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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Sportveranstaltung. Daß die draufgehen mußten, rührte ihn nicht im geringsten. Bald erreichten sie den Windschatten des Stadions, gingen vorbei an den ersten Fans und den Autoschlangen, die sich auf den Parkplatz wanden. Viele Wagen kamen aus Minnesota und waren mit Anhängern der Vikings besetzt, die warm angezogen waren und die Mützen ihres Teams trugen, manche sogar mit Hörnern besetzt.
    Kati wartete mit dem Mietwagen in einer Seitenstraße. Wortlos rutschte er vom Fahrersitz und ließ Marvin ans Steuer. Da der Verkehr nun dichter wurde, wählte Russell einen Schleichweg, den er in den vergangenen Tagen ausgekundschaftet hatte.
    »Eigentlich eine Schande, daß wir das Spiel verderben.«
    »Was soll das heißen?« fragte Kati.
    »Die Vikings haben es jetzt fünfmal geschafft, ins Endspiel zu kommen, und diesmal sieht es so aus, als würden sie gewinnen. Der junge Wills ist der beste Stürmer seit Sayers, und unseretwegen wird niemand die Aktion mitkriegen. Schade.« Russell schüttelte den Kopf und grinste über die Ironie der Situation. Weder Kati noch Ghosn ließen sich zu einer Antwort herab, aber Russell hatte auch keinen Kommentar erwartet. Den Burschen fehlte halt jeder Sinn für Humor. Der Parkplatz des Motels war fast leer. Alle Gäste müssen Fans der einen oder anderen Mannschaft sein, dachte Marvin, als er die Tür öffnete.
    »Ist alles gepackt?«
    »Ja.« Ghosn tauschte einen Blick mit dem Kommandanten,. Eigentlich schade, aber da war nichts zu machen.
    Das Zimmermädchen war noch nicht da gewesen, aber das war kein Problem. Marvin ging ins Bad und machte die Tür hinter sich zu. Als er wieder herauskam, sah er, daß die beiden Araber aufgestanden waren.
    »Ist alles soweit?«
    »Ja«, sagte Kati. »Könnten Sie meinen Koffer runterholcn, Marvin?«
    »Klar.« Russell drehte sich um und griff nach dem Gepäckstück auf dem Stahlregal. Die Eisenstange, die ihn ins Genick traf, hörte er nicht. Der kleine, aber stämmige Mann fiel auf den schäbigen Teppichboden aus Synthetik. Kati hatte fest zugeschlagen, aber nicht fest genug, wie er nun erkannte. Der Kommandant wurde von Tag zu Tag schwächer. Ghosn half ihm, den Bewußtlosen ins Bad zu schleifen, wo sie ihn auf den Rücken drehten. Das Bad des billigen Motels war zu klein für ihre Zwecke. Sie wollten Russell in die Badewanne legen, aber da für sie beide nicht genug Platz war, kniete sich Kati einfach neben den Amerikaner. Ghosn zuckte enttäuscht die Achseln und nahm ein Handtuch vom Halter.
    Dieses wickelte er um Russells Hals. Der Indianer war eher benommen als bewußtlos und begann die Hände zu bewegen. Ghosn mußte rasch handeln. Kati reichte ihm ein Steakmesser, das er am Vorabend beim Essen hatte mitgehen lassen. Ghosn bohrte es dicht unter dem Ohr tief in Russells Hals. Blut schoß heraus wie aus einem Schlauch, und Ibrahim drückte das Handtuch wieder auf die Wunde, damit nichts auf seine Kleidung spritzte. Dann durchtrennte er die linke Halsschlagader.
    In diesem Augenblick riß Marvin die Augen auf. Sein Blick war voller Unverständnis, und er hatte nicht mehr genug Zeit, zu begreifen, was geschah. Er versuchte, die Arme zu bewegen, aber die beiden stürzten sich mit ihrem ganzen Gewicht darauf, um den Amerikaner an jeder Gegenwehr zu hindern. Russell öffnete den Mund, sagte aber nichts, und nach einem letzten vorwurfsvollen Blick auf Ghosn wurden seine Augen verträumt und verdrehten sich dann. Inzwischen waren Kati und Ghosn zurückgewichen, um nicht mit dem Blut, das durch die Fugen zwischen den Fliesen rann, in Berührung zu kommen. Ibrahim zog das Handtuch weg. Die Blutung war nun nur noch ein Rinnsal, nichts, worum man sich noch kümmern mußte. Der Stoff aber hatte sich vollgesogen. Ghosn warf das Frotteehandtuch in die Badewanne. Kati reichte ihm ein neues.
    »Hoffentlich ist Allah ihm gnädig«, sagte Ghosn leise.
    »Er war ein Heide.« Für gegenseitige Beschuldigungen war es nun zu spät.
    »War es denn sein Fehler, daß er nie einem Gottesmann begegnete?«
    »Waschen wir uns«, versetzte Kati. Vor dem Bad gab es zwei Waschbecken. Die beiden seiften sich gründlich die Hände ein und prüften ihre Kleidung auf Blutflecken. Alles sauber.
    »Was passiert hier, wenn die Bombe hochgeht?« fragte Kati.
    Darüber dachte Ghosn erst nach. »So nahe ... wird das Motel zwar nicht vom Feuerball verschlungen, aber -« Er trat ans Fenster und zog die Vorhänge ein paar Zentimeter weit auf. Das Stadion befand sich in Sichtweite, und

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