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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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habe niemandem davon erzählt. Außer Liz. Und Maria. Aber sonst niemandem.“
    „Warte mal.“ Jessica zwang sich zu einem erstaunten Blick.
    „Es ist bei dir zu Hause passiert, stimmt’s?“
    Constanza blickte zu beiden Seiten den Gang hinunter und schwieg einen Moment, als ein paar Fünftklässler auf ihrem Weg in die Bibliothek vorbeikamen. „Aber das darfst du auf keinen Fall weitererzählen, Jessica.“
    „Keiner Menschenseele.“
    „Also, gestern Nacht wacht mein Dad auf, weil er etwas echt Scheußliches riecht, und stellt fest, dass in seinem Arbeitszimmer jemand den Schreibtisch durchsucht hat. Also stürzt er durch das Haus und macht überall die Lichter an, und die Küche ist völlig verwüstet, und sein Werkzeug liegt überall auf dem Rasen verteilt herum. Und das Gras ist völlig verbrannt, als ob jemand ein Lagerfeuer darauf angesteckt hätte, das aber total nach toten Ratten stinkt.“
    „Igitt.“ Jessica rümpft die Nase. Nach all den Aufregungen in der Nacht hatte sie nicht darüber nachgedacht, wie es wohl sein würde, wenn man nichtsahnend in einem Schlachtfeld aufwachte. Und ihr war auch nicht bewusst gewesen, dass Rex und Melissa einen Schreibtisch durchwühlt hatten. Obwohl, war das schlimmer, als ein Gehirn zu durchwühlen?
    „Und rate mal, wann das alles passiert ist.“
    Jessica blinzelte. „Kann nicht sein.“
    „Kann es doch. Um Schlag Mitternacht.“
    Es klingelte und Constanza zuckte zusammen.
    „Mädchen?“, ertönte die Stimme von Ms Thomas von drinnen. „Würdet ihr bitte die Schwelle überschreiten? Andernfalls wärt ihr zu spät.“
    Constanza warf einen Blick über den langen Tisch, an dem ihre Freundinnen saßen, und seufzte. „Ich habe meiner Mutter versprochen, das nicht in der ganzen Schule zu verbreiten.
    Ich weiß aber gar nicht, wie ich hier sitzen und kein Wort von mir geben soll. Ich meine, da sitzen Liz und Maria und wollen unbedingt drüber reden.“
    „Na ja“, meinte Jessica, „du könntest mir stattdessen bei einer Sache helfen.“ Sie wedelte mit dem Gemeinschaftskundebuch. „Weißt du etwas über die Geschichte deiner Familie?“

    „Die Grayfoots waren also eine Familie aus Bixby, bis sie rausgeschmissen wurden?“
    „Genau, so erzählt es mein Dad.“ Constanza blickte mit zusammengekniffenen Augen über den langen Tisch, als sie zum hundertsten Mal überprüfte, ob Liz und Maria auch nicht damit beschäftigt waren, Gerüchte über die letzte Nacht zu verbreiten. Sie wandte sich wieder an Jessica. „Mein Großvater wird total panisch, wenn er nur in die Nähe von Bixby kommt. Er fährt noch nicht einmal durch. Wenn er nach Westen muss, dann fährt er nach Tulsa hoch und dann rüber.“
    „Aber ihr lebt hier.“
    Sie schnaubte verächtlich. „Also, mein Dad ist hierhergezogen, als er achtzehn war, nur um seinem Alten eins auszuwischen. Als er aufgewachsen ist, haben sie sich ständig gestritten, deshalb ist Dad hierher geflüchtet. Großvater hat jahrelang nicht mit ihm geredet, bis ich geboren wurde, genau genommen. Und mein Vater behauptet heute noch, sie würden ihm nicht alles sagen, was mit der Familienfirma zu tun hat. Meine Cousins wissen viel besser als mein Vater, was abgeht. Die sind alle genauso feige und kommen auch nie nach Bixby.“
    Jessica nickte. Logisch, wer aus dem Clan die Wahrheit über die blaue Zeit wusste, war auch über Gedankenleser im Bilde und würde sich von Bixby fernhalten. Sie fragte sich, wie alt Constanzas Großvater wohl sein mochte und wie er vor so langer Zeit von der geheimen Stunde erfahren hatte.
    „Das ist das Problem, wenn man reich zur Welt kommt.“
    Constanza seufzte. „Man muss bei der Stange bleiben, sonst fliegt man raus. Deshalb will ich Schauspielerin werden, damit ich mein eigenes Geld verdienen kann.“
    „Und wann ist das alles passiert? Ich meine, wie lange ist es her, dass die Grayfoots weggezogen sind?“
    „Ewig. Als mein Großvater Teenager war. Fünfzig Jahre vielleicht oder ein bisschen mehr? Im Ölboom steckte damals eine Menge Geld, und die Anglos wollten nicht, dass wir Native Americans auch was verdienen. Was auch passiert sein mag, mein Großvater ist total traumatisiert. Er redet nie darüber.“
    Jessica holte tief Luft. Fünfzig Jahre oder ein bisschen mehr
    – ungefähr zum selben Zeitpunkt, als die Lehre auf mysteriöse Weise aufhörte.
    Natürlich machte die Geschichte so, wie Constanza sie gehört hatte, ebenfalls Sinn. Rex redete oft davon, dass die Geschichte von

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