Das Echo aller Furcht
auf Marineziele angesetzt. Ein SIOP-Auftrag war zum Beispiel, die Nikolajew-Werft am Dnjepr in eine radioaktive Pfütze zu verwandeln. Dort war übrigens der sowjetische Träger Kusnezow auf Kiel gelegt worden.
Ein weiteres Problem des Captains war, daß der Befehlshaber der Gruppe, ein Admiral, die Gelegenheit genutzt hatte, zu einer Besprechung mit dem Chef der 6. Flotte nach Neapel zu fliegen. Richards war also auf sich allein gestellt.
»Wo ist unser Freund?« fragte er.
»Liegt etwa 200 Meilen zurück«, erwiderte der Operationsoffizier. »Also unangenehm nahe.«
»Bringen wir die Tomcats in die Luft, Skipper«, sagte Jackson. »Ich nehme zwei und kreise hier, um die Hintertür zu bewachen.« Er tippte auf die Karte.
»Ich bitte um Zurückhaltung, Rob.«
»Keine Sorge, Ernie.« Jackson ging an ein Telefon. »Wer steht zur Verfügung?« fragte er einen Mann in Bereitschaftsraum VF-1. »Gut.« Jackson entfernte sich, um seine Kombination und seinen Helm zu holen.
»Gentlemen«, erklärte Richards, als Jackson gegangen war, »da wir uns nun östlich von Malta befinden, unterliegen wir SIOP, sind eine strategische und keine konventionelle Einheit, und es gilt DEFCON-2. Wer vergessen hat, was DEFCON-2 bedeutet, sollte sich rasch informieren. Alles, was als Bedrohung aufgefaßt werden kann, ist auf meinen Befehl hin anzugreifen und zu zerstören. Noch Fragen?«
»Sir, wir wissen nicht, was eigentlich los ist«, erklärte der Operationsoffizier.
»Richtig. Versuchen wir, erst zu denken und dann zu handeln. Reißen wir uns zunächst mal zusammen. Es tut sich etwas Finsteres, und wir sind auf DEFCON-2.«
Es war eine schöne, klare Nacht. Draußen auf dem Flugdeck informierte Jackson Commander Sanchez und die beiden Kampfbeobachter. Anschließend wurden sie vom fliegertechnischen Personal zu ihren Maschinen gebracht. Jackson und Walters bestiegen ihre Tomcat. Der Chef der Bodenmannschaft half ihnen beim Anschnallen, verschwand dann nach unten und zog die Leiter weg. Captain Jackson ging die Startsequenz durch, bis sich seine Instrumente auf normalen Leerlauf ausgependelt hatten. Die F-14D war im Augenblick mit vier Phoenix-Luftkampfraketen (Radarsuchkopf) und vier des Typs Sidewinder (IR-Suchkopf) bewaffnet.
»Alles klar da hinten, Shredder?« fragte Jackson.
»Ab die Post, Spade«, erwiderte Walters.
Robby drückte die Schubhebel bis zum Anschlag durch und dann über die Kulisse auf Nachbrenner. Danach signalisierte er dem Katapultoffizier seine Bereitschaft. Dieser überzeugte sich, daß das Deck klar war, und salutierte.
Jackson erwiderte den Gruß, packte den Knüppel und legte den Kopf zurück an die Stütze. Eine Sekunde später berührte der Leuchtstab des Katapultoffiziers das Deck. Ein Maat drückte auf den Startknopf, und Dampf zischte in den Katapultmechanismus. Trotz seiner langjährigen Erfahrung kam ihm seine Wahrnehmung in einer Situation wie dieser immer noch zu langsam vor. Die Beschleunigung des Katapults preßte seine Augäpfel in ihre Höhlen, die schwache Befeuerung des Decks verschwand hinter ihm. Das Heck der Maschine senkte sich, und sie waren frei. Jackson überzeugte sich, ehe er den Nachbrenner abschaltete, daß sie tatsächlich flogen, zog dann Klappen und Fahrwerk ein und ging gemächlich in den Steigflug. Als er 300 Meter erreicht hatte, holten »Bud« Sanchez und »Lobo« Alexander auf.
»Da gehen die Radare aus«, sagte Shredder nach einem Blick auf seine Instrumente. Der gesamte TR -Verband stellte binnen Sekunden sämtliche Emissionen ein und war anhand seines elektronischen Lärms nun nicht mehr zu orten.
Jackson machte es sich auf seinem Sitz bequem. Was immer auch los ist, sagte er sich, kann so schlimm nicht sein. Die Nacht war herrlich klar, und durch das Kabinendach konnte er beim Aufsteigen die Sterne zunehmend deutlicher sehen. Als er auf 10000 Meter war, hatten sie fast aufgehört zu funkeln. In der Ferne konnte er die Positionslichter von Passagierflugzeugen und die Küsten mehrerer Länder sehen. Eine Nacht wie diese, dachte er, macht selbst einen Bauern zum Poeten. Um solche Augenblicke zu erleben, war er Pilot geworden. Mit Sanchez’ Maschine an der Seite drehte er nach Westen ab. Dort war der Himmel bewölkt; nun sah man nicht mehr so viele Sterne.
»Sehen wir uns mal kurz um«, befahl Jackson.
Der Kampfbeobachter auf dem Rücksitz aktivierte seine Systeme. Die F-14 war gerade mit einem LPI-Radar von Hughes ausgerüstet worden, das weniger Strom brauchte
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