Das Echo aller Furcht
Maschinenraum hatte die Wellenkupplung schon ausgerückt, als er den Befehl dazu erhielt. Von draußen hörte er ein häßliches, metallisches Kreischen, als das Sonarfitting vom Steuerbordtiefenruder gerissen wurde; dabei ging auch die Vorrichtung, die das Schleppsonar hielt, verloren. An diesem Punkt trieben die drei Stammteile (eines nun sehr zersplittert) ins Kielwasser der Maine, und der ärgste Lärm hörte auf.
»Verdammt, was war das?« schrie Ricks fast.
»Schleppsonar ist weg«, meldete ein Sonarmann. »Und die rechte laterale Batterie ist beschädigt, Sir.« Ricks hatte den Raum bereits verlassen. Der Maat redete nur noch zu sich selbst.
»Zentrale, hier Maschinenraum«, drang es aus einem Lautsprecher. »Etwas ist gerade in unsere Schraube geraten. Ich prüfe nun die Welle auf Schäden.«
»Hecktiefenruder beschädigt, Sir«, sagte der Rudergänger. »Steuerung spricht nur träge an.« Der Chief zog den jungen Mann vom Sitz, nahm seinen Platz ein und bewegte langsam und vorsichtig das Rad.
»Fühlt sich nach defekter Hydraulik an. Die Trimmruder« – diese wurden elektrisch bewegt – »scheinen in Ordnung zu sein.« Er drehte das Rad nach links und rechts. »Ruder ist unbeschädigt, Sir.«
»Hecktiefenruder in Neutralstellung bringen. Vordere Tiefenruder an zehn.« Dieser Befehl kam vom IA.
»Aye.«
»Und was war das?« fragte Dubinin.
»Metall – ein unglaublich starker metallischer Schallimpuls in null-fünfeins.« Der Offizier tippte auf den grellen Fleck auf seinem Schirm. »Eine niedrige Frequenz, wie Sie sehen, wie eine Trommel... aber dieser Ton hier ist viel heller. Ich bekam ihn über meine Kopfhörer mit; er klang wie ein Maschinengewehr. Moment«, sagte Leutnant Rykow, der angestrengt nachdachte. »Die Frequenz... will sagen, die Intervalle der Impulse – da muß etwas in eine Schraube geraten sein. Etwas anderes kommt nicht in Frage.«
»Und nun?« fragte der Kapitän.
»Ist die Schraube im Eimer.«
»Die ganze Sonarmannschaft auf Station.« Kapitän Dubinin kehrte in die Zentrale zurück. »Neuer Kurs null-vier-null, Fahrt zehn.«
Einen GAZ der sowjetischen Armee zu organisieren war eine Kleinigkeit. Sie stahlen ihn einfach, zusammen mit einem Befehlsfahrzeug. Es war nach Mitternacht in Berlin, der lebhaften Metropole, deren Straßen jetzt aber verlassen dalagen, weil am Montag wieder gearbeitet wurde. Die Deutschen nahmen ihre Arbeit ernst. Ein paar Leute trieben sich herum, die vielleicht spät ihre Kneipe verlassen hatten oder von der Schicht kamen. Insgesamt war es ruhig auf den Straßen, und das war entscheidend, damit sie ihr Ziel rechtzeitig erreichen konnten.
Hier hat einmal die Mauer gestanden, dachte Günther Bock. Auf einer Seite amerikanische, auf der anderen sowjetische Truppen mit kleinen, aber häufig benutzten Übungsplätzen an ihren Kasernen. Die Mauer war nun verschwunden, und die beiden Panzereinheiten trennte nur noch Gras. Das Befehlsfahrzeug hielt am Tor der sowjetischen Kaserne. Der Wachposten war ein 20jährigcr pickliger Oberfeldwebel in schlampiger Uniform, der große Augen machte, als er die drei Sterne auf Keitels Schulterstücken sah.
»Nehmen Sie gefälligst Haltung an!« brüllte Keitel in perfektem Russisch. Der Junge gehorchte sofort. »Ich komme vom Oberkommando der Armee und werde eine unangekündigte Inspektion durchführen. Sie dürfen unser Eintreffen niemandem melden. Ist das klar?«
»Jawohl, Herr Oberst!«
»So, und wenn ich zurückkomme und Sie immer noch in dieser verdreckten Uniform vorfinde, versetze ich Sie an die chinesische Grenze. Losfahren!« befahl Keitel Bock, der am Steuer saß.
»Zu Befehl, Herr Oberst«, versetzte Bock spöttisch, als sie wieder rollten. Im Grunde war die Situation komisch. Die Sache hat witzige Aspekte, dachte Bock, wenngleich nur ein paar. Man mußte eben den richtigen Sinn für Humor haben.
Das Hauptquartier des Regiments befand sich in einer alten Wehrmachtskaserne, die die Russen mehr benutzt als instand gehalten hatten. Umgeben war es von einer Anlage, in der im Sommer die Blumen eines Beets das Symbol der Einheit bilden. Bei der Truppe hier handelte es sich um ein Gardepanzerregiment mit einer Tradition, der seine Soldaten, nahm man den Wachposten am Tor zum Maßstab, wenig Beachtung schenkten. Bock hielt direkt vor dem Eingang an. Keitel und die anderen stiegen aus ihren Fahrzeugen und schritten wie übellaunige Götter hinein.
»Wer ist der Offizier vom Dienst in diesem
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