Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
totalen Systemausfall. Jetzt haben wir Tests laufen – Sie auch?«
    »Ja, Bert. Spekulationen?«
    »Keinen blassen Schimmer. Verdammt, neun Satelliten vom Netz, Stacy!« Der Mann machte eine Pause. »Spekulationen? Moment, da kommt was ... aha, Software. Wir fragen gerade 301 ab ... ah, Spannungsspitze ... Himmel noch mal! 301 bekam über hundert Frequenzen eine Spitze ab! Da hat wer versucht, unsere Vögel kaputtzumachen.«
    »So sieht es hier auch aus. Aber wer?«
    »Bestimmt kein Hacker ... man bräuchte ja schon Mengen von Megawatt, um so einen Effekt auch nur auf einem einzigen Kanal zu erzeugen.«
    »Bert, meine Resultate sind ähnlich. Telefonverbindungen, alles von Überspannung lahmgelegt. Wollen Sie bald wieder auf Sendung gehen?«
    »Ist das Ihr Ernst? Ich habe Milliardenwerte in der Umlaufbahn. Erst wenn ich weiß, was sie da getroffen hat, schalte ich sie wieder ein. Ein Direktor ist gerade hierher unterwegs. Der Chef war in Denver«, fügte Bert hinzu.
    »Meiner auch, und mein Chefingenieur ist eingeschneit. Da will ich nichts riskieren. Arbeiten wir in diesem Fall zusammen, Bert?«
    »Keine Frage, Stacy. Ich rufe jetzt Fred Kent bei Hughes an; mal sehen, was der meint. Eine volle Systemprüfung wird eine Weile dauern. Meine Satelliten bleiben abgeschaltet, bis ich genau weiß, was hier passiert ist. Die ganze Branche ist gefährdet.«
    »Einverstanden. Bevor ich wieder auf Sendung gehe, sage ich Ihnen Bescheid.«
    »Halten Sie mich auf dem laufenden?«
    »Klar, Bert. In einer Stunde melde ich mich wieder.«
     
    Die Sowjetunion ist ein riesiges Land und sowohl was ihre Fläche als auch die Länge ihrer Grenzen angeht bei weitem das größte der Welt. Alle ihre Grenzen sind bewacht, denn der gegenwärtige Staat und seine Vorgänger hatten zahlreiche Invasionen erlitten. Zu den Sicherheitsmaßnahmen gehörten so offenkundige wie Truppenkonzentrationen, Fliegerhorste und Radarstationen und so raffinierte wie Empfangsantennen. Mit letzteren wurden Funk- und andere elektronische Emissionen abgehört. Die gewonnenen Informationen gingen über Leitungen oder Mikrowelle an die Moskauer Zentrale des Komitees für Staatssicherheit (KGB) am Dserschinskiplatz2, dessen achtes Hauptdirektorat den Funkhorchdienst betreibt und die Kommunikation sichert. In seiner langen und ruhmvollen Geschichte profitierte es von einer anderen traditionellen Stärke der Russen: der Begeisterung für die theoretische Mathematik. Der Zusammenhang zwischen Chiffren und Mathematik ist logisch, und seine jüngste Manifestation war das Werk eines 30jährigen, zwergenhaften, bärtigen Mannes, der sich für die Arbeiten von Benoit Mandelbrot, der an der Harvard University die Fraktalgeometrie praktisch erfunden hatte, brennend interessierte. Dieses junge russische Genie brachte Mandelbrots Überlegungen mit der Chaostheorie in Verbindung, die MacKenzie in Cambridge entwickelt hatte, und erfand eine grundlegend neue Theorie. Die wenigen Leute, die ihn überhaupt verstanden, waren sich einig, daß er die Planck-Medaille verdient hatte. Wie es der Zufall wollte, war sein Vater General im KGB-Hauptdirektorat Grenzschutz, und in der Folge war das Komitee für Staatssicherheit sofort auf seine Arbeit aufmerksam geworden. Der Mathematiker genoß nun alle Privilegien, die ihm das dankbare Mutterland bieten konnte, und irgendwann winkte ihm wahrscheinlich auch die Planck-Medaille.
    Er hatte zwei Jahre gebraucht, um seinen theoretischen Durchbruch in etwas praktisch Anwendbares umzusetzen. Zunächst war es ihm gelungen, aus der STRIPE genannten sichersten Chiffre des US-Außenministeriums die ersten Daten zu »bergen«. Dann hatte er den Beweis erbracht, daß STRIPE strukturell allen anderen vom US-Militär benutzten Geheimcodes ähnlich war. In Zusammenarbeit mit einem Team anderer Kryptoanalytiker, die Zugang zu den Daten des Walker-Spionagerings und der noch schädlicheren Arbeit des Maulwurfs Pelton hatten, war in der Folge vor sechs Monaten die systematische Durchdringung des amerikanischen Geheimverkehrs gelungen. Perfekt war das Ganze allerdings noch nicht, denn manchmal waren die täglich wechselnden Codes einfach nicht zu knacken. Zuweilen verging eine Woche, in der man keinen einzigen Spruch entschlüsselte; dann aber decodierte man drei Tage hintereinander über die Hälfte des abgehörten Materials, und die Resultate verbesserten sich von Monat zu Monat. Das Hauptproblem der Gruppe war mangelnde Computerkapazität, und das 8.

Weitere Kostenlose Bücher