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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sich soeben selbst die Grundlage entzogen. Ein Staat, in dem die Polizei unbewaffnete Menschen ermordet, ist kein Rechtsstaat, Marcus. Ein Israel, das sich so verhält, können wir ebensowenig unterstützen wie einen Somoza oder einen Marcos oder andere Diktatoren.«
    »Verdammt, Charlie, Israel fällt doch nicht in diese Kategorie!«
    »Gewiß, Marcus. Aber das muß das Land nun unter Beweis stellen, es muß dem Anspruch, den es immer erhoben hat, gerecht werden. Wenn Israel sich jetzt stur stellt, ist es verloren. Es mag versuchen, Druck auf seine Lobby hier in den Staaten auszuüben, und wird feststellen müssen, daß es keine mehr gibt. Und wenn es soweit kommen sollte, brächte man unsere Regierung in noch größere Verlegenheit und zwänge sie womöglich, demonstrativ die Israel-Hilfe einzustellen. Aber das geht auch nicht. Wir müssen eine andere Lösung finden.« Alden wandte sich vom Fenster um. »Ryan, Ihre Idee hat ab sofort Priorität. Ich bearbeite den Präsidenten und das Außenministerium. Es gibt nur einen Weg, Israel aus diesem Schlamassel herauszuhelfen, und das ist ein funktionierender Friedensplan. Setzen Sie sich mit Ihrem Freund in Georgetown in Verbindung und richten Sie ihm aus, die Sache sei nun nicht mehr im Versuchsstadium, sondern bereits ein Projekt mit dem Codenamen PILGERFAHRT. Bis morgen möchte ich ein Strategiepapier sehen.«
    »Das ist aber knapp, Sir«, merkte Ryan an.
    »Dann lassen Sie sich nicht von mir aufhalten, Jack. Weiß der Himmel, was passiert, wenn wir nicht rasch handeln. Kennen Sie Scott Adler vom Außenministerium?«
    »Ja, ich habe ein paarmal mit ihm gesprochen.«
    »Das ist Brent Talbots bester Mann. Setzen Sie sich, nachdem Sie Ihren Freund in Georgetown kontaktiert haben, mit ihm zusammen; er wird Ihnen helfen. Wir können uns nicht darauf verlassen, daß die Bürokratie des Außenministeriums etwas schnell erledigt. Packen Sie Ihren Koffer, es wird hektisch werden. Ich will so bald wie möglich Fakten, Positionen und eine solide Analyse sehen. Und alles kohlrabenschwarz, wenn ich bitten darf.« Die letzte Bemerkung zielte auf Cabot. Ryan brauchte nicht zur Geheimhaltung vergattert zu werden.
    »Jawohl, Sir«, sagte Ryan. Cabot nickte nur.
     
    Jack war noch nie im Fakultätsgebäude der Universität Georgetown gewesen – seltsam eigentlich, dachte er, als das Frühstück serviert wurde. Vom Tisch aus hatte man Blick auf einen Parkplatz.
    »Sie hatten recht, Jack«, bemerkte Riley. »Ein schrecklicher Anblick so früh am Morgen.«
    »Was hört man aus Rom?«
    »Der Vorschlag ist positiv aufgenommen worden«, antwortete der Rektor der Universität.
    »Wie positiv?«
    »Ist Ihnen die Sache ernst?«
    »Alden sagte mir vor zwei Stunden, das Projekt habe nun absolute Priorität.«
    Riley nahm diese Information mit einem Nicken zur Kenntnis. »Versuchen Sie, Israel zu retten, Jack?«
    Ryan wußte nicht, ob die Frage im Scherz gestellt war oder nicht. Er jedenfalls war nicht aufgelegt für Witze, fühlte sich übernächtigt. »Pater, ich will nur nachfassen – auf Anweisung von oben, klar?«
    »Ich verstehe. Sie haben Ihren Versuchsballon zu einem günstigen Zeitpunkt gestartet.«
    »Mag sein, aber heben wir uns die Spekulationen über den Friedensnobelpreis bitte für später auf, ja?«
    »Frühstücken Sie erst einmal. Bis um die Mittagszeit ist der Vatikan zu erreichen. Sie sehen schlecht aus.«
    »Ich fühle mich auch so«, gestand Ryan.
    »Ab vierzig verträgt man den Alkohol nicht mehr so gut und sollte damit aufhören«, merkte Riley an.
    »Daran haben Sie sich aber nicht gehalten«, meinte Ryan.
    »Bei mir ist das etwas anderes; als Priester muß ich trinken«, konterte Riley. »Was genau erwarten Sie?«
    »Zunächst einmal das grundsätzliche Einverständnis der wichtigsten Parteien, damit die Verhandlungen so bald wie möglich in Gang kommen, aber unsere Seite behandelt die Sache sehr vertraulich. Der Präsident will eine Analyse seiner Optionen sehen, und die erstelle ich.«
    »Wird Israel mitspielen?«
    »Wenn nicht, ist das Land im Arsch – Verzeihung, aber so sieht es wirklich aus.«
    »Gewiß, aber wird die Regierung vernünftig genug sein, die eigene Lage richtig einzuschätzen?«
    »Pater, meine Funktion ist das Sammeln und Auswerten von Informationen. Ein Wahrsager bin ich nicht, auch wenn das manchmal von mir erwartet wird. Eines steht für mich fest: Was wir heute im Fernsehen gesehen haben, kann die ganze Region in Brand setzen, wenn wir nichts

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