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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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modernerer Komplex, vor dem in Form einer B-17 »Flying Fortress« aus dem Zweiten Weltkrieg eine Antiquität steht. Außerhalb des Gebäudes und unterirdisch liegt der 1989 fertiggestellte Befehlsstand. Dieser große Raum, witzelten Lästerzungen, war gebaut worden, weil Hollywoods Version der SAC-Zentrale immer viel eindrucksvoller wirkte als der Befehlsstand, den die SAC ursprünglich eingerichtet hatte, und da wollte die Air Force die Realität wohl der Fiktion angleichen.
    Major General Chuck Timmons, stellvertretender Stabschef (Operationen), hatte die Gelegenheit genutzt, seine Wache hier und nicht in seinem Büro oben zu stehen, und aus dem Augenwinkel auf einem der acht großen Bildschirme die Superbowl mitverfolgt. Zwei andere Schirme aber zeigten in Echtzeit, was die Kameras der DPS (Abwehrunterstützungsprogramm-)Satelliten aufnahmen, und er hatte den Doppelblitz in Denver so rasch wie seine Kollegen anderswo wahrgenommen. Timmons ließ seinen Stift fallen. Hinter seinem Gefechtsstabsplatz befanden sich mehrere verglaste Räume (Einrichtungen wie diese haben zwei Geschosse), in denen rund um die Uhr über 50 Personen arbeiteten. Timmons nahm den Hörer ab und drückte den Knopf für die Leitung, die ihn mit dem leitenden Aufklärungsoffizier verband.
    »Ich hab’s gesehen, Sir.«
    »Ist ein Fehler möglich?«
    »Negativ, Sir. Laut Testschaltung funktioniert der Satellit einwandfrei.«
    »Halten Sie mich auf dem laufenden.« Timmons wandte sich an seinen Stellvertreter. »Rufen Sie den Chef. Alarmieren Sie alles Personal. Ich brauche ein volles Krisenteam und einen vollen Gefechtsstab, und zwar sofort!« Seinem für Operationen zuständigen Offizier befahl er: »Bringen Sie ›Spiegel‹ in die Luft! Und alarmieren Sie die strategischen Bombergeschwader, sie sollen sich zum sofortigen Start bereithalten. Alarm an alle betroffenen Einheiten.«
    In einem verglasten Raum links hinter dem General drückte ein Sergeant auf einige Knöpfe. Die SAC hielt zwar schon seit langem ihre Flugzeuge nicht mehr rund um die Uhr in der Luft, wohl aber um die 30 Prozent der Maschinen in Alarmbereitschaft. Der Befehl ging über eine Landleitung und in Form einer computererzeugten Stimme heraus, da man zu dem Schluß gekommen war, daß ein Mensch, wenn er erregt war, undeutlich sprechen mochte. Innerhalb von 20 Sekunden war er übertragen, und die Operationsoffiziere der betroffenen Geschwader wurden sofort aktiv.
    In Alarmbereitschaft waren im Moment zwei Geschwader, das 416. des Luftstützpunktes Griffiss in Plattsburg, Staat New York, das die B-52 flog, und das 384., auf der McConnell Air Force Base in Kansas; diese Einheit hatte den neuen Bomber B-1B. In Kansas hasteten die Besatzungen aus ihren Bereitschaftsräumen, wo sie sich fast alle ebenfalls die Superbowl angesehen hatten, zu bereitstehenden Fahrzeugen, die sie zu ihren bewachten Flugzeugen brachten. Der erste Mann jeder vierköpfigen Besatzung schlug auf den Notstartknopf am Bugfahrwerk und rannte dann nach hinten, um über die Leiter in die Maschine zu klettern. Noch ehe die Crews angeschnallt waren, liefen die Triebwerke an. Die Bodenmannschaften rissen die mit roten Fähnchen markierten Sicherungsbolzen heraus. Mit Gewehren bewaffnete Posten traten dem Flugzeug aus dem Weg und brachten ihre Waffen nach außen in Anschlag, um jede denkbare Bedrohung abzuwehren. Zu diesem Zeitpunkt wußte noch niemand, daß man es keinesfalls mit einer ungünstig angesetzten Übung zu tun hatte.
    Die erste Maschine, die in Kansas anrollte, war die B- 1 B des Geschwaderkommandeurs. Der athletische 45jährige Colonel genoß auch das Privileg, sein Flugzeug dem Bereitschaftsgebäude am nächsten abstellen zu dürfen. Sobald seine vier Triebwerke liefen und der Weg frei war, löste er die Bremsen und rollte zur Startbahn, die er zwei Minuten später erreichte. Als er an Ort und Stelle war, erhielt er Anweisung zum Warten.
     
    Eine KC-135 auf dem Stützpunkt Offutt unterlag solchen Restriktionen nicht. Die modifizierte – und 25 Jahre alte – Boeing 707 mit dem Codenamen »Spiegel« hatte einen General und einen reduzierten Gefechtsstab an Bord und startete gerade in die Abenddämmerung. Funk- und Kommunikationsgeräte an Bord waren soeben erst eingeschaltet worden, und der Offizier hatte noch nicht erfahren, was der Grund für den ganzen Aufruhr war. Am Boden wurden drei weitere identische Maschinen startklar gemacht.
    »Was ist los, Chuck?« fragte der Oberbefehlshaber der SAC,

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