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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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»Sir, weder in den Nachrichten noch über offizielle Kanäle gab es Hinweise auf eine Krise.«
    »Was, zum Teufel, ist dann los?« fragte Ricks, ohne eine Antwort zu erwarten. »Na, ist egal.«
    »Captain«, sagte Claggett, »zuerst einmal sollten wir den Kontakt zu unserem Freund in zwei-sieben-null abbrechen, finde ich.«
    »ja. Bringen Sie uns auf Nordwestkurs. Da er den Kurs nicht so bald ändern wird, schaffen wir damit eine gute Distanz. Dann setzen wir uns nach Norden ab.«
    Claggett blickte aus Gewohnheit auf die Seekarte, um nachzusehen, wie tief das Wasser war. Im Augenblick befanden sie sich auf der Seeroute von Seattle nach Japan. Auf seinen Befehl hin drehte Maine nach Backbord ab. Man hätte zwar auch eine Wendung nach Steuerbord vollführen können, aber auf diese Weise schaffte das Boot sofort Distanz zu dem Akula , das sie seit mehreren Tagen verfolgt hatten. Eine Minute später lag Maine quer zur See, die zehn Meter hoch ging, und der Turm des Bootes wurde zum Ziel der Naturgewalten. Es krängte um 40 Grad; überall an Bord hielten sich die Männer fest, griffen nach herumfliegenden Gegenständen.
    »Sollen wir ein wenig tiefer gehen, Captain?« fragte Claggett.
    »In ein paar Minuten. Warten wir erst einmal ab, ob noch etwas über den Satellitenkanal kommt.«
    Der Stamm des majestätischsten aller Nadelbäume in Oregon schwamm nun in drei Teilen seit mehreren Wochen im Pazifik. Seit er Treibgut geworden war, hatte er sich weiter mit Wasser vollgesogen, und die Ketten, die die drei Teile zusammenhielten, gaben ihm einen leicht negativen Auftrieb. Ganz an die Oberfläche kam das Holz nicht, schon gar nicht bei diesem Wetter. So schwebten die drei Teile träge wie Luftschiffe und drehten sich langsam, als die See versuchte, ihre Ketten zu zerreißen.
    Ein junger Sonarmann der Maine hörte etwas in null-vier-eins, fast genau voraus. Ein seltsames Geräusch, wie ein Klingeln, aber tiefer. Kein Schiff, dachte er, und auch kein Tier. Die Schallquelle verlor sich fast im Oberflächenlärm, und ein Kurs ließ sich nicht feststellen...
    »Scheiße!« Er schaltete sein Mikrofon ein. »Zentrale, hier Sonar – Sonarkontakt in nächster Nähe!«
    »Was?« Ricks stürzte in den Sonarraum.
    »Ich weiß nicht, was es ist, Sir, aber es ist ganz in unserer Nähe!«
    »Wo?«
    »Das kann ich noch nicht sagen; der Kontakt liegt links und rechts von unserem Bug. Ein Schiff scheidet aus, aber ich weiß nicht, was das ist, Sir!« Der Maat starrte auf den Lcuchtflcck auf seinem Display und lauschte angestrengt. »Nicht eindeutig auszumachen, aber ganz nahe, Sir!«
    »Aber -« Ricks hielt inne und schrie automatisch: »Alarmtauchen!« Aber er wußte, daß es dazu zu spät war.
    Im ganzen Rumpf der USS Maine hallte es wie in einer großen Trommel, als Holz die Fiberglasverkleidung des Bugsonars traf.
    Der Baumstamm war in drei Teile zersägt worden. Das erste bekam axial Berührung mit der Seite des Sonardoms und richtete nur wenig Schaden an, weil das U-Boot nur ein paar Knoten lief und solide gebaut war. Aber der Lärm war schlimm genug. Das erste Stück wurde also beiseite geschoben, aber es folgten noch zwei weitere, und eines kollidierte gerade in Höhe der Zentrale mit dem Rumpf.
    Der Rudergänger reagierte sofort auf den Befehl des Captains und stieß das Steuer bis zum Anschlag nach vorne. Augenblicklich hob sich das Heck des Bootes in die Bahn der Stammsegmente. Maines Heck endete in einem Kreuz. Über und unter der Schraubenwelle waren Ruder befestigt. Rechts und links befanden sich die Hecktiefenruder, die wie die Höhenflossen eines Flugzeuges funktionierten. An ihrem Ende gab es eine weitere vertikale Einrichtung, die wie ein Hilfsrudcr aussah, in Wirklichkeit aber ein Fitting für Sonarsensoren war. Daran blieb die Kette zwischen zwei Stammteilen hängen; zwei Teile außenbords, eines innenbords, und letzteres war gerade lang genug, um die sich drehende Schraube zu erreichen. Das Resultat war der fürchterlichste Lärm, den die Mannschaft an Bord je gehört hatte. Die siebenflügelige Schraube der Maine bestand aus einer Mangan-Bronze-Legierung und war in einem sieben Monate langen Fertigungsprozeß in ihre fast perfekte Form gebracht worden. Sie war widerstandsfähig, aber nicht unverwüstlich. Ihre krummsäbelähnlichen Flügel trafen nun nacheinander den Stamm wie eine langsame, stumpfe Kreissäge, und jeder Aufprall riß Scharten in die Kanten oder verbog sie. Der Offizier im achtern liegenden

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