Das Echo aller Furcht
Robby erwiderte den Gruß.
»Verdammt, der hätte uns glatt...«
»Langsam, Shredder. Ich spiele seit fast zwanzig Jahren mit dem Iwan und habe mehr Bears abgefangen, als Sie Mädchen flachgelegt haben. Das ist keine taktische Situation. Ich wollte mir nur mal ihren Verband ansehen. Und der Iwan da drüben schickte jemanden hoch, um uns zu mustern. Das geht ganz gutnachbarlich ab.« Robby drückte den Knüppel nach vorne und ging zwei Meter tiefer, weil er sich den Bauch der russischen Maschine betrachten wollte. Keine Zusatztanks, nur vier Luftkampfraketen AA-11 »Archer«, wie sie bei der Nato hießen. Der Haken am Schwanz wirkte nicht so solide wie an einem amerikanischen Jäger, und Robby fielen Meldungen ein, daß die Russen Probleme hatten. Nun, Träger waren für sie ein neues Feld, da würden sie über Jahre hinweg ihre Lektionen lernen müssen. Ansonsten sah die Maschine eindrucksvoll aus. Frisch lackiert in einem angenehmen Grau, im Gegensatz zu amerikanischen Flugzeugen, die seit einigen Jahren mit einer grauen Substanz, die Infrarotstrahlen absorbierte, beschichtet waren. Die russische Version war hübscher, die amerikanische war mehr auf Tarnung angelegt und sah ekelhaft leprös aus. Er prägte sich die Nummer am Seitenleitwerk ein, um sie der Aufklärung zu melden. Vom Piloten selbst, der Helm, Blende und Handschuhe trug, sah er nichts. Die Distanz von nur 15 Metern war ein bißchen riskant, aber kein Problem... vermutlich wollte der Russe nur demonstrieren, daß er ein Könner war. Robby zog seine Tomcat wieder hoch und bedankte sich bei dem Russen mit einer Geste für dessen stetigen Kurs. Wieder wurde der Gruß erwidert.
Na, Kollege, wie heißt du wohl? dachte Robby. Er hätte auch gerne gewußt, was der Russe von der kleinen Flagge unterm Cockpit hielt, die einen Sieg im Luftkampf anzeigte. Und unter ihr stand MiG-29, 17. 1. 91. Sei also lieber nicht ganz so großspurig, Iwan, dachte er.
Als die 747 nach dem langen Flug über den Pazifik aufsetzte, dachte Clark, daß die Besatzung nun sicherlich Erleichterung verspüren würde. Zwölfstündige Flüge mußten unangenehm sein, besonders, wenn man am Ende in einem Smogkessel landete. Die Maschine rollte aus, drehte dann und hielt an einer von einer Militärkapelle, Soldaten in Ehrenformation, Zivilisten und dem unvermeidlichen roten Teppich markierten Stelle.
»Wenn ich so lange im Flugzeug gehockt hab’, bin ich total fertig und krieg’ überhaupt nichts mehr auf die Reihe«, merkte Chavez leise an.
»Dann bewerben Sie sich lieber nicht um die Präsidentschaft«, versetzte Clark.
Die Treppen wurden herangerollt, und die Türen öffneten sich. Die Kapelle stimmte ein Stück an, das die beiden CIA-Leute über die Entfernung nicht deutlich hören konnten. Die üblichen Fernsehteams flatterten herum. Der japanische Ministerpräsident wurde vom mexikanischen Außenminister begrüßt, hörte sich eine kurze Rede an, hielt selbst eine kleine Ansprache, inspizierte die Ehrenkompanie, die sich 90 Minuten die Beine in den Bauch gestanden hatte, und tat dann zum ersten Mal an diesem Tag etwas Vernünftiges: Er bestieg eine Limousine, um sich zu seiner Botschaft bringen zu lassen, wo er eine Dusche oder ein heißes Bad zu nehmen gedachte. Die Japaner haben wohl das beste Mittel gegen die Auswirkungen einer langen Flugreise, dachte Clark – sie legen sich in über vierzig Grad heißes Wasser und lassen sich genüßlich einweichen. Das glättete die Hautfalten und entspannte die Muskeln. Eigentlich schade, daß die Amerikaner das noch nicht gelernt hatten. Zehn Minuten nach der Abfahrt des letzten Würdenträgers marschierten die Soldaten ab, der rote Teppich wurde eingerollt, und man rief das Wartungspersonal zur Maschine.
Der Pilot sprach kurz mit dem Chefmechaniker. Eines der vier großen Pratt & Whitney-Triebwerke lief eine Spur zu heiß. Ansonsten hatte er keine Klagen. Dann ging die Besatzung weg, um sich auszuruhen. Drei Männer von der Sicherheit bezogen vor dem Flugzeug ihre Posten. Zwei weitere marschierten in der Kabine auf und ab. Clark und Chavez traten ein, zeigten mexikanisehen und japanischen Beamten ihre Ausweise und machten sich an die Arbeit. Ding begann in den Toiletten und war ganz besonders gründlich, weil er wußte, daß die Japaner es mit der Sauberkeit sehr genau nehmen. In der Kabine brauchte man nur einmal zu schnüffeln, um zu wissen, daß Japaner während des Fluges rauchen durften. Jeder Aschenbecher mußte inspiziert
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