Das Dunkle
tun?“
Dess nahm sie bei den Schultern und sprach langsam und bedächtig. „Du musst es ihr sagen. Sie haben Rex mit in die Wüste hinaus genommen, dorthin, wo die Landebahn gebaut wird. Das ist der einzige Ort, wo sie ihn verwandeln können.
Wir müssen dorthin und ihn vor Mitternacht finden. Kannst du das Melissa sagen?“
Jessica schluckte. „Klar. Aber wohin gehst du?“
„Nirgendwohin“, antwortete Dess. „Ich werde genau hier sein. Aber du musst dich daran erinnern. Du musst es ihr sagen.“
„Warum? Ich meine, Melissa wird auf dich mehr hören als auf mich. Sie mag mich auch gar nicht. Und du bist diejenige, die sich mit den Karten und all dem auskennt.“
Dess schloss ihre Augen, den rechten Daumennagel hatte sie zwischen den Zähnen. „Ich werde mich aber nicht mehr erinnern.“
„Was?“
„Ich darf mich nicht erinnern, sonst erfährt Melissa …“
Dess schüttelte den Kopf und murmelte: „Mist, dir kann ich es auch nicht sagen, sonst schmeckt sie es in deinem Kopf. Das wird nicht funktionieren.“ Sie fing an zu fluchen, eine Tirade in schnellen, gleichförmigen Tönen.
„Dess, was ist los? Was stimmt nicht mit dir?“
„Da ist etwas in meinem Kopf, etwas, das ich vor Melissa verbergen muss. Ich bin aber ziemlich sicher, dass ich weiß, wo Rex ist, okay? Er ist irgendwo in der Nähe der Landebahn.
Da machen sie Halblinge, also werden sie ihn dahin bringen.
Deshalb wollen die Darklinge nicht, dass die Landebahn gebaut wird. Sie wird direkt durch den Ort führen, wo sie Halblinge machen!“
Jessica spürte, wie sie bei dem Gedanken an Rex, der verwandelt wurde, Übelkeit überkam. Die Darklinge hatten sie wenigstens nur zu töten und nicht in irgendwas Unmenschliches zu verwandeln versucht. Sie kniff ihre Augen fest zu und machte sie wieder auf, um das Bild vor ihrem geistigen Auge zu verbannen. „Woher weißt du das, Dess?“
„Ich kann es dir nicht sagen, sonst wird es Melissa in deinem Gedächtnis finden. Sie darf nicht wissen, woher ich das weiß, verstehst du?“
„Äh, nein.“
„Pass auf: Die Darklinge spüren Melissa mehr als uns andere, Jess. Wir müssen dieses Geheimnis vor ihr verbergen.
Okay?“
„Welches Geheimnis?“
Dess ließ sie los, mit zitternden Händen. „Erde an Jessica: Wenn ich es dir sage, ist es kein Geheimnis mehr!“
Jessica stöhnte, setzte sich aufs Bett und legte den Kopf in ihre Hände. Dess war durchgeknallt. Wenn sie wegen Rex’
Verschwinden derart ausflippte, war mit Melissa gar nichts mehr anzufangen. Jessica wünschte sich, Jonathan wäre schon hier, aber der war meilenweit weg, am anderen Ende der Stadt.
„Hör zu“, sagte Dess, die ihre Stimme jetzt wieder unter Kontrolle hatte, „das hier ist das Gleiche wie mit der Basissechzig-Geschichte. Du musst es nicht verstehen, du musst nur tun, was ich sage.“ Sie griff nach einem Blatt Papier und fertigte schnell eine Skizze der Landebahn an, jedes Ende kennzeichnete sie mit Zahlenkolonnen, die ihr Bleistift ausspuckte. „Sag mir nur, dass ich euch zur Landebahn bringen soll. Ich werde immer noch wissen, wo sie ist, weil du mir die Karte gezeigt hast, sie nicht.“
„Wer sie?“, fragte Jessica. „Melissa?“
„Nein. Jemand anderes.“ Dess schrieb in riesigen Buchstaben REX über das Papier und steckte es Jessica zu. „Sag Melissa, ich hätte das gezeichnet, und das würde ich auch sagen, weil es stimmt … glaube ich.“
„Du glaubst, es stimmt, dass du das hier gezeichnet hast?“, fragte Jessica, während ihr das Papier aus den Händen glitt.
„Nein, ich glaube, dass ich weiß, dass ich … weil ich mich erinnern werde, dass ich das gezeichnet habe … Ach, vergiss es. Sag ihr einfach, sie soll uns zur Landebahn fahren!“
Jessica hob das Papier vom Bett auf und starrte es an, mit all seinen seltsamen Zahlen. Dess drehte durch, weil Rex nicht da war, und Melissa hatte sich auch nicht besser angehört.
Jessica holte tief Luft und versuchte, das Erlebnis zurückzuholen, als sie Demonstration auf die Darklinge gerichtet hatte, die Kraft, die durch sie hindurchgeströmt war. Sie hatte an vieles zu glauben begonnen, seit sie in Bixby angekommen war
– an dreizehn Reißnägel in einer Reihe, die sie beschützen würden, an eine Geschichte, die sie nicht in ihren Büchern fand, hatte darauf vertraut, dass eine Taschenlampe ihr Leben retten würde. Aber bis jetzt hatte sie überlebt.
Jetzt musste sie Dess vertrauen, selbst wenn das Mädchen ihr Sachen erzählte, die
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