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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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durch Acrylscheiben, die sie nach außen isolierten, permanent beobachtet. Der Arbeitsplatz wurde nach oben in einen elektrostatischen Reiniger entlüftet. Es war sinnlos und äußerst gesundheitsschädlich, den Metallstaub einfach in die Umwelt zu blasen. Über den elektrostatischen Platten lag eine zwei Meter dicke Erdschicht. Beryllium ist nicht radioaktiv, Plutonium hingegen wohl, und dieses Metall sollte auf derselben Maschine bearbeitet werden. Die Bearbeitung des Berylliums war notwendig und eine gute Übung für spätere Aufgaben.
    Die Fräsmaschine war genau so, wie Fromm es bei seiner Bestellung vor einigen Jahren erwartet hatte. Die computergesteuerten Fräsköpfe wurden von Lasern überwacht und lieferten einen Präzisionsgrad, der noch fünf Jahre früher in so kurzer Zeit nicht zu erreichen gewesen war. Schon nach dem ersten Arbeitsgang glänzte das Beryllium wie der Bolzen eines besonders edlen Gewehrs. Die Digitalanzeige an der Maschine maß die Fertigungstoleranzen in Ängström. Der Kopf rotierte mit 25 000 Umdrehungen pro Minute und schnitt nun kaum mehr, sondern schliff Unregelmäßigkeiten weg. Andere Instrumente überwachten das Werkstück und die Toleranzen und tasteten den Kopf auf erste Verschleißanzeichen ab; wenn diese zu groß wurden, hielt die Maschine automatisch an, damit ein Ersatzstück montiert werden konnte – die Wunder der Technik. Was früher speziell ausgebildete Meister unter der Aufsicht von Nobelpreisträgern getan hatten, wurde nun von Chips erledigt.
    Die eigentliche Bombenhülle war bereits hergestellt worden. Sie hatte die Form eines Ellipsoids und war 98 Zentimeter lang und maximal 52 Zentimeter stark. Sie bestand aus zentimeterdickem Stahl, mußte fest sein und gerade so stark, um ein Vakuum zu halten. Einbaufertig waren auch gekrümmte Blöcke aus Polyäthylen- und Polyurethanschaum; für den Bau einer solchen Bombe brauchte man sowohl die stärksten als auch die leichtesten Materialien. Auf manchen Gebieten war man dem Zeitplan voraus, aber das war kein Vorwand für Zeitverschwendung oder Müßiggang. An einer anderen Maschine übten Arbeiter erneut an dem Edelstahlmodell der zylindrischen Plutoniummasse für die Primärladung und stellten nun das siebte Stück her. Trotz der hochmodernen Maschine waren die beiden ersten Exemplare fehlgeschlagen, wie Fromm erwartet hatte. Nach dem fünften Stück hatten die Männer den Prozeß einigermaßen beherrscht, und Versuch Nummer sechs war gut genug für den Guß gewesen – aber nicht gut genug für Fromm. Der Deutsche hatte sich die Standards der NASA für die Mondlandung zum Vorbild genommen. Wenn ein Gerät wie vorgegeben funktionieren sollte, mußte eine große Anzahl an individuellen Vorgängen in einer übermenschlich präzisen Zeitfolge ablaufen. Er stellte sich das so vor, als ginge er durch eine Reihe von Toren. Je breiter diese waren, desto rascher waren sie zu passieren. Plus-/Minustoleranzen verengten diese Öffnungen leicht. Fromm, der überhaupt keine Toleranzen sehen wollte, hatte sich das Ziel gesetzt, alle Komponenten der Bombe exakt nach seinen Vorgaben fertigen zu lassen, soweit es die verfügbare Technologie zuließ. Je näher er der Perfektion kam, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, daß die Bombe exakt wie von ihm vorhergesagt funktionierte... wenn nicht besser, sagte er sich insgeheim. Da er keine Tests machen und folglich keine empirischen Lösungen komplexer theoretischer Probleme finden konnte, hatte er bei der Konstruktion überdimensioniert und ein Energiepotential vorgesehen, das die angestrebte Sprengleistung weit überstieg. Damit war die gewaltige Tritiummenge erklärt – fünfmal mehr als theoretisch erforderlich -, die er einzusetzen gedachte. Sein Tritiumvorrat war mehrere Jahre alt und hatte sich teilweise zu 3 He zersetzt, ein ausgesprochen unerwünschtes Heliumisotop, aber wenn er das Tritium durch Palladium filterte, bekam er den Rest rein heraus und stellte damit eine rechte Energieausbeute sicher. Amerikaner und Sowjets konnten sich wegen ihrer umfangreichen Experimente sehr viel geringere Tritiummengen leisten, aber Fromm hatte einen anderen Vorteil: Die lange Haltbarkeit seiner Bombe war für ihn anders als für seine amerikanischen und sowjetischen Pendants kein Kriterium. Wie immer bei der Bombenkonstruktion war dies ein zweischneidiges Schwert, aber Fromm wußte, daß er sein Projekt fest im Griff hatte. Vergiß bloß das Palladium nicht, mahnte er sich. Aber es

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