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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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vorsichtig.«
    » Warum?«
    » Sie haben schon verstanden. Seien Sie vorsichtig.«
    » Sagen Sie mir, warum«, beharrte ich.
    » Weil es Leute gibt, denen es nicht gefällt, dass sie hier zusammen ist, mit wem sie hier zusammen ist.«
    » Das weiß ich.«
    » Was wissen Sie?«
    » Dass ihr Verhältnis einigen Leuten nicht passt.«
    » Wem?«
    Niemand konnte so geschickt wie der comisario nachhaken, nachbohren, Information aus einem herauspressen. Aber wir kannten uns ja bereits.
    » Einigen. Bitten Sie mich nicht darum, Ihnen zu erzählen, was Sie sowieso schon wissen, Don Claudio. Ich möchte meiner Kundin gegenüber nicht wortbrüchig werden, nur damit Sie aus meinem Mund die Namen hören, die Sie ohnehin schon kennen.«
    » Einverstanden. Doch bestätigen Sie mir bitte eins.«
    » Was?«
    » Haben diese Personen, von denen wir sprechen, spanische Nachnamen?«
    » Nein.«
    » In Ordnung«, sagte er nur, trank seinen Kaffee aus und sah erneut auf die Uhr. » Die Arbeit ruft, ich muss gehen.«
    » Ich auch.«
    » Stimmt, ich vergesse immer, dass Sie eine sehr fleißige Frau sind. Wissen Sie, dass Sie einen ausgezeichneten Ruf genießen?«
    » Da Sie ja stets über alles bestens informiert sind, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als Ihnen zu glauben.«
    Zum ersten Mal lächelte er, und das ließ ihn einige Jahre jünger aussehen.
    » Ich weiß nur, was ich wissen muss. Außerdem bin ich mir sicher, dass auch Sie über vieles Bescheid wissen. Frauen unter sich erzählen sich doch so einiges. Und gerade in Ihr Modeatelier kommen sicher Frauen, die öfter Interessantes zu berichten wissen.«
    Da hatte er nicht unrecht, meine Kundinnen redeten. Sie sprachen über ihre Ehemänner, deren Geschäfte und ihre Freunde. Über die Personen, die sie besuchten, was diese so machten, dachten oder sagten. Doch das wollte ich dem comisario gegenüber weder bestätigen noch leugnen. Ohne auf seine Andeutung einzugehen, stand ich einfach auf. Er rief den Kellner und malte seine Unterschrift in die Luft. Abdul verstand: Die Kaffees gingen auf Don Claudios Rechnung.
    Es war für mich ein Akt der Befreiung, meine Schulden in Tanger zu begleichen. Als wäre ich von dem Strick um meinen Hals befreit, den man jederzeit hätte zuziehen können. Gewiss, die verworrenen Angelegenheiten in Madrid, wo man mich wegen Betrugs und Diebstahls suchte, waren noch immer anhängig, doch aus der Ferne, von Afrika aus, erschienen mir diese Probleme unendlich weit weg. Mit dem Begleichen der Rechnung zog ich auch einen Schlussstrich unter meine Zeit mit Ramiro in Marokko. Ich konnte anders atmen. Ruhiger, freier. Bestimmte wieder selbst über mein Leben.
    Der Sommer ging dem Ende entgegen, doch meine Kundinnen ließen sich Zeit und verschwendeten noch keinen Gedanken an eine neue Garderobe für den bevorstehenden Herbst. Jamila blieb an meiner Seite, kümmerte sich um den Haushalt und kleinere Arbeiten im Atelier. Félix kam fast jeden Abend auf ein Schwätzchen vorbei, und gelegentlich besuchte ich Candelaria in der Calle Luneta. Alles ging seinen Gang, bis ein ärgerlicher Katarrh mir jede Kraft raubte. Ich war nicht imstande, etwas zu nähen, geschweige denn, vor die Tür zu gehen. Den ersten Tag verbrachte ich matt auf dem Sofa. Den zweiten im Bett. Das Gleiche hätte ich am dritten Tag auch gemacht, wenn nicht völlig unerwartet jemand erschienen wäre. So unerwartet wie immer.
    » Siñora Rosalinda sagen Siñorita Sira sofort aufstehen«, kündigte Jamila mir den Besuch an.
    Ich empfing meine Freundin im Morgenmantel. Ich machte mir nicht die Mühe, mein Kostüm anzuziehen oder die Kette mit der alten silbernen Schere umzuhängen, auch mein Haar blieb ungekämmt. Falls sie mein Erscheinungsbild überraschte, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie kam in einer ernsten Angelegenheit.
    » Wir fahren nach Tanger.«
    » Wer?«, fragte ich mit einem Taschentuch vor meiner triefenden Nase.
    » Du und ich.«
    » Wieso?«
    » Um das mit deiner Mutter zu regeln.«
    Ich sah sie halb ungläubig, halb freudig an und wollte mehr wissen.
    » Über deinen …«
    Ein Niesen verhinderte, dass ich den Satz beendete, wofür ich sehr dankbar war, denn ich hätte gar nicht gewusst, wie ich den Hochkommissar, von dem sie stets nur als Juan Luis sprach, hätte nennen sollen.
    » Nein, nein, ich ziehe es vor, Juan Luis da rauszuhalten; er hat ohnehin tausend Sachen um die Ohren. Das hier ist meine Sache, deshalb lasse ich seine Kontakte out, außen vor. Doch wir

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