Das Echo aller Furcht
gehalten: ihre Konstruktionen unablässig verbessert, immer effizienter und damit kleiner, zuverlässiger und billiger gemacht. Der Bau einer solchen Bombe war die größte Herausforderung für einen Ingenieur, und er war dankbar, daß er sich an der Aufgabe versuchen durfte. Seine Konstruktion war primitiv, schwer und bestimmt kein Meisterstück, aber für ihn stand fest, daß sie funktionieren würde. Hätte er nur mehr Zeit gehabt, wäre sie viel besser ausgefallen ...
»Ich verstehe. Ein Mann Ihres Kalibers könnte die ganze Einheit auf die Größe eines Eimers reduzieren.«
Ein gewaltiges Kompliment. »Nett, Herr Ghosn, aber trauen Sie mir nicht zuviel zu. So weit verkleinern könnte ich die Bombe zwar nicht, aber immerhin so weit, daß sie in die Nase einer Rakete paßt.«
»Tja, wenn sich unsere irakischen Brüder nur mehr Zeit gelassen hätten ...«
»Wohl wahr, dann gäbe es jetzt kein Israel mehr. Aber die Iraker haben eben alles falsch angefangen.«
»Sie waren zu ungeduldig«, sagte Ibrahim und verfluchte sie insgeheim.
»An solche Dinge muß man kaltblütig und mit klarem Kopf herangehen. Entscheidungen dieser Art müssen auf Logik basieren und nicht auf Emotionen.«
»Genau.«
Achmed fühlte sich hundeelend. Er hatte sich Urlaub genommen, um auf Anweisung des Kommandanten dessen Arzt aufzusuchen. Arztbesuche hatte er bisher nach Möglichkeit vermieden. Er war im Gefecht gewesen und hatte Tote und Verwundete gesehen, war selbst aber immer unversehrt geblieben. Aber selbst eine Verletzung wäre ihm lieber gewesen als sein derzeitiger Zustand. Was Kugeln und Granaten anrichteten, konnte man verstehen, aber was hatte ihn so rasch und unerwartet krank gemacht?
Der Arzt hörte sich seine Beschwerden an, stellte ein paar kluge Fragen und notierte, daß Achmed rauchte – das trug dem Kämpfer ein Kopfschütteln und ein mißbilligendes Schnalzen ein, als ob die Zigaretten etwas mit seinem Zustand zu tun hätten. Was für ein Unsinn, dachte Achmed. Bin ich nicht bis vor kurzem sechs Kilometer am Tag gelaufen?
Nun kam die Untersuchung. Der Arzt setzte ihm ein Stethoskop auf die Brust und lauschte. Der Blick des Mediziners wurde zurückhaltend; Achmed fand, er sah aus wie ein mutiger Kämpfer, der seine Gefühle nicht verraten will.
»Einatmen«, befahl der Arzt. Achmed gehorchte. »So, und jetzt langsam ausatmen.«
Das Stethoskop wurde an einer anderen Stelle angesetzt. »Wieder einatmen.« Die Prozedur wurde an Brust und Rücken sechsmal wiederholt.
»Nun?« fragte Achmed, als die Untersuchung abgeschlossen war.
»Ich bin mir noch nicht sicher und möchte Sie zu einem Lungenspezialisten schicken.«
»Dafür habe ich keine Zeit.«
»Sie werden sich die Zeit nehmen, und wenn ich mit dem Kommandanten persönlich sprechen muß.«
Achmed verkniff sich ein Murren. »Meinetwegen.«
Es war bezeichnend für Ryans Verfassung, daß er von der nachlassenden Aufmerksamkeit seiner Frau ihm gegenüber keine Notiz nahm und sogar Erleichterung empfand. Es half, weil es entlastete. Vielleicht hatte sie eingesehen, daß er einfach nur für eine Weile in Ruhe gelassen werden wollte. Ich mach’ das wieder gut, nahm Jack sich vor, sobald ich in meinem Leben wieder Ordnung geschaffen habe. Dessen war er sich ganz sicher, und das redete er sich ein, obgleich ihn eine innere Stimme warnte, gegen die er sich jedoch verschloß. Er war bemüht, weniger zu trinken, aber da nun geringere Erwartungen an ihn gestellt wurden und er sich mehr Schlaf gönnen konnte, kam er zu dem Schluß, daß der Wein ein gutes Einschlafmittel war. Er nahm sich vor, im Frühling, wenn es wieder wärmer wurde, zu einem gesünderen Leben zurückzukehren. Ja, genau: Joggen. Er wollte in der Mittagspause mit den anderen Fitneß-Fanatikern die Straße an der Einfriedung des CIA-Komplexes entlanglaufen. Und Clark war dabei bestimmt ein guter Trainer. Clark war ein echter Kumpel, anders als Chavez, der unverschämt fit war und überhaupt kein Verständnis für Leute hatte, die sich nicht in Form hielten – zweifellos ein Relikt aus seiner Zeit bei der Infanterie. Nun, wenn er auf die Dreißig zugeht, dachte Ryan, wird er merken, daß jung sein irgendwann aufhört und daß es Grenzen gibt.
Weihnachten hätte auch harmonischer verlaufen können, überlegte er an seinem Schreibtisch. Das Fest war aber auf die Wochenmitte gefallen, und das bedeutete, daß die Kinder zwei Wochen schulfrei hatten. Es bedeutete außerdem, daß Cathy ein paar
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