hatte, nur für den Fall, dass sie den Weg zum Auto zurück nicht rechtzeitig schaffen sollten. Als er mit seinem Fuß blindlings in ein Spülbecken mit schmutzigem Geschirr trat, hallte das Geschepper durch das ganze Haus.
    „Mensch, Rex“, sagte Melissa von hinten. „Ein Glück, dass du kein echter Einbrecher bist. Du würdest die Toten aufwecken.“
    „Mir geht’s eher um Schnelligkeit als um Diebstahl, Cowgirl. Schon was geschmeckt?“
    Sie hob ihre Nase in die Luft, ihre Augen trafen auf den aufgehenden

Weitere Kostenlose Bücher