Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
Ruhe gelassen hätten«. Diese Ältesten gingen sogar so weit, Jonas die Hauptschuld an dem ganzen Unglück zuzuschieben. Ohne ihn wäre der »heilige Spiegel auf Keldins Burg niemals zerstört worden« und ohne ihn hätte es auch »nie die Rückkehr des Schläfers gegeben«.
    Selbst Robin gelang es nicht, die kritischen Stimmen im Rat zu besänftigen. Jonas’ Vater verwies mit Nachdruck auf Kanthelms heimtückisches Eindringen in das Zwieland. Ohne die beherzte Tat seines Sohnes hätte der Malkit den Spiegel gestohlen und bald ein sehr viel größeres Unglück angerichtet, als es der Angriff des Gorrmacks darstellte.
    Aber alle wohl überlegten Einwände nützten nichts. Robin wolle nur sein eigen Fleisch und Blut verteidigen, warfen ihm die gegnerischen Ältesten vor. Das sei zwar verständlich, aber im Interesse der Stadt trotzdem nicht zu dulden. Selbstverständlich werde man auch weiterhin seinen und Saphirahs
    weisen Rat schätzen, aber in dieser Angelegenheit müsse man festbleiben.
    Nabin war ziemlich erregt. Der Vorsitzende des Großen Rats widersprach heftig diesen Vorwürfen, aber selbst er konnte die herrschende Stimmung in der Stadt nicht einfach ignorieren.
    »Willst du etwa auch, dass sie verschwinden?«, brach es unvermittelt aus Numin hervor. Der Sohn des Oberältesten hatte der Sitzung beiwohnen dürfen, weil er den Gästen in den letzten drei Tagen kaum von der Seite gewichen war.
    Nabin wies seinen Sohn streng zurecht. »Es steht dir nicht zu, Numin, so mit einem Ältesten zu reden. Ich sage noch einmal, dass ich weder einen Groll gegen Bergalf, Robins Sohn und die anderen hege noch ihnen misstraue. Aber ich muss auch dem Willen des Volkes von Kalvar Rechnung tragen. Solange sich die Fremden in der Regenbogenstadt aufhalten, wird keine Ruhe mehr einkehren. Ich bin bereits gefragt worden, ob ich denn schon die dreizehn Toten vergessen hätte, um die ihre Angehörigen trauern.«
    »So wie die Stadt gestern Nacht gefeiert hat, wärst du allerdings in guter Gesellschaft, Vater.«
    »Genug!« Nabin war von seinem Platz aufgesprungen und hieb mit der Faust auf den runden Ratstisch. »Entweder du schweigst jetzt, Sohn, oder ich werde dich eigenhändig hier hinausschaffen.«
    Numin zischte etwas Unverständliches, aber er hielt den Mund.
    »Wir werden Kalvar verlassen«, sagte Darina mit einem Mal. Sie sprach den Satz so entschieden und ruhig aus, dass viele der Anwesenden später äußerten, sie hätten lieber noch eine Weile gestritten und sich dann vielleicht doch auf eine andere Lösung geeinigt.
    Aber ehe es darüber zu weiteren Diskussionen kam, stellte sich Sarah an die Seite der Wissenden. »Wenn ihr unseren Sohn fortschickt, dann werden auch Robin und ich gehen, mitsamt dem Spiegel.« Sie wechselte einen Blick mit ihrem Mann, der ihr seine Zustimmung durch ein Nicken anzeigte.
    Nabin wirkte erschüttert. »Das ist euer gutes Recht«, knirschte er mit bitterer Miene. Ehe er oder einer der anderen Ältesten noch etwas sagen konnte, meldete sich nun auch Numins entschlossene Stimme.
    »Ich komme auch mit. Ohne Darina hätten wir vielleicht nie wieder etwas von unseren Brüdern, den Bonkas, gehört. Seht euch doch an! Jahrhundertelang haben die Keldinianer sich hier im Zwieland verkrochen, angeblich, um den Frieden nicht zu stören. Und dabei streiten sie selbst so viel, dass sie gar nicht die Zeit haben sich noch um irgendjemand anderen zu sorgen. Die Bonkas besitzen ihren Orden der Flüsterer. Sie wissen, dass Azon nicht leben kann, wenn sie nicht den Menschen helfen miteinander auszukommen…«
    »Numin«, unterbrach Nabin seinen Sohn. Seine Stimme klang nun nicht mehr zornig, sondern besorgt. »Das darfst du nicht sagen. Ich habe alle meine Hoffnung in dich gesetzt. Wenn du jetzt gehst…«
    »Mein Entschluss steht fest, Vater. Ich möchte ein Flüsterer werden. Ich will den Menschen helfen das Neue und Fremde zu lieben, anstatt es zu hassen und zu zerstören. Die letzten drei Tage haben mir mehr als deutlich gezeigt, wohin das führen kann.«
    Das Feuer in Numins Augen brannte so heftig wie nie zuvor. Sein Vater kannte ihn wohl gut genug, um zu wissen, dass er im Augenblick nicht umzustimmen war. Der kleine alte Mann wirkte mit einem Mal sehr zerbrechlich. Er nickte und sah Darina traurig an. »Ich wünschte, ihr könntet bleiben.«
    »Wir hätten Kalvar ohnehin bald verlassen«, sagte die Wissende, aber auch das konnte Nabins Schmerz nicht mehr lindern. »Eine Bitte hätte ich

Weitere Kostenlose Bücher