Das Echo aller Furcht
aufgelegt.
Die schlechteste Nachricht, dachte Ryan und starrte kurz an die Decke.
»Die Briten sind nicht in der Lage, SPINNAKERs Behauptungen zu bestätigen oder zu entwerten«, verkündete Jack. »Was bleibt uns da?«
»Bleiben uns denn wirklich nur Meinung und Spekulation?« fragte Ben Goodley.
»Ben, wenn wir Wahrsager wären, verdienten wir ein Vermögen an der Börse«, versetzte Ryan schroff.
»Das haben Sie doch getan«, erinnerte Goodley.
»Ich hatte Glück mit ein paar heißen Papieren, das war alles«, tat Ryan den Einwand ab. »Mary Pat, was meinen Sie?«
Mrs. Foley, die einen Säugling zu versorgen hatte, sah erschöpft aus. »Ich muß für meinen Agenten eintreten, Jack. Er ist unsere beste politische Quelle und spricht unter vier Augen mit Narmonow. Das macht ihn so wertvoll, und aus diesem Grund ließen sich seine Informationen schon immer nicht so leicht bestätigen – aber falsch waren sie doch nie, oder?«
»Was mir angst macht, ist, daß er anfängt, mich zu überzeugen.«
»Warum ist das beängstigend, Dr. Ryan?«
Jack steckte sich eine Zigarette an. »Weil ich Narmonow kenne. Damals, in dieser kalten Nacht bei Moskau, hätte er mich einfach verschwinden lassen können. Wir gelangten zu einer Übereinkunft, besiegelten sie mit Handschlag, und das war’s dann. So etwas tut nur ein selbstsicherer Mann. Wenn er sein Selbstvertrauen verloren hat, kann seine Regierung ganz rasch und plötzlich zusammenbrechen. Können Sie sich etwas Beängstigenderes denken?« fragte Ryan und schaute in die Runde.
»Wohl kaum«, stimmte der Chef der Rußlandabteilung im Direktorat Intelligence zu. »Wir werden SPINNAKER wohl glauben müssen.«
»Finde ich auch«, erklärte Mary Pat.
»Ben?« fragte Jack. »Sie haben ihm von Anfang an geglaubt. Was er sagt, bestätigt Theorien, die Sie schon in Harvard vertraten.«
Dr. Benjamin Goodley ließ sich nur ungern auf diese Weise in die Enge treiben. Im Laufe der Monate bei der CIA hatte er eine harte, aber wichtige Lektion gelernt: Sich in einem akademischen Umfeld eine Meinung zu bilden, beim Mittagessen in der Mensa Optionen zu wägen war eine Sache, die Beratungen hier aber eine andere. Auf der Basis von Meinungen, die man hier aussprach, wurde Außenpolitik gemacht. Und nun erkannte er, was es bedeutete, ein Gefangener des Systems zu sein.
»Ich sage das nur ungern, aber ich habe meine Meinung geändert. Es mag hier eine Dynamik geben, die wir noch nicht untersucht haben.«
»Und die wäre?« fragte der Chef der Rußlandabteilung.
»Sehen wir das einmal abstrakt. Wenn Narmonow stürzt, wer tritt dann an seine Stelle?«
»Einer der Kandidaten ist Kadischow. Seine Chancen stehen eins zu drei, würde ich sagen«, antwortete Mary Pat.
»Besteht da nicht ein Interessenkonflikt?« gab Goodley zu bedenken.
»Mary Pat, was meinen Sie?«
»Na und? Hat er uns denn jemals belogen?«
Goodley beschloß, sein Argument weiter zu verfolgen, und tat so, als wäre das eine akademische Diskussion. »Mrs. Foley, ich bekam den Auftrag, SPINNAKERs Meldungen auf die Möglichkeit hin zu überprüfen, daß er sich irrt. Ich sah mir alles Material, zu dem ich Zugang hatte, genau an. Mir fiel nur eine Veränderung seines Tons im Lauf der vergangenen zwei Monate auf. Er bedient sich der Sprache auf subtil andere Weise und klingt nun, was gewisse Themen betrifft, eindeutiger, weniger spekulativ. Nun, das mag zum Inhalt seiner Meldungen passen... aber es könnte auch seine eigene Bedeutung haben.«
»Basiert Ihre Analyse auf der Art und Weise, wie er seine I-Punkte malt?« Der Rußlandexperte schnaubte verächtlich. »junger Mann, mit solchen Spielereien geben wir uns hier nicht ab.«
»Ich werde das dem Präsidenten vortragen und ihm sagen müssen, daß wir SPINNAKER Glauben schenken. Aber ich möchte Andrews und Kantrowitz ins Haus holen und um Gegengutachten bitten – Einwände?« Niemand meldete sich. »Gut, ich danke Ihnen. Ben, würden Sie bitte noch einen Augenblick hierbleiben? Und Sie, Mary Pat, genehmigen sich ein langes Wochenende. Das ist eine dienstliche Anweisung.«
»Die Kleine hat Bauchschmerzen und läßt mich nachts kaum zur Ruhe kommen«, erklärte Mrs. Foley.
»Dann lassen Sie Ed doch mal Nachtdienst schieben«, schlug Jack vor.
»Ed hat keine Milch. Vergessen Sie nicht, ich stille.«
»Mary Pat, ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, daß Stillen das Resultat einer Verschwörung fauler Männer ist?« fragte Jack und grinste.
Ihr böser Blick
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