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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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diesmal nur schlimmer. Sie schloss die Augen und baute eine imaginäre Blockade rund um ihr Gehirn, die aber unter dem neuen Ansturm von Befürchtungen zusammenschrumpelte: Der Schokoladenpudding ging aus.
    Ihre Wachsamkeit in der Schule hatte in letzter Zeit nachgelassen. Sie hatte gehofft, alles könnte einfach werden, als ob sie die Verbindung mit Rex vor der Bixby Highschool schützen könnte. Das passierte, wenn man jemanden hereinließ – alle anderen versuchten, hinterherzudrängen.
    Es konnte natürlich auch umgekehrt funktionieren …
    Melissa biss die Zähne zusammen und stellte das Band ab.
    Als die scharfen Kanten der Heavy-Metal-Klänge aufhörten, die Spitzen zu kappen, verdoppelte sich der Wirbelwind in ihrem Kopf zunächst. Doch Melissa holte tief Luft und zwang sich, der Kakophonie der Stimmen keinen Widerstand mehr zu leisten. So hatte es letzten Endes mit Rex funktioniert: Zulassen, dass die Flut fremder Gedanken durch sie hindurchfloss, und ihrem eigenen Verstand vertrauen, dass er nach dem Angriff noch da sein würde.
    Eine Schrecksekunde lang fühlte sie sich ausgelöscht und von der Menge überwältigt, in ihren kleinlichen Kabbeleien um Vorzugsplätze und Schokoladenpudding ersäuft. Aber allmählich, genau wie bei der Berührung mit Rex, kehrte sie zu sich selbst zurück, fasste trotz des Ansturms wieder Fuß.
    Melissa schlug die Augen auf und hob eine ihrer Hände, um sie sich anzusehen. Sie zitterte kaum, obwohl die Finger kalkweiß waren, weil sie sie gerade noch zur Faust geballt hatte. Sie holte noch einmal tief Luft und nahm, zum allerersten Mal in der Cafeteria, ihre Kopfhörer ab.
    Niemand bemerkte es. Alle lauschten Jessica.
    „Der Rest ihrer Familie kommt nie in die Stadt. Constanzas Großvater hat gedroht, jeden zu enterben, der seinen Fuß noch einmal auf Bixbyboden setzt. Sie haben sogar Angst, durchzufahren!“
    Na also , dachte Melissa, Jessica hat sich endlich aufgerafft und Constanza Grayfoot ein paar einfache Fragen gestellt. Eine Runde Applaus für das Mädel.

    „Sie leben alle in Broken Arrow“, fuhr Jessica fort, dann warf sie Dess einen verwirrten Blick zu. „Wie du gesagt hast, könnten sie …“
    Durch das Kantinengetöse hindurch schmeckte Melissa die seltsame Antwort, die in Dess Gedanken hochblubberte –
    Zufriedenheit, weil sie recht behalten hatte, im Anschluss kurze Verwirrung. Dann verschwanden ihre Gedanken wieder in der Menge.
    Interessant.
    Jessica plapperte weiter. „Egal, wichtig ist das Timing. Ihr Großvater hat Bixby vor ungefähr fünfzig Jahren verlassen, und genau da hat die Lehre aufgehört.“
    Sie hielt inne und strahlte Rex an, voller Stolz, weil ihr aufgefallen war, was nicht zu übersehen war. Wenigstens brauchte sie Jessicas Begeisterung in dem Lärm der Cafeteria nicht zu schmecken. Letzte Nacht hatte ihr Flammenbringergeschmack die Hitliste mal wieder übertroffen und Melissa zum Würgen gebracht, als ob ihr jemand lauter neue Pennys in den Mund gestopft hätte. Melissa hatte sogar gespürt, wie die ganze blaue Zeit geschaudert hatte, bis weit hinaus zu den alten, übelriechenden Geistern in den Bergen.
    Die Darklinge hatten völlig zu Recht Angst vor Jessica Day: Ihr Talent fügte der Struktur der geheimen Stunde einen tiefen Riss zu. Und das machte ihr auch noch höllischen Spaß.
    Ihre grünen Augen leuchteten immer noch hell und erregt, während sie ihr neues Wissen vor den anderen ausbreitete.
    „Weil sie hierhergezogen sind, erfährt ihr Vater nicht viel über die Geschäfte der Familie. Es gibt nur einen Grayfoot, der manchmal von Broken Arrow rüberkommt. Und ihr dürft mal raten, wie der heißt.“
    Sie saßen alle da und sahen sie blöde an.

    „Ernesto?“, brachte Jonathan endlich heraus. Wie süß, wenn Pärchen gegenseitig ihre Sätze beendeten. Und was war mit Jessica? Sie tatschte an Jonathan herum wie ein Affe, der Läuse sammelt, um sie zu essen. Sein leichtes Unbehagen über den Patsch-Fummel-Kontakt erhob sich nicht über den Lärm, man konnte es ihm aber am Gesicht ablesen.
    „Genau.“ Jessica lehnte sich zurück und drapierte ihre Hand auf Jonathans Schulter.
    „Also, das passt alles zusammen“, sagte Rex. „Aber so ganz unwissend ist Constanzas Vater nicht. Ich habe etwas Interessantes auf seinem Schreibtisch gefunden.“ Er zog die Broschüre hervor, die er hatte mitgehen lassen, und erläuterte anschließend die Vision, die Melissa in Angies Kopf ergattert hatte.
    Melissa hörte nicht weiter zu und

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