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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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gemeinhin an, daß Sonar vom stählernen Rumpf eines Schiffes reflektiert wird, aber das trifft nicht zu. Sonarimpulse werden eher von der Luft im Innern eines Unterseebootes zurückgeworfen, genauer gesagt, von der Grenze zwischen Wasser und Luft, die Schallwellen nicht durchdringen können. Und Mark 50 war darauf programmiert, diese Grenzschicht als Schiff zu identifizieren. Als der Torpedo wie eine Rakete auf seine Beute zujagte, begann er riesige, schiffartige Umrisse zu orten, die sich bis außerhalb der Reichweite seines Sonars erstreckten: Wellen. Sein Programm wies ihn zwar an, glatten Oberflächen keine Beachtung zu schenken, um zu vermeiden, daß er von der Grenze zwischen Meer und Atmosphäre »eingefangen« wurde, aber Probleme, die bei schwerer See entstanden, hatten seine Konstrukteure nicht gelöst. Der Mark 50 wählte sich einen solchen Schemen aus, raste auf ihn zu – und sprang in die Luft wie ein Lachs. Dann bohrte er sich in die Flanke der nächsten Welle, faßte wieder ein riesiges Ziel auf und durchbrach erneut die Oberfläche. Diesmal schlug er schräg auf, und hydrodynamische Kräfte lenkten ihn nach Norden ab. Nun lief er im Innern einer riesigen Welle und spürte rechts und links gewaltige Schiffe. Er wandte sich nach links, verließ erneut das Wasser und traf diesmal eine Woge so heftig, daß sein Kontaktzünder ausgelöst wurde.
     
    »Das war knapp!« seufzte Rykow.
    »So knapp nun auch wieder nicht. 1000 Meter vielleicht, wahrscheinlich mehr.« Der Kapitän lehnte sich in die Zentrale. »Runter auf zehn Knoten und 30 Meter.«
     
    »Treffer?«
    »Läßt sich nicht sagen, Sir«, erwiderte der Operator. »Er ging mit Höchstfahrt an die Oberfläche, verfolgt von dem Fisch, der einige Kreise zog.« Der Sonarmann fuhr mit dem Zeigefinger über sein Display. »Dann explodierte er hier, also nicht weit von der Stelle, an der das Akula im Oberflächenlärm verschwand. Schwer zu sagen – nein, keine Geräusche, die darauf hinweisen, daß das Akula beschädigt ist. Wohl ein Fehlschuß.«
     
    »Richtung und Distanz des Ziels?« fragte Dubinin.
    »Null-fünf-null, grob geschätzt 9000 Meter«, antwortete der Starpom. »Was machen wir nun?«
    »Wir werden das Ziel orten und zerstören«, erklärte Valentin Borissowitsch Dubinin, Kapitän ersten Ranges.
    »Aber –«
    »Wir sind angegriffen worden. Der Kerl versuchte, uns zu töten!«
    »Diese Waffe war aus der Luft abgeworfen«, erinnerte der Erste Offizier.
    »Ich habe kein Flugzeug gehört. Wir sind angegriffen worden und werden uns verteidigen.«
     
    »Nun?«
    Inspektor Pat O’Day machte sich hastig Notizen. American Airlines hatte, wie alle großen Fluglinien, einen Buchungscomputer. Mit Hilfe der Flugschein-und Flugnummer konnte jeder Passagier ausfindig gemacht werden. »Gut«, sagte er zu der Frau am anderen Ende der Leitung, »warten Sie einen Augenblick.« Dann drehte er sich um. »Dan, für den Flug von Denver nach Dallas/ Fort Worth waren nur sechs Erster-Klasse-Tickets gebucht; die Maschine ist also fast leer – aber sie hat wegen Eis und Schnee in Dallas noch nicht abgehoben. Wir haben die Namen von zwei Erster-Klasse-Passagiere, die sich auf einen Flug nach Miami umbuchen ließen. Ursprünglich hatten sie in Dallas Anschluß an einen Flug nach Mexico City. Und in Miami stiegen sie in eine DC-10 um, die ebenfalls nach Mexico City geht und nun nur noch eine Flugstunde von dort entfernt ist.«
    »Lassen wir sie umkehren?«
    »Die Fluglinie sagt, dazu reichte der Treibstoff nicht.«
    »Eine Stunde – verdammt noch mal!« fluchte Murray.
    O’Day fuhr sich übers Gesicht. Er hatte ebensoviel Angst wie alle Menschen in Amerika – mehr noch sogar, da er in der Befehlszentrale über weitreichendere Informationen verfügte. Inspektor Patrick Sean O’Day bemühte sich mit aller Kraft, die Furcht zu verdrängen und sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Die Indizien, die ihm bisher vorlagen, waren noch zu schwach, um als feste Beweise gelten zu können. In seinen 20 Jahren beim FBI hatte er viele Koinzidenzen dieser Art erlebt; andererseits waren aber auch große Fälle mit Hilfe kleiner Hinweise gelöst worden. Man hielt sich an das, was man zur Verfügung hatte, und mehr als die gegenwärtigen Informationen lag nicht vor.
    »Dan, ich –«
    Eine Frau vom Archiv kam herein und reichte Murray zwei Akten. Der stellvertretende Direktor schlug Russells Dossier zuerst auf und suchte nach dem Lichtbild aus Athen. Dann nahm er das

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