Das Echo aller Furcht
der Erste Offizier.
»Wir brechen den Kontakt ab. Die Übung dort drüben wird noch mindestens dreißig Minuten dauern. Nach ihrem Abschluß werden wir uns der Gegenortung nicht entziehen können. Setzen wir uns also besser jetzt ab. Er darf nicht erfahren, was wir getan haben. Keine Angst, wir werden ihm wieder begegnen. Unseren Auftrag haben wir jedenfalls ausgeführt. Wir haben ihn erfaßt und in Schußweite gebracht. Männer, in Petropawlowsk gibt’s ein Gelage, und die Rechnung zahlt euer Kapitän! So, jetzt verschwinden wir leise, damit er überhaupt nicht merkt, daß wir da waren.«
Captain Robert Jefferson Jackson wünschte sich, wieder jung zu sein, wieder ganz schwarzes Haar zu haben und als »Nugget« frisch von der Ausbildung in Pensacola zum ersten Mal mit einem jener bedrohlich wirkenden Kampfflugzeuge zu starten, die wie riesige Raubvögel an der Startlinie des Stützpunkts der Marineflieger in Oceana standen. Daß er alle 24 F-14D Tomcat in seiner unmittelbaren Umgebung befehligte, war nicht so befriedigend wie die Gewißheit, eine sein eigen nennen zu können. Nun aber »gehörten« ihm als Commander der Air Group zwei Geschwader Tomcat, zwei weitere mit F/A-18 Hornet, eines, das sich aus Bodenkampfflugzeugen A-6E Intruder zusammensetzte, ein Geschwader U-Jäger S-3 und schließlich die weniger glanzvollen Tanker, Prowler für die elektronische Kriegsführung und die Hubschrauber mit der Doppelfunktion Rettungseinsatz und U-Boot-Abwehr. Insgesamt 78 Flugzeuge im Wert von ...? Einer Milliarde Dollar? Mehr noch, wenn man die Wiederbeschaffungskosten berücksichtigte. Hinzu kamen die 3000 Männer und Frauen, die die Maschinen flogen und warteten; diese waren natürlich mit Gold nicht aufzuwiegen. Und er war für das Ganze verantwortlich. Es machte viel mehr Spaß, als junger Pilot seine eigene Maschine zu fliegen und die Sorgen der Führung zu überlassen. Genau zu der gehörte Robby nun; er war der Mann, über den die Leute in ihren Kabinen auf dem Schiff redeten. Sie empfanden Unbehagen, wenn sie in seine Kajüte zitiert wurden, weil sie das Gefühl hatten, wie auf der Penne vor den Rex geschleift zu werden. Sie flogen auch nicht gerne mit ihm, weil sie erstens dachten, er sei zu alt, um noch Höchstleistungen zu bringen, und weil sie zweitens ihre Fehler von ihm unter die Nase gerieben bekamen – Kampfpiloten gestehen ihre Schnitzer nur untereinander ein.
Seiner Situation haftete eine gewisse Ironie an. Zuletzt hatte er sich im Pentagon als Papierkrieger betätigt und sehnlichst das Ende dieses Jobs herbeigesehnt, dessen aufregendster Aspekt die tägliche Suche nach einem anständigen Parkplatz war. Dann hatte er endlich den Befehl über einen Trägerverband bekommen – und hatte nun mehr bürokratischen Mumpitz zu verkraften als je zuvor. Nun, wenigstens kam er einmal in der Woche zum Fliegen ... wenn er Glück hatte. Heute war ein solcher Tag. Sein Stabsbootsmann grinste ihm zu, als er hinausging.
»Passen Sie auf den Laden auf«, meinte Robby.
»Roger, Skipper. Ich halte die Stellung.«
Jackson blieb wie angewurzelt stehen. »Meinetwegen können Sie den ganzen Papiermist klauen lassen.«
»Mal sehen, was sich machen läßt, Sir.«
Ein Dienstwagen brachte ihn zur Startlinie. Jackson trug bereits seine Nomex-Kombination, ein altes, stinkiges und verwaschenes Stück, das an den Ellbogen und am Hosenboden fast durchgescheuert war. Aber Piloten sind abergläubisch, und Robby und die Kombination hatten zusammen allerhand erlebt.
»He, Skipper!« rief einer seiner Geschwaderkommandanten.
Commander Bud Sanchez war kleiner als Jackson. Seine olivfarbene Haut und sein Bismarck-Schnauzer betonten die hellen Augen und ein Grinsen wie aus der Zahnpastareklame. Sanchez, der VF-1 kommandierte, sollte heute mit Jackson aufsteigen. Sie waren zusammen geflogen, als Jackson noch VF-41 der John F. Kennedy kommandiert hatte. »Ihr Vogel ist klar. Zeigen wir den Kerlen mal, wo der Hammer hängt?«
»Gegen wen geht es heute?«
»Muffköppe aus Cherry Point in F-18 Delta. Unser Hummer kreist schon 100 Meilen vor der Küste. Unser Auftrag bei der Übung: Gefechtspatrouille, Abwehr tieffliegender Eindringlinge.« Hierbei ging es darum, angreifende Flugzeuge am Überfliegen einer imaginären Linie zu hindern. »Lust auf’n geilen Luftkampf? Die Marines haben am Telefon große Sprüche geklopft.«
»Der Marine, mit dem ich nicht fertig werde, muß erst noch geboren werden«, sagte Robby und nahm
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