Das Echo aller Furcht
aber war, daß sie sich am Tisch unterhalten hatten – belangloses Geplauder zwar, aber sie hatten wenigstens wieder kommuniziert. Anschließend hatte Jack beim Abräumen geholfen. Zuletzt brachte Cathy die Kinder ins Bett, und dann waren sie allein.
»Tut mir leid, daß ich dich angekeift habe«, sagte Cathy.
»Macht nichts, ich hatte es wahrscheinlich verdient.« Ryan wollte den Frieden um jeden Preis.
»Nein, Jack, das war mein Fehler. Ich war eklig und hatte Krämpfe und Rückenschmerzen. Und du solltest weniger arbeiten und trinken.« Sie ging zu ihm hinüber und küßte ihn. »Nanu, rauchst du etwa wieder?«
Er war verdutzt; mit einem Kuß hatte er nicht gerechnet, wohl aber mit einer Explosion, wenn sie merkte, daß er wieder mit den Zigaretten angefangen hatte. »Tut mir leid, Schatz, ich hatte einen harten Tag und bin schwach geworden.«
Cathy nahm seine Hände. »Jack, ich will, daß du weniger trinkst und dir mehr Ruhe gönnst. Zuviel Alkohol und Streß, zuwenig Schlaf – das ist dein Problem. Das Rauchen gehen wir später an, aber qualme wenigstens nicht bei den Kindern. Ich war ziemlich abweisend, und das war auch falsch, aber du mußt dich mehr um deine Gesundheit kümmern. Was du treibst, ist weder für dich noch für uns gut.«
»Ich weiß.«
»So, und jetzt gehst du ins Bett. Du hast vor allem Schlaf nötig.«
Mit einer Ärztin verheiratet zu sein hat seine Nachteile – wenn es um die Gesundheit geht, duldet sie keine Widerrede. Jack gab ihr einen Kuß und ging brav ins Bett.
30
Ostraum
Clark fuhr zur üblichen Zeit vor und mußte, was ganz ungewöhnlich war, warten. Nach zwei Minuten, als er schon anklopfen wollte, ging die Haustür auf. Heraus trat Dr. Ryan (männlich), blieb stehen, drehte sich um und gab Dr. Ryan (weiblich) einen Kuß. Sie sah ihm nach und bedachte, als er ihr den Rücken kehrte, Clark mit einem strahlenden Lächeln.
Na also? dachte Clark. Habe ich meinen Beruf etwa verfehlt? Jack sah auch annehmbar aus, und Clark gab gleich seinen Kommentar dazu ab.
»Stimmt, ich bin früh ins Bett geschickt worden«, meinte Jack lachend und warf die Zeitung auf den Vordersitz. »Sogar das Trinken hab’ ich vergessen.«
»Wenn Sie noch zwei Tage so weitermachen, sehen Sie wieder menschlich aus.«
»Da haben Sie vielleicht recht.« Er steckte sich aber trotzdem eine Zigarette an, was Clark ärgerte. Dann erkannte er, wie klug Caroline Ryan war. Eins nach dem anderen ... Patente Frau, dachte er.
»Alles bereit für den Testflug um zehn.«
»Gut. Es freut mich, Ihnen mal wieder eine vernünftige Arbeit geben zu können. Beim Personenschutz müssen Sie sich ja zu Tode langweilen«, meinte Ryan und klappte den Dokumentenkoffer auf.
»Auch diese Arbeit hat ihre Höhepunkte«, erwiderte Clark und bog in die Falcon’s Nest Road ein. Da über Nacht nicht viel eingegangen war, steckte Ryans Kopf bald hinter der Washington Post .
Drei Stunden später erreichten Clark und Chavez den Luftstützpunkt Andrews. Zwei VC-20B standen schon startklar bereit. Die Piloten und das Bodenpersonal des 89. »präsidentialen« Lufttransportgeschwaders hatten ein strenges Wartungsprogramm. Die beiden Maschinen hoben im Zeitabstand von wenigen Minuten ab und flogen nach Osten, damit sich zwei neue Kopiloten mit den Flugsicherheitsprozeduren, die sie bereits in- und auswendig kannten, vertraut machen konnten.
Hinten in der Maschine spielte ein Techniker der Air Force mit den hochmodernen Kommunikationsgeräten. Dieser Mann, ein Sergeant, warf hin und wieder einem Zivilisten, der in einen Blumentopf oder ein grünes Stäbchen zu sprechen schien, Seitenblicke zu. Sehr merkwürdig, dachte der Sergeant, das ist bestimmt ein Geheimprojekt. Und da hatte er ganz recht.
Zwei Stunden später setzten die beiden Gulfstreams wieder in Andrews auf und rollten an den VIP-Terminal. Clark sammelte seine Geräte ein und stieß zu einem anderen Zivilisten, der an Bord der zweiten Maschine gewesen war. Schon auf dem Weg zu ihrem Wagen waren die beiden ins Gespräch vertieft.
»Einen Teil Ihres Spruchs konnte ich verstehen – laut und deutlich, meine ich«, meldete Chavez. »Ungefähr ein knappes Drittel.«
»Na, mal sehen, was die Technofreaks damit anfangen können.« 35 Minuten später waren sie wieder in Langley und fuhren von dort aus weiter nach Washington hinein, um ein verspätetes Mittagessen einzunehmen.
Am Vorabend hatte Bob Holtzman den Anruf über seinen nicht eingetragenen Privatanschluß erhalten.
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