Das Echo aller Furcht
Die kurze, knappe Botschaft weckte sein Interesse. Um zwei am Nachmittag betrat er Esteban’s, ein kleines mexikanisches Restaurant in Georgetown. Die meisten Leute, die hier zum Mittagessen herkamen, waren schon wieder bei der Arbeit, so daß das Lokal nun nur noch zu einem Drittel besetzt war, vorwiegend von Studenten der Uni Georgetown. Ein Mann an einem Tisch in der hinteren Ecke des Restaurants winkte ihm zu.
»Tag«, sagte Holtzman und setzte sich.
»Bob Holtzman?«
»Der bin ich«, erwiderte der Reporter. »Und Sie?«
»Zwei nette Menschen«, sagte der Ältere. »Darf ich Sie zum Essen einladen?«
»Einverstanden.« Der Jüngere stand auf, begann die Musikbox mit 25-Cent-Stücken zu füttern und ließ mexikanischen Pop laufen. Holtzman wurde sofort klar, daß er sein kleines Tonband umsonst mitgebracht hatte.
»Warum wollten Sie mich sprechen?«
»Sie haben eine Reihe von Artikeln über die CIA verfaßt«, begann der Ältere. »Ihre Artikel zielten auf den Stellvertretenden Direktor, Dr. John Ryan.«
»Das habe ich nie geschrieben«, versetzte Holtzman.
»Ihre Quelle hat Sie belogen. Das Ganze ist eine abgekartete Sache.«
»Wer sagt das?«
»Wie steht es eigentlich mit Ihrer Berufsethik?«
»Wie meinen Sie das?« fragte Holtzman.
»Wenn ich Ihnen jetzt ganz inoffiziell und im Vertrauen etwas verrate – werden Sie es dann drucken?«
»Das hängt von der Natur der Information ab. Was ist eigentlich Ihre genaue Absicht?«
»Mr. Holtzman, ich beabsichtige, Ihnen zu beweisen, daß man Sie angelogen hat, aber der Beweis darf nie an die Öffentlichkeit kommen, weil es Menschenleben gefährden könnte. Ich möchte Ihnen auch beweisen, daß jemand Sie für seine eigenen Zwecke mißbraucht hat.«
»Sie wissen, daß ich meine Quellen nicht verraten kann. Das wäre ein Verstoß gegen die Berufsethik.«
»Ein ethischer Journalist«, sagte der Mann gerade so laut, daß er über die Musik zu verstehen war. »Das gefällt mir. Schützen Sie auch Quellen, die Sie belügen?«
»Nein, das tun wir nicht.«
»Gut, dann will ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen, aber nur unter der Bedingung, daß Sie sie nie publik machen. Können Sie mir das versprechen?«
»Und wenn ich feststelle, daß Sie mich irregeführt haben?«
»Dann können Sie es meinetwegen in Druck geben. Einverstanden?« Clark bekam ein Nicken zur Antwort. »Vergessen Sie eines nicht: Ich werde sehr ungehalten, wenn Sie doch etwas darüber schreiben. Und noch etwas: Sie dürfen meinen Hinweis auch nicht als Ansatzpunkt für eigene Recherchen benutzen.«
»Sie verlangen ja allerhand.«
»Die Entscheidung liegt bei Ihnen, Mr. Holtzman. Sie stehen in dem Ruf, ein ehrlicher und gewitzter Journalist zu sein. Es gibt Dinge, über die man einfach nicht berichten kann – halt, das geht zu weit. Sagen wir, es gibt Dinge, die sehr lange geheim bleiben müssen, jahrelang. Ich will auf folgendes hinaus: Sie sind ausgenutzt worden. Man hat Sie beschwatzt, Lügen zu melden, um jemandem Schaden zuzufügen. Ich bin nun kein Reporter, aber wenn ich einer wäre, würde mich das ärgern. Erstens, weil es unfair ist, und zweitens, weil ich mich nicht gerne für dumm verkaufen lasse.«
»Sie haben mich durchschaut. Gut, ich bin mit Ihren Bedingungen einverstanden.«
»Recht so.« Clark erzählte seine Geschichte.
Nach zehn Minuten fragte Holtzman: »Und was war das für ein Einsatz? Wo kam der Mann ums Leben?«
»Tut mir leid, aber das kann ich Ihnen nicht sagen. Und versuchen Sie bloß nicht, es auf eigene Faust herauszubekommen. Die Antwort wissen keine zehn Leute«, log Clark geschickt. »Und selbst wenn Sie ihre Namen erfahren sollten, werden sie alle schweigen. Niemand redet freiwillig über illegale Aktivitäten.«
»Und diese Mrs. Zimmer?«
»Diesen Aspekt können Sie selbst nachprüfen – ihre Adresse, ihr Geschäft, das Geburtsdatum des Kindes, den Namen der Gynäkologin und der Anwesenden.«
Holtzman schaute sich seine Notizen an. »Da steckt ein Knüller dahinter, stimmt’s?«
Clark starrte ihn nur an. »Ich brauche nur einen Namen.«
»Und was unternehmen Sie dann?«
»Nichts, was Sie etwas angeht.«
»Was wird Ryan tun, wenn er den Namen erfährt?«
»Er weiß noch nicht einmal, daß wir hier sind.«
»Das glaube ich nie im Leben.«
»Das ist die Wahrheit, Mr. Holtzman.«
Bob Holtzman, schon lange Reporter, war von Experten angelogen und zum Ziel sehr organisierter und wohlgeplanter Lügen, zum Instrument politischer
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