Das Echo aller Furcht
aber früher mußten die Türposten Eunuchen oder so was Ähnliches sein.«
»Wenn Sie so weiterreden, bringt Ihnen der Nikolaus ’ne Rute.«
»Ich wär’ schon mit der neuen Automatic zufrieden, die das FBI eingeführt hat«, versetzte Daga lachend. »Die beiden turteln wie Teenager. Das schickt sich einfach nicht.«
»Daga ...«
»Ich weiß, er ist der Chef und ein erwachsener Mann, und wir müssen beide Augen zudrücken. Immer mit der Ruhe, Pete. Meinen Sie vielleicht, ich würde das einem Reporter stecken?« Sie öffnete die Tür zur Feuertreppe und sah drei Agenten, zwei mit FAG-Taschen.
»Und ich wollte Sie gerade auf ein Glas einladen ...«, bemerkte Connor trocken. Das war ein Scherz; beide tranken im Dienst nicht, und im Dienst waren sie so gut wie immer. Connor hatte aber schon erwogen, sie ins Bett zu lotsen. Sie waren beide geschieden, aber aus der Sache wäre nie etwas geworden. Sie wußte das auch und grinste ihn an.
»Einen Schluck könnte ich schon vertragen. Bei uns zu Hause gab’s immer italienischen Wein. Was ist das doch für ein mieser Job!« Ein letzter Blick den Korridor entlang. »Alle sind auf ihren Posten. So, jetzt können wir Feierabend machen, Pete.«
»Finden Sie die neue Zehn-Millimeter wirklich gut?«
»Letzte Woche beim Probeschießen in Greenbelt habe ich schon in der ersten Runde fast ins Schwarze getroffen. Mach das mal besser, mein Süßer.«
Connor blieb stehen und lachte. »Aber Daga!«
»Huch, wenn das jemand gehört hat!« D’Agustino klimperte mit den Wimpern. »Na bitte.«
»Seit wann sind Italiener so puritanisch?«
Helen D’Agustino versetzte dem dienstälteren Agenten einen Rippenstoß und ging zum Aufzug. Pete hatte recht. Sie wurde, was für sie ganz uncharakteristisch war, immer prüder. Als leidenschaftliche Frau, deren erste und einzige Ehe daran gescheitert war, daß zwei starke Egoisten aufeinandergetroffen waren, wußte sie, daß ihre Vorurteile ihre Urteilsfähigkeit trübten, und das war ungesund. Was HAWK in seiner Freizeit trieb, ging nur ihn etwas an, aber sein Blick ... Er war in das Biest verknallt. Daga fragte sich, ob sich je ein Präsident so etwas geleistet hatte. Vermutlich, räumte sie ein. Es waren immerhin auch nur Männer gewesen, und wenn der Schwanz steht, ist das Gehirn abgeschaltet... Aber daß er einem solchen Biest hörig war, fand sie anstößig; eine Reaktion, die ihr selbst merkwürdig und widersprüchlich vorkam. Ich bin doch eine gestandene Feministin, sagte sie sich, warum stört mich die Sache dann so? Sie war todmüde und wußte, daß sie nur fünf oder sechs Stunden schlafen durfte, bevor der Dienst wieder anfing. Zur Hölle mit diesen Auslandsreisen. . .
»Und was ist das dann?« fragte Kati kurz nach Sonnenaufgang. Er war am Vortag unterwegs gewesen, um sich mit anderen Guerillaführern zu treffen und auch den Arzt aufzusuchen, wie Ghosn wußte.
»Mit Sicherheit kann ich das nicht sagen«, erwiderte der Ingenieur. »Ich tippe auf einen Radar-Störsender oder so etwas Ähnliches.«
»Das wäre günstig«, sagte der Kommandant sofort. Trotz der Entspannung zwischen Ost und West ging das Geschäft weiter. Noch hatte die Sowjetunion Streitkräfte, und die verfügten über Waffen. Mittel, die sie gegen diese Waffen einsetzen konnten, mußten für sie von Interesse sein. Israelisches Gerät war besonders wertvoll, da es von den Amerikanern kopiert wurde. Selbst technisch veraltete Einrichtungen demonstrierten, wie die israelischen Ingenieure ein Problem durchdachten, und konnten nützliche Hinweise auf neuere Systeme geben.
»Ja, das sollten wir unseren russischen Freunden verkaufen können.«
»Wie läuft es mit dem Amerikaner?«
»Recht gut. Ismael, ich mag den Mann und verstehe ihn inzwischen besser.« Der Ingenieur erklärte den Grund. Kati nickte.
»Wie setzen wir ihn dann ein?«
»Bilden wir ihn vielleicht an den Waffen aus? Mal sehen, wie er mit den Männern zurechtkommt.«
»Gut, ich schicke ihn heute vormittag auf den Übungsplatz. Mal sehen, was er kann. Und Sie – wie lange dauert es, bis Sie das Ding da auseinandergenommen haben?«
»Ich denke, daß ich heute noch fertig werde.«
»Ausgezeichnet. Dann will ich Sie nicht weiter aufhalten.«
»Wie fühlen Sie sich?«
Kati runzelte die Stirn. Er fühlte sich miserabel, führte das aber zum Teil darauf zurück, daß sich die Möglichkeit eines Abkommens mit den Israelis abzeichnete. Konnte es so weit kommen? Die Lehren aus der Geschichte
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