Das Echo aller Furcht
Dubinin bezog sich auf die nächste Stufe der U-Boot-Technologie, ein kleines, unbemanntes und vom Mutterboot über Glasfaserkabel gesteuertes Unterseeboot. Es sollte sowohl Sensoren als auch Waffen an Bord haben und tief genug tauchen können, um die Sonarbedingungen zwischen 1000 und 2000 Metern, die nach Meinung der Theoretiker besonders günstig waren, zu erkunden. Das würde eine radikale Veränderung im Spiel bedeuten.
»Zeigen die Sensoren Turbulenzen an?«
»Nein, Käpt’n«, antwortete ein Leutnant.
»Ich frage mich, ob diese Dinger den Aufwand wert sind«, murrte der Erste Offizier.
»Beim letzten Mal funktionierten sie.«
»Gewiß, aber damals war die Oberfläche ruhig. Wie oft herrscht nicht im Nordpazifik und im Winter schwerer Seegang?«
»Das Gerät könnte uns trotzdem etwas verraten. Wir müssen jeden Trick anwenden. Warum sind Sie so pessimistisch?«
»Selbst Ramius gelang es nur einmal, ein Ohio zu verfolgen, und das war auf einer Probefahrt, als es Probleme mit einer schadhaften Welle hatte. Und selbst unter diesen Bedingungen konnte er den Kontakt nur für siebzig Minuten halten.«
»Dieses Ohio haben wir aber schon einmal erwischt.«
»Auch wieder richtig, Käpt’n.« Der Starpom tippte mit einem Bleistift auf die Seekarte.
Dubinin dachte an die Einsatzbesprechung, bei der man ihn über seinen Gegner informiert hatte – alte Gewohnheiten hielten sich hartnäckig. Captain Harrison Sharpe Ricks, Absolvent der Marineakademie, zum zweiten Mal Kommandant eines strategischen Bootes, dem Vernehmen nach ein genialer Ingenieur und Techniker, der bei der Navy in hohem Ansehen stand. Der Mann wird seinen Fehler wohl kaum wiederholen, sagte sich Dubinin.
»Exakt 27 Meilen«, meldete Ensign Shaw.
»Der Kerl legt keine Manöver ä la ›irrer Iwan‹ hin«, erkannte Claggett zum ersten Mal.
»Er rechnet doch bestimmt nicht damit, selbst gejagt zu werden, oder?« fragte Ricks.
»Vermutlich nicht, aber sein Schleppsonar ist nicht so gut, wie er glaubt.« Das Akula fuhr bei seiner Suche ein Leitermuster. Die Holme der imaginären Leiter waren etwa 45 000 Meter lang und liefen von Südwesten nach Nordosten. Hatte das Akula das Ende einer solchen Strecke erreicht, wandte es sich nach Südosten, fuhr eine kürzere »Sprosse« und dann den nächsten Holm. Hierdurch ergab sich eine geschätzte Distanz von dreizehn Meilen zu seinem Schleppsonar. Zumindest war das die Einschätzung, die Claggett bei der Aufklärung gehört hatte.
»So, wir halten jetzt sicherheitshalber eine Distanz von 27 Meilen«, erklärte Ricks nach kurzem Nachdenken. »Dieses Boot ist sehr viel leiser, als ich erwartet hatte.«
»Stimmt, man hat die Reaktorgeräusche stark reduziert. Wenn dieser Bursche nur Schleichfahrt macht, anstatt zu suchen...« Claggett war froh, daß sein Kommandant wieder wie ein vorsichtiger Ingenieur sprach. Eine besondere Überraschung war das für ihn allerdings nicht. Wenn es drauf ankam, brach Ricks’ alte Natur wieder durch, und das war dem IA, der nicht viel von Jagdszenen mit einem strategischen Boot, das eine Milliarde wert war, hielt, ganz recht.
»Bis auf 40, minimal 35 könnten wir schon herangehen.«
»Meinen Sie? Um welchen Faktor erhöht sich die Leistung seines Schleppsonars bei verringerter Fahrt?«
»Gutes Argument. Es wird mehr leisten, aber die Leute von der Aufklärung sagten, es ließe sich in der Konstruktion mit unserem vergleichen... viel mehr wird er also nicht hören. Wie auch immer – bekommen wir nicht ein ziemlich gutes Profil von diesem Burschen?« fragte Ricks rhetorisch. Er war sicher, wieder eine Eins plus geschafft zu haben.
»Und was halten Sie davon, Mary Pat?« fragte Ryan, der die Übersetzung des Dokuments in der Hand hielt. Mrs. Foley hatte das russische Original.
»Jack, ich habe ihn angeworben und traue ihm.«
Ryan schaute auf die Armbanduhr; es war fast Zeit. Sir Basil Charleston war immer pünktlich. Zur vollen Stunde ging das Geheimtelefon.
»Ryan.«
»Hier Bas.«
»Was gibt’s?«
»Wir haben unseren Mann die Geschichte, von der wir sprachen, überprüfen lassen. Es ist nichts dran.«
»Läßt sich nicht einmal sagen, daß unser Eindruck falsch war?«
»Richtig, Jack. Ich muß gestehen, daß ich das etwas seltsam finde, aber es ist plausibel, wenn nicht wahrscheinlich, daß unser Mann nichts weiß.«
»Vielen Dank für die Mühe, alter Freund. Wir stehen in Ihrer Schuld.«
»Bedaure, daß wir nicht weiterhelfen konnten.« Es wurde
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