Das Echo aller Furcht
Pappkarton wieder über die Waffe. Dann hauchte er sich in die kalten Hände und ging zurück zum Haus.
»Wie wird sich das Wetter auf unsere Pläne auswirken?« fragte Kati.
»Diesem Sturm soll ein zweiter folgen. Am besten fahren wir morgen abend ab, kurz bevor er losbricht. Die zweite Front ist schmal und soll nur um die drei Zentimeter Schnee bringen, heißt es. Wenn wir die Ruhe dazwischen ausnutzen, müßten die Straßen frei sein. Dann gehen wir in unser Motel und warten den genauen Zeitpunkt ab. Richtig?« fragte Russell.
»Stimmt. Wann wird der Transporter fertig?«
»Sobald ich die Heizkörper aufgestellt habe, fange ich mit dem Lackieren an. Das dauert nur zwei Stunden, denn die Schablonen sind alle fertig.«
»Wie lange dauert es, bis die Farbe trocken ist?« fragte Ghosn.
»Höchstens drei Stunden. Es soll doch ordentlich aussehen, oder?«
»Sicher, Marvin. Das geht in Ordnung.«
Russell, der den Frühstückstisch abräumte, lachte auf einmal. »Was wohl die Leute denken, die den Film gedreht haben?«
Er drehte sich um und sah die verdutzten Gesichter seiner Gäste. »Hat Günther euch denn nicht davon erzählt?« Nun schauten die beiden Araber verständnislos drein. »Der Film lief mal im Fernsehen und heißt Schwarzer Sonntag. Ein Typ hatte die Idee, das ganze Superbowl mit allen Zuschauern von einem Luftschiff aus zu zerstören.«
»Das ist wohl ein Witz«, bemerkte Kati.
»Nein. Im Film war unten am Luftschiff so ein Menschenvernichtungsding montiert, aber die Israelis kamen dahinter, und die CIA verhinderte die Aktion im letzten Augenblick – ihr wißt schon, wie. Im Western kommt immer die Kavallerie gerade noch rechtzeitig, um die Indianer abzuschlachten.«
»Die Absicht im Film war, alle Zuschauer im Stadion zu töten?« fragte Ghosn ganz leise.
»Ja, so ungefähr.« Russell tat das Geschirr in die Spülmaschine. »Viel heftiger als das, was wir vorhaben.« Er drehte sich um. »Keine Sorge, wenn die Fernsehübertragung ausfällt, gibt es im ganzen Land einen Aufstand. Und da das Stadion überdacht ist, kann der Trick mit dem Luftschiff nicht funktionieren. Für so was bräuchte man eine Atombombe.«
»Keine üble Idee«, meinte Ghosn kichernd, um Marvins Reaktion zu testen.
»Scheißidee. Echt, das könnte einen Atomkrieg auslösen – Mann, wer lebt denn in den Dakotas zwischen den Raketensilos? Mein Volk! Nee, bei so was passe ich.« Russell schüttete Spülmittel in die Maschine und stellte sie an. »Was ist in eurem Dingsda eigentlich genau drin?«
»Ein sehr kompakter und brisanter Sprengstoff. Das Stadion wird natürlich auch Schaden nehmen.«
»Dacht’ ich mir schon. Na, das Fernsehen läßt sich leicht ausknipsen, die Geräte sind ja empfindlich. Aber die Aktion wird einen unglaublichen Effekt haben.«
»Das glaube ich auch, Marvin, aber eigentlich würde ich gern hören, was Sie von der Sache halten«, sagte Kati.
»Einen wirklich destruktiven Terroranschlag hat es bei uns noch nie gegeben. Dieser Knall wird eine Menge verändern. Keiner kann sich mehr sicher fühlen. Da gibt es dann überall Straßensperren und Sicherheitskontrollen. Das macht die Leute sauer und zwingt sie zum Nachdenken. Vielleicht erkennen sie dann, wo die wirklichen Probleme liegen. Und darum geht es uns doch, oder?«
»Korrekt, Marvin«, erwiderte Kati.
»Kann ich dir beim Lackieren helfen?« fragte Ghosn, der verhindern wollte, daß der Indianer zu neugierig wurde.
»Gerne.«
»Du mußt aber versprechen, die Heizung anzuschalten«, meinte der Ingenieur lächelnd.
»Kannst dich drauf verlassen, sonst trocknet die Farbe nicht richtig. Hier ist es dir wohl zu kalt.«
»Dein Volk muß sehr abgehärtet sein.«
Russell zog seine Jacke an und griff nach den Handschuhen. »Klar. Hier ist unsere Heimat.«
»Glauben Sie denn wirklich, daß wir ihn finden?« fragte der Starpom.
»Ich denke, wir haben eine gute Chance«, versetzte Dubinin und beugte sich über den Kartentisch. »Er wird irgendwo in diesem Gebiet sein – weit vor den Küstengewässern; dort gibt es zu viele Trawler mit Netzen – und nördlich von diesem.«
»Großartig, Käpt’n, da brauchen wir ja nur zwei Millionen Quadratkilometer abzusuchen.«
»Und können nur ein Drittel dieser Fläche abdecken. Ich sagte ›eine gute Chance‹, nicht ›mit Sicherheit‹. In drei oder vier Jahren ist der Roboter fertig, an dem unsere Konstrukteure arbeiten, und dann können wir unsere Sonarempfänger in die Tiefe schicken.«
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