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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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fragte sich, ob irgendjemand die wirklich große Frage der letzten Nacht auf den Tisch bringen würde: Wie um alles in der Welt hatten Jonathan und Jessica den Weg zu Constanza herausgefunden?
    Melissa hatte die beiden gespürt, als sie den Highway entlanggeschossen waren, mit zögernden und frustrierten Gemütern, wie zwei Fünftklässler, die herauszufinden versuchten, wo die neuen Klassenräume waren. Dann war plötzlich etwas eingerastet und hatte ihnen beiden Sicherheit und Zielstrebigkeit eingeflößt. Eine Inspiration, die aus dem Nichts aufgeblitzt war und Informationen in ihre leeren Köpfe gekippt hatte.
    Was es auch gewesen war, es hatte keine Spuren hinterlassen. Aber in jener Millisekunde hatte Melissa da draußen etwas Neues geschmeckt …
    Durch die verblüffende Erinnerung abgelenkt, verlor Melissa kurzzeitig die Kontrolle, und die Gedankenmeute in der Cafeteria überwältigte einen entsetzlichen Moment lang ihren Verstand. Sie zwang sich zu entspannen und den Sturm abzuleiten.
    Als sie wieder zu sich selbst zurückgekehrt war, sagte Dess gerade: „Auf meinen Karten gibt es nirgendwo eine Landebahn.“
    „Sie ist noch nicht gebaut worden.“ Rex zuckte mit den Schultern. „Ich weiß auch gar nicht, wo sie hinkommen soll.“
    „Wartet mal, ich glaube, meine Mom weiß etwas darüber“, sagte Jessica. „Sie sitzt in irgendeinem Ausschuss ihrer Firma.“
    „Aber was hat eine Landebahn mit Jessicas Stalker zu tun?“, fragte Jonathan. „Oder mit dem Halbling – wo wir gerade dabei sind?“
    „Wir wissen es noch nicht“, gab Rex zu. „Aber dass die Grayfoots überall mit drinhängen, ist ziemlich offensichtlich.“
    „Und was tun wir jetzt?“, fragte Dess.
    „Jessica, du solltest versuchen, aus deiner Mom so viel wie möglich über die Landebahn rauszukriegen“, sagte Rex. „Wir müssen aber auch noch einmal zu Constanzas Haus zurück.
    Da gibt es tonnenweise Papiere, die ich in der kurzen Zeit nicht durchsehen konnte. Und Karten und anderes Zeug, mit dem Dess vielleicht was anfangen kann.“
    „Zu Constanzas Haus?“, jammerte Jessica. „Hat euch die Katastrophe von gestern nicht gereicht?“
    „Und diesmal werden uns die Darklinge erwarten“, fügte Dess hinzu. „Und die Grayfoots wissen, dass wir ihnen auf der Spur sind. Was wir euch beiden zu verdanken haben.“
    „Ja, na gut“, sagte Rex. „Es war dumm, dass wir allein gegangen sind. Aber diesmal werden wir alle fünf da sein. Die Darklinge werden es nicht wagen, sich mit uns einzulassen, wenn Jessica um Punkt zwölf da ist. Und wenn wir mehr Leute sind, können wir schneller suchen, ohne das Haus zu verwüsten.“
    „Was meinst du mit ,um Punkt zwölf‘?“, fragte Jessica. „Es dauert eine Weile, bis man rausgeflogen ist.“
    „Zum Fliegen wird keine Zeit sein“, sagte Rex. „So dicht bei der Wüste brauchen wir dich gleich um Mitternacht, wenn wir einen neuen Zusammenstoß vermeiden wollen.“
    „Du verlangst doch nicht etwa von mir, dass ich bei Constanza übernachte, oder?“ Jessicas Angst vor den Grayfoots durchbrach den Kantinenlärm und schmeckte nach saurer Milch. „Sie wohnen im Moment auch gar nicht da, so sehr habt ihr sie erschreckt.“
    „Das macht nichts“, sagte Rex. „Du kannst bei Dess übernachten. Melissa und ich werden euch vor Mitternacht abholen. Wir fahren alle zusammen.“
    „Was ist mit mir?“ Bei dem Gedanken, er könnte übergangen werden, klammerte sich jetzt Jonathan an Jessicas Arm.
    „Fliegen oder fahren.“ Rex zuckte mit den Schultern. „Du kannst es dir aussuchen.“
    Niemand sagte etwas. Melissa konnte bei allen Zweifel schmecken, aber sie hatten mehr Angst davor, nichts zu unternehmen. Allmählich wurden sie alle paranoid wegen der Darklinggroupies.
    „Also gut, diesen Freitag?“, sagte Rex und lächelte. „Mal wieder alle fünf Midnighter zusammen?“
    Niemand widersprach.
    „Dann also los“, sagte Melissa leise, aber niemand hörte sie bei dem Lärm.

    Als Melissa mit Rex zu seinem Geschichtskurs ging, blieb der Mahlstrom hinter ihnen zurück, und allmählich beruhigte sich ihr Gemüt. Im Vergleich mit der Cafeteria war der Rest der Schule ein Kinderspiel, und ihre Sinne wurden mit jedem Schritt schärfer.
    Melissa hatte mal auf dem Klo an einer Bushaltestelle einen Satz gelesen: Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker.
    Der Satz war an ihr kleben geblieben, unter anderem, weil es das Dümmste war, was sie je gelesen hatte. Wenn einen etwas nicht umbrachte,

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