Das Echo aller Furcht
damit war leicht vorherzusagen, was geschehen würde. »Die Hitzewelle setzt es in Brand, und die Druckwelle reißt es um. Von dem Gebäude bleibt nichts übrig.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut. Die Auswirkungen der Bombe lassen sich leicht vorhersagen.«
»Gut.« Kati entledigte sich aller Ausweise, die er und Ghosn bis zu diesem Zeitpunkt benutzt hatten. Sie hatten noch eine Zollkontrolle vor sich und das Schicksal schon genug herausgefordert. Die überflüssigen Dokumente flogen in den Papierkorb. Ghosn nahm beide Koffer und trug sie hinaus zum Auto. Nachdem sie das Zimmer noch einmal überprüft hatten, setzte sich Kati in den Wagen. Ghosn schloß zum letzten Mal die Tür und hängte das Schild »Nicht stören« an den Knopf. Die Fahrt zum Flughafen, wo ihre Maschine in zwei Stunden starten sollte, war kurz.
Das Gelände füllte sich rasch. Bereits drei Stunden vor Spielbeginn war der VIP-Parkplatz zu Dawkins’ Überraschung schon voll. Die traditionelle Schau vor dem Spiel hatte gerade begonnen. Ein Fernsehteam schlenderte mit einer Handkamera auf dem Platz herum, dessen eine Hälfte die Anhänger der Vikings in einen gigantischen Picknickplatz verwandelt hatten. Von den Holzkohlengrills stieg weißer Dampf auf. Dawkins wußte, daß die Fans der Vikings ein bißchen verrückt waren, aber das hier war der Gipfel. Sie brauchten doch einfach nur ins Stadion zu gehen, wo es +20 Grad hatte und es alle möglichen Speisen und Getränke gab, die sie dann auf gepolsterten Sitzen zu sich nehmen konnten. Aber nein – sie wollten beweisen, was für harte Burschen sie waren, indem sie bei – 15 Grad im Freien grillten. Dawkins fuhr Ski und hatte sich als Student bei der Sicherheitspatrouille auf den Pisten bei Aspen etwas hinzuverdient. Er kannte also die Kälte und wußte Wärme zu schätzen. Kälte und Wind waren erbarmungslos und auch mit solchem Imponiergehabe nicht zu beeindrucken.
»Wie läuft’s, Pete?«
Dawkins drehte sich um. »Keine Probleme, Sergeant. Alle Positionen auf der Liste sind abgehakt.«
»Ich löse Sie für ein paar Minuten ab. Gehen Sie rein und wärmen Sie sich auf. Am Sicherheitsposten gleich hinter dem Tor gibt’s Kaffee.«
Dawkins, der ein warmes Getränk vertragen konnte, bedankte sich und ging. Er wußte, daß er die ganze Spielzeit auf Streife im Freien verbringen mußte, um sicherzustellen, daß niemand etwas stahl. Beamte in Zivil hielten nach Taschendieben und Schwarzhändlern Ausschau, durften sich aber später drinnen das Spiel anschauen. Dawkins hingegen hatte nur ein Radio. Kein Wunder, er war erst seit drei Jahren bei der Polizei und war fast noch ein Rekrut. Der junge Beamte ging die leichte Anhöhe zum Stadion hinauf und vorbei an dem weißen Transporter, den er durchgelassen hatte. Er schaute hinein und sah das Gerät von Sony. Seltsam, es schien nicht angeschlossen zu sein. Er fragte sich, wo die beiden Techniker waren, aber die Lust auf Kaffee war größer als seine Neugierde. Selbst Unterwäsche aus Polypropylen hielt nur begrenzt warm, und Dawkins fror wie noch nie zuvor in seinem Leben.
Kati und Ghosn gaben den Mietwagen zurück und ließen sich mit dem kostenlosen Bus zur Abflughalle bringen, wo sie ihr Gepäck aufgaben und sich dann bei der Abfertigung nach ihrem Flug erkundigten. Dort erfuhren sie, daß ihre MD-80 der American Airlines nach Dallas-Fort Worth wegen schlechten Wetters in Texas Verspätung hatte. Nach dem Schneesturm, der Denver in der vergangenen Nacht nur gestreift hatte, waren die Startbahnen vereist, wie die Frau am Schalter erklärte.
»Ich muß unbedingt pünktlich nach Mexiko. Könnten Sie mich über eine andere Stadt umbuchen?« fragte Ghosn.
»Wir haben einen Flug nach Miami, der um die gleiche Zeit abgeht wie Ihr geplanter nach Dallas. In Miami hätten Sie dann Anschluß...« Sie gab die Daten in ihren Computer ein. »Dort hätten Sie eine Stunde Aufenthalt. Ah, gut, da kämen Sie nur 15 Minuten später in Mexico City an.«
»Könnten Sie das bitte buchen? Ich habe einen Termin in Mexiko.«
»Soll ich beide Flugscheine umbuchen?«
»Natürlich, Verzeihung.«
»Kein Problem.« Die junge Frau lächelte ihren Computer an. Ghosn fragte sich, ob sie die Explosion überleben würde. Die riesige Glasscheibe würde der Druckwelle ausgesetzt sein ... nun, dachte er, wenn sie sich rasch genug duckt ... Aber da hatte sie der Atomblitz schon geblendet. Schade, sie hatte so schöne, dunkle Augen. »Bitte sehr. Ich werde dafür sorgen,
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