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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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unglaublich schämte.
    »Sie brauchen sich nicht zu schämen, David. Sie sind für Ihren Mut bekannt«, sagte Ali liebenswürdig. »Es ist nur recht, daß ein Soldat den Frieden schließt.«
    »So viele mußten sterben, all die prächtigen jungen Männer – auf beiden Seiten, Ali. Unsere Kinder.«
    »Das hat jetzt ein Ende.«
    »Dmitrij, Ihre Hilfe war außerordentlich«, sagte Talbot am anderen Ende des Tisches zu seinem russischen Kollegen.
    »Erstaunlich, was wir zuwege bringen, wenn wir zusammenarbeiten.«
    Nun kam Talbot ein Gedanke, den Aschkenasi bereits ausgesprochen hatte. »Zwei ganze Generationen vergeudet, Dmitrij. Alles verlorene Zeit.«
    »Was geschehen ist, ist geschehen«, versetzte Popow. »Seien wir jetzt klug genug, nicht noch mehr zu verlieren.« Der Russe lächelte schief. »Einen solchen Anlaß sollte man mit Wodka begießen.«
    Talbot nickte in Prinz Alis Richtung. »Wir trinken nicht alle Alkohol.«
    »Wie ertragen die das Leben ohne Wodka?« Popow lachte leise.
    »Eines der Rätsel des Lebens, Dmitrij. So, jetzt müssen wir wohl beide Telegramme abschicken.«
    »In der Tat, mein Freund.«
     
    Es fuchste die Korrespondenten in Rom, daß die Nachricht zuerst von einer Reporterin der Washington Post, die in der US-Hauptstadt saß, aufgeschnappt wurde. Die Dame hatte einen heißen Draht zu einer Sergeantin der Air Force, die in der Maschine des Präsidenten, einer fürs Militär modifizierten Boeing 747 mit der Bezeichnung VC-25A, die Elektronik wartete. Der Soldatin war von der Journalistin genau eingeschärft worden, was sie zu tun hatte. Daß der Präsident nach Rom wollte, war allgemein bekannt. Die Frage war nur, wann. Sowie die Sergeantin erfuhr, daß das Flugzeug startklar gemacht wurde, rief sie zu Hause an, angeblich um sich zu überzeugen, daß ihre gute Uniform aus der Reinigung zurück war. Leider verwählte sie sich, ohne es zu merken, denn die Reporterin hatte zufällig den gleichen flotten Spruch im Anrufbeantworter wie sie. Das war ihre Story für den Fall, daß sie erwischt wurde. Sie kam aber ungeschoren davon.
    Eine Stunde später erwähnte die Frau von der Washington Post bei der täglichen Pressekonferenz im Weißen Haus eine »unbestätigte Meldung«, der zufolge der Präsident im Begriff sei, nach Rom zu fliegen. Was hatte das zu bedeuten? Waren die Verhandlungen ins Stocken geraten? Oder erfolgreich abgeschlossen worden? Den Pressesprecher traf die Frage unvorbereitet. Er hatte erst vor zehn Minuten erfahren, daß er nach Rom fliegen sollte, und war wie üblich zu totaler Verschwiegenheit vergattert worden. Zu seiner eigenen Überraschung ließ sich der Mann, der vorgehabt hatte, die Nachricht am Nachmittag durchsickern zu lassen, von der Frage aus dem Konzept bringen. Sein »kein Kommentar« klang wenig überzeugend, und die Korrespondenten im Weißen Haus rochen Lunte. Alle hatten zensierte Kopien von Fowlers Terminkalender und somit Kontaktpersonen für ihre Recherchen.
    Schon waren die Referenten des Präsidenten am Telefon und sagten Termine und Auftritte ab. Selbst der Präsident kann wichtige Leute nicht ohne Warnung versetzen. Die Prominenz mochte verschwiegen sein, nicht aber alle ihre Assistenten und Sekretärinnen, und davon lebt die freie Presse: von Leuten, die nichts für sich behalten können. Innerhalb von einer Stunde war die Meldung von vier verschiedenen Quellen bestätigt worden. Präsident Fowler hatte für mehrere Tage alle Termine abgesagt. Er ging also auf Reisen, und bestimmt nicht nach Peoria, der sprichwörtlichen Provinzstadt im Mittleren Westen. Das war für alle TV-Anstalten Grund genug, hastig zusammengestükkelte Meldungen in die Pausen der Game-Shows einzublenden und dann sofort wieder Werbung zu bringen mit dem Erfolg, daß Millionen von Zuschauern den entscheidenden Satz verpaßten und statt dessen erfuhren, wie man hartnäckige Grasflecken aus Hosen entfernt.
     
    Erst am späten Nachmittag dieses drückend schwülen Sommertages erfuhr das Medienkorps in Rom, daß nur drei Kamerateams – und kein einziger Korrespondent  – Zugang zu dem Gebäude erhalten sollten, das von außen nun seit drei Wochen scharf beobachtet worden war. In großen Wohnwagen nahe der Sendekabinen ließen sich die Koordinatoren schminken, hasteten dann vor die Kameras, setzten die Ohrhörer ein und warteten auf das Signal ihrer Regisseure.
    Das Bild, das auf den Monitoren in der Kabine und den Bildschirmen rund um die Welt gleichzeitig auftauchte, zeigte den

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