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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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prophezeit?«
    »Früher oder später mußten die Araber eine neue Taktik entwickeln«, sagte Jack. Alden nickte zustimmend. Anständig von ihm, dachte Ryan; immerhin hat er die Idee schon vor Jahren in einem seiner Bücher formuliert.
    »Israel wird die Sache wie üblich überstehen ...« Jack schnitt ihm das Wort ab. »Ausgeschlossen, Boß.« Höchste Zeit, daß Cabot auf die richtige Bahn gebracht wurde. »Hier geht es, wie Napoleon einmal sagte, um die Moral. Israel, die einzige Demokratie der Region, ist auf den moralischen Vorteil angewiesen, und dieses Konzept ist seit drei Stunden tot. Jetzt sehen die Israelis aus wie die Rassisten damals in Alabama. Sämtliche Bürgerrechtsbewegungen werden kopfstehen.« Jack legte eine Pause ein und trank einen Schluck Kaffee. »Es geht hier schlicht um die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Als die Araber Steine und Molotowcocktails warfen, konnte die Polizei behaupten, nur Gegengewalt angewandt zu haben. Das geht diesmal nicht. Die beiden Opfer saßen am Boden und bedrohten niemanden.«
    »Das war die Tat eines einzelnen Verrückten!« fuhr Cabot auf.
    »Leider nicht, Sir. Das mag auf den Pistolenschuß zutreffen, aber das erste Opfer wurde mit zwei Gummigeschossen aus gut zwanzig Metern Entfernung getötet – wohlgemerkt mit zwei gezielten Schüssen aus einer einschüssigen Waffe. Das war kein Zufall, sondern kaltblütige Absicht.«
    »Ist der Mann auch wirklich tot?« fragte Alden.
    »Meine Frau ist Ärztin, und ihrer Meinung nach ist er tot. Sein Körper verkrampfte sich und wurde dann schlaff; vermutlich ein Hinweis auf ein schweres Schädeltrauma. Man wird nicht behaupten können, der Mann sei gestolpert und mit dem Kopf auf den Randstein geschlagen. Dieser Vorfall verändert die Situation grundlegend. Wenn die Palästinenser klug sind, verdoppeln sie jetzt ihren Einsatz, bleiben bei dieser Taktik und warten die Reaktion der Welt ab. Da ist ihnen der Erfolg garantiert«, schloß Jack.
    »Ryan hat recht«, sagte Alden. »Es wird noch heute eine UN-Resolution geben, die wir unterstützen müssen, und das zeigt den Arabern vielleicht, daß Gewaltlosigkeit eine wirksamere Waffe ist, als Steine zu werfen. Was werden die Israelis sagen? Wie werden sie reagieren?«
    Alden kannte die Antwort auf diese Frage. Er hatte sie nur gestellt, um den DCI aufzuklären. Ryan verstand und gab die Antwort. »Die Israelis werden erst einmal abblocken und wütend sein, weil sie das Videoband nicht abgefangen haben. Der Vorfall war mit Sicherheit nicht geplant – will sagen, die israelische Regierung ist so überrascht wie wir –, andernfalls hätte man das Kamerateam festgenommen. Ich kann mir vorstellen, daß dieser Hauptmann im Augenblick verhört wird. Um die Mittagszeit wird man dann behaupten, er sei geistesgestört, was wahrscheinlich auch stimmt, und es handele sich um einen isolierten Vorfall. Wir kennen die israelischen Methoden der Schadensbegrenzung, aber...«
    »Diesmal werden sie nicht funktionieren«, unterbrach Alden. »Bis neun muß der Präsident Stellung genommen haben. Es ist nicht damit getan, von einem ›tragischen Zwischenfall‹ zu sprechen. Hier wurde ein unbewaffneter Demonstrant von einem Staatsbeamten kaltblütig ermordet.«
    »Charlie, ich bitte Sie, das war doch nur ein Einzelfall«, wandte Direktor Cabot wieder ein.
    »Mag sein, aber ich prophezeie so etwas schon seit fünf Jahren.« Der Sicherheitsberater stand auf und ging ans Fenster. »Marcus, was den Staat Israel seit dreißig Jahren zusammengehalten hat, war die Dummheit der Araber, die entweder nicht erkannten, daß Israels Legitimität nur auf seiner moralischen Position basiert, oder sich nicht darum scherten. Israel sieht sich nun mit einem schweren ethischen Widerspruch konfrontiert. Wenn es wirklich eine Demokratie ist und die Rechte seiner Bürger respektiert, muß es sie auch den Arabern einräumen. Damit aber wäre der politische Zusammenhalt des Landes gefährdet, der wiederum nur garantiert werden kann, wenn die religiöse Rechte beschwichtigt wird – und die schert sich einen Dreck um Bürgerrechte für Araber. Kapituliert Israel aber vor den religiösen Eiferern, versucht es zu beschönigen, dann ist es keine Demokratie und setzt die politische Unterstützung Amerikas aufs Spiel, ohne die der Staat wirtschaftlich und politisch ruiniert ist. Und wir stecken in einer ähnlichen Klemme. Wir unterstützen Israel, weil es eine Demokratie ist, ein Rechtsstaat, aber diese Legitimität hat

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