Das Echo aller Furcht
gerne teilte und ohne weiteres auch einen anderen Staatschef anlog – selbst wenn es um eine Kleinigkeit wie diese ging. Narmonow war etwas enttäuscht. Er hatte zwar nichts Besseres erwartet, aber Fowler hätte anständiger und menschlicher sein können. Das kostete nichts. Statt dessen war er so kleinlich wie ein KP-Apparatschik. Sag mal, Robert, fragte Narmonow in Gedanken und wahrte ein Pokergesicht, das ihm in Las Vegas Ehre gemacht hätte, was bist du für ein Mensch?
»Es wird langsam spät, mein Freund«, meinte Narmonow. »Sehen wir uns morgen nachmittag wieder?«
Fowler erhob sich. »Ja, Andrej.«
Bob Fowler geleitete den Russen zur Tür und verabschiedete sich von ihm. Dann kehrte er in seine Suite zurück, wo er sofort seine handgeschriebene Checkliste aus der Tasche holte und sich davon überzeugte, daß er auch alles gefragt hatte.
»Nun?« fragte Elizabeth Elliot.
»Das Problem mit den Raketen stellt er so dar, wie es unsere Experten auch sehen. Damit sollten die Jungs bei der CIA zufrieden sein.« Er schnitt eine Grimasse, weil er wußte, daß sich der Militärnachrichtendienst nicht so leicht abspeisen ließ. »Seine Streitkräfte scheinen ihm Kummer zu machen.«
Dr. Elliot setzte sich. »Und sonst?«
Der Präsident goß sich ein Glas Wein ein und setzte sich dann neben seine Sicherheitsberaterin. »Na ja, die üblichen Liebenswürdigkeiten. Der Mann ist überarbeitet und hat eine Menge Sorgen. Aber das wußten wir ja schon.«
Liz schwenkte ihr Glas und hielt es sich unter die Nase. Italienische Weine schmeckten ihr nicht, aber diesen fand sie nicht übel. »Robert, ich habe mir Gedanken gemacht...«
»Worüber, Elizabeth?«
»Über Charlie ... da müssen wir etwas unternehmen. Es ist ungerecht, daß er so einfach von der Bildfläche verschwinden mußte. Er war doch der Mann, der das Abkommen aufs Gleis brachte, oder?«
»Richtig«, stimmte Fowler zu, trank einen Schluck und füllte sein Glas nach. »Die Sache war sein Baby.«
»Dann sollten wir das diskret durchsickern lassen. Das wäre das mindeste...«
»Jawohl, sein Name soll nicht nur mit einer schwangeren Studentin in Verbindung gebracht werden. Das ist sehr anständig von dir, Elizabeth.« Fowler stieß mit ihr an. »Du übernimmst die Medien. Gehen die Einzelheiten des Abkommens morgen vormittag an die Öffentlichkeit?«
»Ja. Um neun, glaube ich.«
»Gut, dann nimmst du anschließend ein paar Journalisten beiseite und steckst ihnen die Sache als Hintergrundinformation. Vielleicht ruht Charlie dann friedlicher.«
»Wird gemacht.« Diesen Teufel hatte sie ihm mit Leichtigkeit ausgetrieben. Es sah so aus, als könnte sie ihn zu allem überreden.
»Morgen ist ein großer Tag.«
»Der größte, Bob, der größte.« Elliot lehnte sich zurück und lockerte ihr Halstuch. »Ich hätte nie geglaubt, daß ich so etwas erleben darf.«
»Ich schon«, versetzte Fowler mit einem Funkeln in den Augen. Für einen kurzen Moment quälte ihn sein Gewissen. Er hatte erwartet, den historischen Moment mit einer anderen Person zu teilen, aber das Schicksal hatte es verhindert. Darauf hatte er keinen Einfluß. Das Schicksal wollte es, daß im entscheidenden Augenblick Elizabeth an seiner Seite war. Da er diese Situation nicht absichtlich herbeigeführt hatte, brauchte er auch keine Schuldgefühle zu haben. Ihm war es zu verdanken, daß die Welt nun besser, sicherer und friedlicher war. Wie konnte man sich deshalb schuldig fühlen?
Elizabeth schloß die Augen, als der Präsident ihren Nacken streichelte. An so einen Augenblick hatte sie im Traum nie gedacht.
Drei ganze Geschosse des Hotels waren für den Präsidenten und sein Gefolge reserviert. An allen Eingängen und in mehreren Gebäuden entlang der Straße standen amerikanische und italienische Wachen, aber der Korridor vor der Suite des Präsidenten war die ausschließliche Domäne des Secret Service. Connor und D’Agustino machten einen letzten Inspektionsgang und zogen sich dann zurück. Im Gang waren zehn Agenten zu sehen; weitere zehn befanden sich hinter diversen geschlossenen Türen. Drei trugen schwarze Ledertaschen vor der Brust, sogenannte FAG, Fast-Action-Gun Bags, die Uzi-Maschinenpistolen enthielten. Wer bis hierher vordrang, dem wurde ein heißer Empfang bereitet.
»Aha, HAWK und HARPY bekakeln Staatsgeschäfte«, merkte Daga leise an.
»Ich hätte nie geglaubt, daß Sie so prüde sein können«, antwortete Pete Connor und grinste verstohlen.
»Es geht mich ja nichts an,
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