Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
und die Alarmanlage in Betrieb war. Im Bad putzte er sich die Zähne und schaute heimlich in die Schublade ihres Frisiertisches. In der Tat: ein Thermometer und eine kleine Karteikarte mit Daten und Temperaturen. Sie meinte es also ernst und hatte ihre Absicht, wie es ihrer Art entsprach, für sich behalten. Nun, ihm war’s recht.
    Jack betrat das Schlafzimmer, hängte seine Kleider auf, zog einen Bademantel über und ging an die Bettkante. Caroline stand auf, schlang die Arme um seinen Hals und küßte ihn.
    »Bist du auch ganz sicher, Schatz?«
    »Ja. Hast du was dagegen?«
    »Cathy, für dich tu’ ich alles.«
    Wenn er doch bloß nicht so viel trinken würde, dachte sie. Wenigstens jetzt nicht. Sie spürte, wie seine Hände über das Negligé glitten. Jack hatte starke, aber sanfte Hände, die nun durch den Stoff ihre Figur abtasteten. Schwarze Reizwäsche war nuttig, aber jede Frau hat das Recht, sich hin und wieder mal nuttig zu geben, selbst wenn sie Professorin und Augenchirurgin am Ophtalmologischen Institut des Johns-Hopkins-Hospitals ist. Jacks Mund roch nach Zahnpasta und Wein, aber ansonsten hatte er einen Mannsgeruch. Jack hatte ihr ein traumhaftes Leben gegeben – fast. Er war überarbeitet, trank zuviel und bekam nicht genug Schlaf. Aber er war ihr Mann, und einen besseren konnte sie sich trotz seiner Schwächen und seiner häufigen Abwesenheit nicht wünschen.
    Cathy stöhnte leise, als seine Hände die Knöpfe fanden. Er verstand, aber seine Finger waren ungeschickt. Diese verflixten kleinen Schlaufen, aber da unter den Knöpfen und dem Stoff ihre Brüste lockten, gab er nicht auf. Cathy holte tief Luft und roch ihr liebstes Körperpuder.
    Parfüm mochte sie nicht; sie fand, daß eine Frau schon von Natur aus alle Düfte produziert, die ein Mann braucht. Endlich. Nun fanden seine Hände ihre glatte und noch jugendliche Haut. Mit sechsunddreißig war sie für eine Schwangerschaft noch nicht zu alt. Sie wünschte sich nur noch ein Kind; nur einmal noch wollte sie spüren, wie neues Leben in ihr heranwuchs. Sie war bereit, die Übelkeit auf sich zu nehmen, den ständigen Druck auf die Blase ebenso wie andere seltsame Beschwerden, und die Schmerzen bei der Geburt. Gewiß kein Vergnügen, aber mit Jack an ihrer Seite wie bei Sally und dem kleinen Jack würde sie es schaffen. Neues Leben in die Welt zu bringen war der tiefste Beweis ihrer Liebe und des Frauseins; einem Mann und sich selbst die einzige Art von Unsterblichkeit zu schenken, die es gibt.
    Und außerdem, dachte sie und unterdrückte ein Kichern, ist die Anstrengung, die mit dem Schwangerwerden verbunden ist, weitaus vergnüglicher als Joggen.
    Jack zog ihr nun das Negligé ganz aus und legte sie sanft aufs Bett. Das hatte er schon immer gut gekonnt, schon beim ersten Mal, als sie beide sehr nervös gewesen waren, und von dem Moment an hatte sie gewußt, daß er sie um ihre Hand bitten würde ... nachdem er den Rest ausprobiert hatte. Wieder ein Kichern über Vergangenheit und Gegenwart, als seine Hand über ihre Haut glitt, die nun hier heiß und dort kühl war. Und als er damals allen Mut zusammengenommen und ihr die entscheidende Frage gestellt hatte, hatte sie die Angst in seinen Augen gesehen, die Furcht vor einer Zurückweisung – dabei war sie diejenige gewesen, die sich eine Woche lang gegrämt und einmal sogar geweint hatte aus Sorge, er könnte die Frage nicht stellen, es sich anders überlegen und eine andere finden. Cathy hatte schon vor dem ersten Mal gewußt, daß er der Richtige war. Jack war der Mann, mit dem sie ihr Leben teilen, mit dem sie Kinder haben, den sie lieben wollte bis zum Tod und vielleicht darüber hinaus, wenn die Priester recht hatten. Nicht seine Größe, seine Kraft oder sein Mut, den er zweimal vor ihren Augen unter Beweis gestellt hatte – und vermutlich auch an anderen Orten, von denen sie nie erfahren würde – faszinierten sie, sondern seine Güte, Milde und innere Stärke, die nur cinfühlsame Menschen spürten. Ihr Mann war in mancher Hinsicht ein ganz normaler Mensch, in mancher aber einmalig, und insgesamt ein Mensch mit sehr viel mehr Stärken als Schwächen.
    Und nun sollte er mit ihr ein Kind zeugen. Die Morgentemperatur hatte den richtigen Zeitpunkt in ihrem immer berechenbaren Zyklus bestätigt. Nun, räumte sie ein, es war eigentlich nur eine statistische Wahrscheinlichkeit, aber in ihrem Fall eine sehr große. Nicht zu klinisch werden, dachte sie, nicht bei Jack und nicht in einem

Weitere Kostenlose Bücher