Das Echo aller Furcht
ein Fehler. Bitte bedenken Sie die Gemütsverfassung von Menschen, die plötzlich in Friedenszeiten in eine so hohe Alarmstufe versetzt werden. Es bedarf doch nur weniger erklärender Worte, und die könnten sich als wichtig erweisen.«
»Richtig«, meinte Narmonow und befahl dem Verteidigungsminister: »Gut, so ausführen.«
»Bald werden wir über den heißen Draht von den Amerikanern hören«, sprach Narmonow weiter. »Was werden sie sagen?«
»Das ist schwer abzuschätzen, aber wir sollten auf jeden Fall eine Antwort bereit haben, einfach um sie zu beruhigen und ihnen zu versichern, daß wir unbeteiligt sind.«
Narmonow nickte; das klang vernünftig. »Gut, lassen Sie das ausarbeiten.«
Die Kommunikationsexperten des sowjetischen Militärs murrten, als sie das Signal sahen, das sie zu senden hatten. Um die Übertragung zu erleichtern, sollte der Kern der Botschaft in einer aus fünf Buchstaben bestehenden Codegruppe gesendet werden, die von allen Beteiligten sofort zu verschlüsseln, zu dechiffrieren und zu verstehen war. Im vorliegenden Fall war dies nicht möglich. Die zusätzlichen Sätze mußten zusammengestrichen werden, damit die Nachricht nicht zu lang wurde. Diese Aufgabe übernahm ein Major, der seine Arbeit, bevor er sie dann über nicht weniger als 30 Kommunikationsverbindungen sendete, einem Generalmajor zum Absegnen vorlegte. Bestimmte Waffengattungen erhielten weiter abgewandelte Befehle.
Die Admiral Lunin war erst seit fünf Minuten auf ihrem neuen Kurs gewesen, als wieder ein ELF-Signal einging. Diesmal kam der Kommunikationsoffizier fast in die Zentrale gerannt.
GENERALALARM STUFE ZWEI. IN DEN USA HAT EINE ATOMEXPLOSION STATTGEFUNDEN; GRUND UNBEKANNT. AMERIKANISCHE STRATEGISCHE UND KONVENTIONELLE KRÄFTE FÜR MÖGLICHEN KRIEGSZUSTAND ALARMIERT. ALLE MARINEEINHEITEN SOFORT AUSLAUFEN. ALLE ERFORDERLICHEN SCHUTZMASSNAH-MEN TREFFEN.
»Ist die Welt denn wahnsinnig geworden?« sagte der Kapitän und starrte auf die Meldung. »Ist das alles?«
»Jawohl, Sir. Das Stichwort zum Ausfahren der Antenne fehlt.«
»Das ist doch kein vernünftiger Befehl«, wandte Dubinin ein. »›Alle erforderlichen Schutzmaßnahmen?‹ Was soll das heißen? Wen haben wir zu schützen – uns selbst oder das Mutterland? Unfug!«
»Käpt’n«, meinte der Starpom, »Generalalarm II geht mit bestimmten Regeln einher.«
»Das weiß ich«, erwiderte Dubinin. »Aber sind die hier gültig?«
»Hätte man sonst das Signal gesendet?«
Generalalarm II hatte es beim sowjetischen Militär noch nie gegeben; er bedeutete einen Zustand zwischen Krieg und Frieden. Wie jedem anderen sowjetischen Kapitän waren Dubinin seine Pflichten klar, aber die Implikationen des Befehls kamen ihm viel zu furchterregend vor ... doch diesen Gedanken verdrängte er rasch. Er war Marineoffizier und hatte seine Befehle auszuführen. Wer sie erteilt hatte, mußte einen besseren Überblick haben als er. Der Kommandant der Admiral Lunin richtete sich kerzengerade auf und wandte sich an seinen Ersten Offizier.
»Auf 25 Knoten gehen. Alle Mann auf Gefechtsstation.«
Die Aktion lief so rasch an, wie es menschliche Schnelligkeit nur ermöglichte. Das FBI New York, das seinen Sitz im Jacob-Javits-Bau an der Südspitze von Manhattan hat, schickte seine Leute nach Norden, und weil am Sonntag nur wenig Verkehr herrschte, kamen sie rasch voran. Die nicht markierten, aber starken Fahrzeuge rasten zu den Zentralen der verschiedenen Fernsehnetze. Auch in Atlanta verließen Agenten den Martin-Luther-King-Bau und fuhren zu CNN. In beiden Fällen marschierten nicht weniger als drei Beamte in die Sendekomplexe und untersagten jegliche Berichterstattung über Denver. Und in keinem Fall erfuhren die Angestellten, die verzweifelt versuchten, die Verbindungen wiederherzustellen, dort den Grund. Ähnlich ging es in Colorado zu. Unter der Leitung von Walter Hoskins drangen dort Agenten in die Tochteranstalten und auch die Telefongesellschaft ein, wo sie unter den lautstarken Protesten der Bell-Angestellten alle Fernleitungen unterbrachen. Aber Hoskins unterlief ein Fehler. Der Grund dafür war, daß er nicht viel fernsah.
KOLD war ein unabhängiger Sender und im Begriff, sich zu einer überregionalen Kabel-Superstation wie TBS, WOR und andere zu entwickeln. Finanziell war der Versuch riskant, und der Sender, der seine Investoren noch nicht ausgezahlt hatte, arbeitete mit einem sehr knappen Budget in einem alten, fast fensterlosen Gebäude im Nordosten der
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