Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
doch einfach nach.«
    Lischka schien Geschmack an dieser Super-Facette gefunden zu haben, die man so frei einsetzen konnte. Für ihn als Flüsterer musste Keldins Spiegel eine erstaunliche »technische« Neuerung darstellen.
    Wieder lichteten sich die wirbelnden Nebel in der Kristalltafel und ein neuer Schreibtisch erschien. Das Büro sah etwas schlichter aus als das des Sicherheitsberaters des Präsidenten. Der Mann dahinter wirkte aber mindestens genauso langweilig.
    »Das ist Ray Cline«, hauchte Robert über die Schulter. »Er ist Deputy Director of Intelligence.«
    Der Mann in dem Büro hob abrupt den Kopf, als hätte er etwas gehört.
    Lischka legte den Finger an die Lippen und deutete auf den Spiegel. Robert nickte und blickte erneut in den Kristall.
    Ray Cline beugte sich wieder über seine Unterlagen. Eine Weile lang geschah nichts. Schon wollte Jonas’ Vater das Bild des Geheimdienstlers verschwinden lassen, als plötzlich das Telefon klingelte.
    »McGeorge, Sie sind es!«, schrie Cline in die Muschel, während er sich in seinem Sessel zurücklehnte und die Füße auf die Tischplatte legte.
    »Nein, wir haben noch nichts gefunden… Nein. Die NPIC-Leute werten gerade erst die Fotos aus… Ach, das wissen Sie schon? Mehr kann ich Ihnen im Augenblick auch nicht sagen. Tut mir Leid… Okay. Grüßen Sie den Präsidenten von mir… Was? Entschuldigen Sie, McGeorge, war nur ein Scherz.«
    Cline warf den Hörer auf die Gabel, funkelte das Telefon einen Augenblick lang an und widmete sich dann wieder seiner Arbeit. Langsam versank die Szene im Nebel.
    Robert nickte. »Ist schon seltsam, wie ungeduldig McGeorge Bundy ist, dass er sogar persönlich beim CIA anruft und nach dem Fortgang der Auswertungen fragt.«
    »Offenbar war der Präsidentenberater nicht sehr freundlich«, bemerkte Jonas.
    Robert wandte sich um und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Gut beobachtet, Jonas! Das zeigt uns, wie ungeduldig Bundy ist. Ich glaube immer mehr, dass die Flüsterer der Malkits ihm einen Floh ins Ohr gesetzt haben.« Er drehte sich wieder abrupt zurück und sagte: »Lasst uns noch etwas anderes ausprobieren.«
    Wieder ein Büro, nur weniger öde aussehend. An der Wand hingen die Abzeichen verschiedener militärischer Einheiten. Zwei Männer in Uniform standen neben dem Schreibtisch. Der eine – ein noch sehr junger, sehr steif wirkender Soldat – reichte dem anderen – einem grau melierten Militär, dem eine Zigarre im Mundwinkel schwelte – gerade eine prall gefüllte Akte.
    »Ich komme von General Taylor, Sir. Er sagte, Sie sollten sich umgehend damit befassen, Sir.«
    »Was gibt es denn so Dringendes, dass der alte Haudegen mir seinen persönlichen Adjudanten vorbeischickt?«
    »Es geht um die Operation Mongoose, Sir.«
    »Was Sie nicht sagen. Seit Dezember mache ich nichts anderes, als mich mit Castros Sturz zu beschäftigen, und Sie bringen mir Dokumente, in denen es genau darum geht. Ich bin überrascht!«
    »Sir, die Angelegenheit hat höchste Dringlichkeit. Der General möchte, dass Mongoose beschleunigt durchgeführt wird.«
    »Beschleunigt?«, schrie der ältere Uniformträger, wobei ihm die Zigarre aus dem Mund schoss wie eine amerikanische Jupiter-Rakete. »Ich habe General Taylor vor drei Wochen mitgeteilt, dass alle Vorbereitungen für einen koordinierten Luftangriff auf Kuba am 20. Oktober abgeschlossen sein werden. Das ist in fünf Tagen! Was will er da noch beschleunigen?«
    Der Adjutant schien in seiner Uniform zu verschwinden. »Vielleicht sollten Sie zunächst die Unterlagen studieren und sich dann ein Urteil bilden, Sir.«
    Der Ranghöhere nahm dem Boten die Akte aus der Hand und atmete hörbar aus. »Vielen Dank, Colonel McClure. Nehmen Sie es nicht persönlich. Sie wissen, heute beginnt bei Puerto Rico unser Manöver PHIBRIGLEX-62, in dem wir den Sturz des Operetten-Diktators Ortsac proben. Ich halte überhaupt nichts davon, wenn wir den kubanischen Geheimdienst oder gar den KGB durch allzu große Geschäftigkeit auf uns aufmerksam machen. Bestellen Sie dem General meine Grüße und richten Sie ihm aus, dass ich mir seine Vorschläge ansehen werde.«
    Der Oberst salutierte und verließ fluchtartig das Büro.
    »Ortsac?«, wiederholte Jonas, als das Bild im Spiegel verschwunden war.
    Ximons messerscharfe Raubvogelnase zuckte nervös. »Wenn man den Namen rückwärts spricht, dann kommt ›Castro‹ dabei heraus.«
    Robert schüttelte ungläubig den Kopf. »Irgendwie kann ich die Erregung General

Weitere Kostenlose Bücher