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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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LeMays verstehen. Die Kubaner müssen doch aufhorchen, wenn sie von dem Manöver in der Karibik Wind bekommen.«
    Jonas schwirrte der Kopf. »Hieß der General nicht Taylor?«
    Sein Vater lächelte verständnisvoll. »Maxwell D. Taylor ist der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs…«
    »… und der Special Group Augmented, kurz SGA«, warf Ximon ein, »die sich aus verschiedenen Arbeitsgruppen zusammensetzt und von Kennedy beauftragt ist seinen persönlichen Rachefeldzug gegen Castro zu führen…«
    »… ein Unternehmen, das dir inzwischen unter dem Namen Mongoose geläufig sein müsste«, vollendete erneut Jonas’ Vater. »General Curtis LeMay – der ältere Militär von vorhin – dagegen befehligt die Luftwaffe und ist damit, wenn man so will, ein Kollege von Taylor in der Runde der Joint Chiefs of Staff, also der Vereinigten Stabschefs.«
    »Ich habe mich schon gewundert, warum er so wenig Respekt vor den Anweisungen Taylors hatte.«
    Robert schob seinen Stuhl so weit herum, dass er die Gefährten, die hinter ihm standen, ansehen konnte. »Ich finde, dieser kleine Blick durchs Schlüsselloch der Army war sehr informativ.«
    Ximon nickte ernst. »Ja. Er hat uns gezeigt, dass die Lunte schon brennt.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Jonas.
    »Sollte der Adler wirklich in wenigen Tagen auf die Moskitoinsel losgehen, dann wird der Bär glauben, er habe es auf ihn abgesehen, und wie wild nach jedem Angreifer schnappen.«
    Jonas erinnerte sich daran, was Lischka vor dem Kristallrat von den sowjetischen Luna-Raketen erzählt hatte. Diese taktischen Waffen waren bereits einsatzbereit. Und sie trugen Atomsprengköpfe! Er wurde mit einem Mal aschfahl und murmelte: »Mit anderen Worten: Die Amerikaner sind drauf und dran, in ein Wespennest zu stoßen.«
    Sarah zog ihren Sohn zu sich heran und nahm ihn in den Arm. »Wir werden schon einen Weg finden, das zu verhindern, Jonas.«
    »Ich schlage vor, wir legen zunächst eine Pause ein und werfen am Nachmittag noch einmal einen Blick in das Büro von Ray Cline beim CIA. Im Moment können wir wohl ohnehin nicht mehr erfahren.«
    Darina nickte. »Du hast uns sehr geholfen, Robin.«
    »Ich wünschte nur, ich könnte etwas mehr für uns tun«, klagte Bergalf.
    »Aber das hast du doch schon«, sagte Darina. »Außerdem ist deine große Stunde noch nicht gekommen. Bis dahin musst du dich in Geduld üben.«
    Bergalf nickte. Seine Kiefer mahlten aufeinander. »Wenn ihr mich braucht, werde ich da sein.«
     
     
    Die Ruhepause gipfelte in einem grandiosen Mittagessen. Die Frauen des Ältestenrats hatten es sich nicht nehmen lassen, persönlich für die Verköstigung der Gäste zu sorgen. Die Mahlzeit wurde im Innenhof des Lapislazulipalastes eingenommen. Es herrschte eine etwas gedämpfte Stimmung. Jeder wusste um den Ernst der Lage, wie sie Keldins Spiegel am Vormittag offenbart hatte. Aber dennoch herrschte Zuversicht, dass man die Probleme in den Griff bekommen würde.
    Bei Gemüse, Obst und verschiedenem Gebäck wurde über Strategien diskutiert, wie man Sand in das Getriebe der Operation Mongoose streuen könne. Dann wieder wandte sich das Gespräch ganz anderen Themen zu. Sarah und Robert erzählten von ihren Jahren als Saphirah und Robin. Numin sprach so offen wie noch nie zuvor über die Bewunderung, die er für Jonas’ Vater empfand. Robin sei der beste Lehrer, den er jemals gehabt habe, schwärmte er. Daraufhin gestand dieser ein, dass er an den überschwänglichen jungen Mann jene Fürsorge und Anteilnahme weitergegeben habe, die bei einem anderen Verlauf der Dinge sein eigener Sohn empfangen hätte.
    Gespannt hörte Jonas, wie sein Vater von den ersten Wochen sprach, in denen er gelernt hatte, Keldins Spiegel zu gebrauchen. Nichts schien ihm und Sarah damals wichtiger zu sein, als mehr über das Schicksal ihres Sohnes zu erfahren. Nach und nach konnten sie die Ereignisse rekonstruieren: Während sie sich auf der Bermudainsel St. George aufhielten, wurde Toms Wagen in einen Unfall verwickelt. Rose war nichts passiert, aber der kleine Jonas schrie wie am Spieß. Die Großeltern fuhren ins Krankenhaus, um das Baby untersuchen zu lassen. Erst teilte man ihnen mit, der Kleine sei in Ordnung, man wolle ihn nur zur Beobachtung dabehalten, aber dann kam die schreckliche Nachricht von Jonas’ Tod. Im Nachhinein hatte sich alles als eine folgenschwere Verwechslung herausgestellt. Ein anderer Junge war gestorben. Doch zu diesem Zeitpunkt befanden sich Robert und Sarah schon

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