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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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schnell, aber Sie dürfen nicht vergessen, daß der ganze Detonationsprozeß nur drei Wack dauert.«
    »Wie bitte? Drei was?«
    »Wack.« Fromm gestattete sich ein seltenes Lächeln. »Was eine Nanosekunde ist, wissen Sie wohl – der milliardste Teil einer Sekunde, oder zehn hoch minus neun. In dieser Zeitspanne legt ein Lichtstrahl 30 Zentimeter zurück.« Er hielt die Hände entsprechend weit auseinander.
    Kati nickte. »Sehr kurz.«
    »Gut, ein Wack beträgt zehn Nanosekunden; in dieser Zeit legt Licht drei Meter zurück. Den Terminus ließen sich die Amerikaner in den vierziger Jahren einfallen; ein Wack ist die Zeit, die ein Lamm braucht, um einmal mit dem Schwanz zu wackeln – das sollte ein Witz sein. Mit anderen Worten, innerhalb von drei Wack oder dreißig Nanosekunden, der Zeitspanne also, in der Licht neun Meter zurücklegt, hat die Bombe den Detonationsprozeß begonnen und abgeschlossen. Chemische Sprengstoffe reagieren viele Tausende Male langsamer.«
    »Ich verstehe«, sagte Kati, und das war wahr und gelogen zugleich. Er ging hinaus, um Fromm zu seinen gespenstischen Tagträumen zurückkehren zu lassen. Günther wartete draußen im Freien. »Nun, wie weit sind wir?«
    »Der amerikanische Teil des Plans ist formuliert«, erwiderte Bock, entfaltete eine Landkarte und legte sie auf den Boden. »Die Bombe kommt an diese Stelle.«
    »Was ist das für eine Anlage?« Bock beantwortete die Frage. »Kapazität?« fragte der Kommandant dann.
    »Über sechzigtausend. Wenn die Sprengleistung wie versprochen ausfällt, gibt es innerhalb dieses Radius 100 Prozent Todesfälle; insgesamt hundert- bis zweihunderttausend Opfer.«
    »Ist das alles? Bewirkt eine Atombombe denn nicht mehr?«
    »Kommandant, das ist nur ein relativ kleiner Sprengsatz.«
    Kati schloß die Augen und stieß einen unterdrückten Fluch aus. Vor einer Minute noch hatte er gehört, das Resultat werde jenseits all seiner Erfahrung liegen, und nun erzählte man ihm das Gegenteil. Der Kommandant war klug genug, um zu wissen, daß beide Experten recht hatten.
    »Warum ausgerechnet an diesem Platz?« fragte er. Bock erklärte ihm die Sache.
    »Es wäre eine große Genugtuung, wenn wir den amerikanischen Präsidenten erwischten.«
    »Mag sein, aber nicht unbedingt günstig. Wir könnten versuchen, die Bombe nach Washington zu bringen, aber ich halte das Risiko einer Entdeckung für viel zu groß. Kommandant, wir müssen berücksichtigen, daß wir nur eine Bombe und daher auch nur eine einzige Chance haben. Deshalb müssen wir die Chance einer Entdeckung so gering wie möglich halten und unser Ziel vorwiegend nach Kriterien der Zweckmäßigkeit auswählen.«
    »Und der deutsche Teil der Operation?«
    »Wird sich leichter durchführen lassen.«
    »Kann die Sache denn klappen?« fragte Kati und starrte auf die staubigen Berge des Libanon.
    »Es müßte hinhauen. Ich schätze die Erfolgschancen auf sechzig Prozent.«
    Nun, wenigstens werden wir die Amerikaner und Russen bestrafen, sagte sich der Kommandant und fragte sich dann: Ist das genug? Katis Züge wurden hart, als er über die Antwort nachdachte.
    Es erhob sich aber nicht nur eine Frage. Kati hielt sich für einen todgeweihten Mann. Der Krankheitsverlauf war ein Auf und Ab, unerbittlich wie die Gezeiten, aber die Flut reichte nie ganz so hoch wie vor einem Jahr oder noch vor einem Monat. Im Augenblick fühlte er sich gut, wußte aber, daß das nur relativ war. Die Möglichkeit, daß er im nächsten Jahr nicht mehr lebte, war ebenso wahrscheinlich wie der Erfolg von Bocks Plan. Konnte er sterben, ohne alles für die Ausführung dieses Plans getan zu haben?
    Nein. Und wenn sein Leben schon zu Ende ging, was kümmerten ihn dann die Leben anderer, Ungläubiger obendrein?
    Günther ist Atheist, dachte Kati, ein Ungläubiger, und Marvin Russell ist Heide. Die Menschen, die du zu töten vorschlägst aber haben eine Religion, eine Buchreligion wie der Islam. Sie mögen irregeleitete Anhänger des Propheten Jesus sein, aber sie glauben an den Einen Gott.
    Doch auch die Juden hatten ihre Heilige Schrift, wie es im Koran stand. Sie waren die spirituellen Vorfahren des Islam und wie die Araber Kinder Abrahams. Er kämpfte nicht aus religiösen Motiven gegen Israel, sondern für die Befreiung seines Volkes, das aus seinem eigenen Land vertrieben worden war – von Leuten, die ebenfalls nur vorgaben, sich von ihrer Religion leiten zu lassen.
    Kati stellte sich seinen Überzeugungen mit allen ihren

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