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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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auf einmal... Moment, dachte Wellington. Das ist ja interessant.
    Ein treuhänderisch verwalteter Ausbildungsfonds? Für wen? Wer war Carol Zimmer? Warum kümmerte sich Ryan um ihre Kinder? Timing? Bedeutung?
    Wie so oft verriet ein Berg Papier nur wenig. Das ist vielleicht der wahre Zweck der Regierungsarbeit, überlegte Wellington, mit Volumen den Anschein von Substanz zu erwecken und dabei so wenig wie möglich zu sagen. Er lachte in sich hinein. War das nicht auch der Sinn und Zweck der Juristerei? Für 200 Dollar die Stunde zankten sich die Anwälte nur zu gern über die Stellung von Satzzeichen und andere gewichtige Angelegenheiten. Ihm aber war etwas sehr Offenkundiges entgangen.
    Ryan stand nicht in der Gunst der Fowler-Administration. Warum war er dann für das Amt des DDCI nominiert worden? Aus politischen Gründen? Nein, aus diesen wählte man Leute, die für ihr Amt eigentlich nicht qualifiziert waren. Hatte Ryan überhaupt politische Kontakte? Die Akte wies keine aus. Wellington blätterte und fand einen Brief, unterzeichnet von Alan Trent und Sam Fellows vom Aufsichtsausschuß des Repräsentantenhauses. Was für ein merkwürdiges Paar, ein Schwulerund ein Mormone. Ryans Ernennung hatte den Kongreß glatt passiert und viel rascher als die von Marcus Cabot oder die der Kabinettstars des Präsidenten, Bunker und Talbot. Zum Teil lag das daran, daß Ryan ein Mann der zweiten Ebene war, aber das erklärte nicht alles. Die Fakten wiesen auf beste politische Beziehungen hin. Aber zu wem? Worüber, in aller Welt, konnten sich Trent und Fellows einig sein?
    Fest stand, daß Fowler und seine Leute etwas gegen Ryan hatten – sonst hätte nicht der Justizminister persönlich Wellington auf den Fall angesetzt. Fall? War das die richtige Bezeichnung für seine Aktivitäten? Wenn wirklich ein Fall vorlag, warum wurde er dann nicht vom FBI bearbeitet? Offenbar war wieder die Politik im Spiel. Ryan hatte öfters eng mit dem FBI zusammengearbeitet, aber...
    William Connor Shaw, der Direktor des FBI, wurde als der ehrlichste Mann der Regierung gefeiert. Politisch war Shaw natürlich naiv, aber er triefte sozusagen vor Integrität, und das zierte den Chef einer Polizeibehörde. Jedenfalls war man im Kongreß dieser Ansicht und spielte sogar mit dem Gedanken, Sonderankläger abzuschaffen, weil das FBI so sauber geworden war – besonders, nachdem ein Sonderankläger im Fall Iran-Contra solchen Mist gebaut hatte. Mit dieser Affäre hatte das FBI nichts zu tun gehabt.
    Ein interessanter Fall, an dem man sich seine Sporen verdienen konnte.

17
Prozesse
    Die Tage werden kürzer, sagte sich Jack. Er kam heute gar nicht besonders spät nach Hause, es wurde nur früher dunkel. Die Erde zog ihre Bahn um die Sonne, und die Neigung ihrer Rotationsachse relativ zur ... Ekliptik? Ja, so ähnlich. Sein Fahrer setzte ihn vor der Tür ab, und während er müde hineinging, fragte er sich, wann er – Wochenende ausgenommen – sein Haus zuletzt bei Tageslicht gesehen hatte. Wenigstens hatte er heute keine Akten dabei – aber das stimmte auch nicht ganz. Auf dem Schreibtisch ließ es sich leichter aufräumen als im Kopf.
    Ryan hörte die Geräusche eines normalen Haushaltes. Der Kabelsender Nickelodeon brachte Zeichentrickfilme. Die Waschmaschine ratterte; da mußte der Kundendienst her. Er ging in das an die Küche angrenzende kleinere Wohnzimmer für die Familie.
    »Papi!« rief Jack Jr., rannte auf ihn zu, umarmte ihn und schaute ihn flehend an. »Papi, du hast versprochen, daß du mit mir zum Baseball gehst.«
    Verdammt noch mal, ja, dachte Jack. Die Schule hatte wieder angefangen, die Baseball-Saison neigte sich dem Ende zu; oben in Baltimore gab es noch höchstens ein Dutzend Heimspiele. Er mußte hin ... aber wann? Wann konnte er sich endlich mal freinehmen? Das neue Kommunikationszentrum war erst zur Hälfte fertiggestellt, und das war sein Projekt, aber die beauftragte Firma war eine Woche im Rückstand, und er mußte ihr Beine machen, wenn alles termingerecht fertig sein sollte...
    »Mal sehen, Jack«, sagte Ryan zu seinem Sohn, der noch zu jung war, um zu verstehen, daß sein Vater über seine Versprechungen hinaus noch andere Verpflichtungen hatte.
    »Du hast’s aber versprochen, Papi.«
    »Ich weiß.« Ryan war nun entschlossen, sich einen Nachmittag freizunehmen.
    »Zeit fürs Bett«, verkündete Cathy. »Morgen habt ihr Schule.«
    Ryan umarmte und küßte seine beiden Kinder, aber nach der demonstrierten Zuneigung

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