Das Echo aller Furcht
CINC-SAC genannt, als er eintrat. Er trug Freizeitkleidung und hatte sich die Schuhe noch nicht zugebunden.
»Nukleare Explosion in Denver. Außerdem sind, wie wir gerade erfahren haben, Satellitenverbindungen ausgefallen. ›Spiegel‹ hat abgehoben. Ich weiß immer noch nicht genau, was los ist, aber Denver ist in die Luft geflogen.«
»Lassen Sie die Bomber aufsteigen«, befahl der CINC-SAC. Timmons gab einem Kommunikationsoffizier einen Wink, und der Befehl wurde weitergegeben. 20 Sekunden später donnerte die erste B-1B über die Startbahn.
Feinheiten waren jetzt fehl am Platze. Ein Captain der Marines stieß die Tür zum Blockhaus des Präsidenten auf und warf Fowler und Liz Elliot zwei weiße Parkas zu, noch ehe der erste Agent des Secret Service erschienen war.
»Bitte Beeilung, Sir!« drängte er. »Der Hubschrauber ist noch defekt.«
»Wohin?« Pete Connor kam mit aufgeknöpftem Mantel herein und bekam gerade noch mit, was der Captain gesagt hatte.
»Zum Befehlsstand, wenn Sie nichts dagegen haben. Der Hubschrauber ist defekt«, sagte der Marine noch einmal. »Kommen Sie mit, Sir!« schrie er den Präsidenten fast an.
»Bob!« rief Liz Elliot etwas besorgt. Sie wußte nicht, was der Präsident am Telefon erfahren hatte; fest stand nur, daß er blaß und geschockt aussah. Beide zogen die Parkas an und gingen ins Freie. Dort sahen sie eine ganze Korporalschaft Marines im Schnee liegen und mit geladenen Gewehren nach außen zielen. Sechs Soldaten umringten den HMMWV, kurz »Hummer« genannt, dessen Motor mit hoher Drehzahl lief.
Vom Stützpunkt der Marineflieger Anacostia in Washington startete die Besatzung von Marine Two – als Marine One wurde der Hubschrauber erst bezeichnet, wenn der Präsident an Bord war – in einer besorgniserregend dichten Schneewolke, gewann aber rasch an Höhe und ließ den Bodeneffekt hinter sich. Nun war die Sicht besser. Der Pilot, ein Major, drehte nach Nordwesten ab und fragte sich, was eigentlich los war. Wer überhaupt etwas wußte, konnte nur sagen, daß er nichts wußte. Aber das war für die nächsten paar Minuten nicht entscheidend. Wie bei jeder Organisation waren auch hier die Maßnahmen für den Notfall geplant und gründlich geübt worden, damit im Fall der Fälle eine Mischung aus Unentschlossenheit und Gefahr keine Panik auslöste.
»Was, zum Teufel, tut sich in Denver, das ich wissen sollte?« fragte General Kuropatkin in seinem Bunker bei Moskau.
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte sein Aufklärungsoffizier aufrichtig.
Wie hilfreich, dachte der General, griff nach dem Hörer und rief den militärischen Nachrichtendienst GRU an.
»Operationen/Lageraum«, meldete sich jemand.
»General Kuropatkin, POW Moskau.«
»Ich weiß, warum Sie anrufen«, versicherte der Oberst des GRU.
»Was gibt es in Denver? Vielleicht ein Atomwaffenlager oder so etwas Ähnliches?«
»Nein, General. In der Nähe befindet sich das Rocky Mountain Arsenal, wo für die Vernichtung bestimmte C-Waffen zwischengelagert werden. Es soll in ein Panzerdepot der Nationalgarde – das ist die amerikanische Reservearmee - umgewandelt werden. Und bei Denver gibt es auch die Anlage Rocky Flats, wo früher einmal Waffenkomponenten hergestellt wurden -«
»Wo genau liegt Rocky Flats?« fragte Kuropatkin.
»Nordwestlich der Stadt. Ich glaube aber, daß sich die Explosion am südlichen Stadtrand ereignet hat.«
»Korrekt. Fahren Sie fort.«
»Auch Rocky Flats wird stillgelegt. Unseren besten Informationen nach sind dort keinen Waffenkomponenten mehr zu finden.«
»Kommen Waffen beim Transport durch diese Anlage? Zum Donner, irgend etwas muß ich wissen!« Der General regte sich langsam auf.
»Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen. Wir tappen ebenso im dunkeln wie Sie. Vielleicht weiß der KGB mehr.«
Für Ehrlichkeit konnte man einen Mann nicht bestrafen, das wußte Kuropatkin, der nun eine andere Nummer wählte. Wie die meisten Berufssoldaten hatte er für die Spione nicht viel übrig, aber dieser Anruf war notwendig.
»Staatssicherheit, Offizier vom Dienst«, sagte ein Mann.
»Bitte die Amerika-Abteilung, Offizier vom Dienst.«
»Moment, bitte.« Nach dem üblichen Klicken und Piepen meldete sich eine Frau. »Amerika-Abteilung.«
»Hier Generalleutnant Kuropatkin, PWO-Zentrale Moskau. Ich muß wissen, was sich in Denver tut.«
»Nicht sehr viel. Denver ist eine Großstadt und nach Washington das zweitgrößte Verwaltungszentrum der Bundesregierung. Im Augenblick
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