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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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ihnen.
    Grußlos ging ich zur Tür. Ich war schon fast draußen, als ich Cañetes Stimme hörte, der mir nachrief:
    » Wenn du willst, stell ich dir noch einen Passierschein aus, Schätzchen.«
    Ich blieb nicht stehen, ballte lediglich die Hände zu Fäusten. Doch ohne mir dessen bewusst zu sein, rief dies alte, vertraute Mechanismen aus meiner Madrider Zeit in mir wach. Ich neigte den Kopf seitlich, nur ein wenig, aber es reichte, um meinen Worten genügend Nachdruck zu verleihen.
    » Stell ihn besser für deine verdammte Mutter aus!«
    Glücklicherweise begegnete ich dem comisario dann draußen, auf offener Straße. Weit genug von seiner Dienststelle entfernt, sodass er nicht auf die Idee kam, mich erneut dorthin zu bitten. In Tetuán lief man sich ständig über den Weg. Das war nicht weiter schwer, denn im spanischen Viertel gab es nicht so viele Straßen, sodass man sich im Laufe des Tages zwangsläufig irgendwann begegnete. Wie so oft trug er einen hellen Leinenanzug und roch frisch rasiert, bereit, den Tag zu beginnen.
    » Ihre Miene verheißt nichts Gutes«, sagte er sogleich, als er mich erblickte. » Die Dinge im Hotel Continental scheinen wohl nicht allzu positiv gelaufen zu sein.« Nach einem kurzen Blick auf seine Uhr meinte er: » Kommen Sie, gehen wir einen Kaffee trinken.«
    Er ging mit mir ins Casino Español, einem prächtigen Gebäude an der Ecke mit Balkonen aus weißem Stein und großen, zur Hauptstraße geöffneten Fenstertüren. Mit einer quietschenden Eisenstange kurbelte ein marokkanischer Kellner gerade die Markisen herunter, zwei oder drei andere stellten auf dem Gehsteig Tische und Stühle im Schatten auf. Ein neuer Tag begann. Im kühlen Innenraum, der durch eine breite Marmortreppe in zwei Säle geteilt war, saß niemand. Er führte mich in die linke Hälfte.
    » Guten Morgen, Don Claudio.«
    » Guten Morgen, Abdul. Zwei Milchkaffee, bitte«, bestellte er mit einem fragenden Blick zu mir. » Erzählen Sie«, forderte er mich auf, kaum dass wir Platz genommen hatten.
    » Ich habe nichts erreicht. Der Hoteldirektor ist neu, nicht der vom letzten Jahr, doch er war über die Angelegenheit genauestens im Bilde. Er lehnte es rundheraus ab, mit mir zu verhandeln, und erklärte mir lediglich, dass diese Vereinbarung ohnehin sehr entgegenkommend gewesen sei. Daher müsse ich fristgerecht bezahlen, ansonsten werde er mich anzeigen.«
    » Verstehe. Das tut mir leid, das dürfen Sie mir glauben. Aber ich fürchte, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.«
    » Lassen Sie das nur meine Sorge sein. Sie haben schon genug für mich getan, als Sie die Frist von einem Jahr für die Begleichung meiner Schulden erwirkt haben.«
    » Was wollen Sie nun machen?«
    » Sofort bezahlen.«
    » Und die Sache mit Ihrer Mutter?«
    Ich zuckte mit den Achseln.
    » Nichts. Ich werde weiter arbeiten und sparen, obwohl es bereits zu spät sein könnte, wenn ich die erforderliche Summe zusammenhabe. Vielleicht hat man bis dahin schon mit den Evakuierungen aufgehört. Doch wie ich bereits sagte, zuerst werde ich meine Schulden tilgen. Ich habe das Geld. Das ist nicht das Problem. Genau aus diesem Grund wollte ich Sie auch sehen. Ich bräuchte einen weiteren Passierschein für den Grenzposten und Ihre Erlaubnis, meinen Pass noch ein paar Tage behalten zu dürfen.«
    » Machen Sie das. Es ist nicht nötig, dass Sie ihn mir noch einmal zurückgeben.« Er griff in die Innentasche seines Jacketts und holte eine lederne Brieftasche und einen Füllfederhalter hervor. » Und was den Passierschein betrifft, so wird das sicher reichen«, sagte er, während er eine Karte herauszog und den Füller öffnete. Er schrieb etwas auf die Rückseite und unterzeichnete das Ganze. » Bitte sehr.«
    Ohne sie zu lesen, steckte ich die Karte in meine Handtasche.
    » Werden Sie mit dem Bus fahren?«
    » Ja, das habe ich vor.«
    » So wie gestern?«
    Für ein paar Sekunden hielt ich seinem bohrenden Blick stand.
    » Gestern bin ich nicht mit dem Bus gefahren.«
    » Wie sind Sie dann nach Tanger gekommen?«
    Ich wusste, dass er es wusste. Und ich wusste auch, dass er es von mir in meinen eigenen Worten hören wollte. Doch zuvor nahmen wir beide einen Schluck von unserem Kaffee.
    » Eine Freundin hat mich in ihrem Auto mitgenommen.«
    » Welche Freundin?«
    » Rosalinda Fox. Eine englische Kundin.«
    Und noch einen weiteren Schluck Kaffee.
    » Sie wissen, wer sie ist, oder?«, fragte er unvermittelt.
    » Ja, ich weiß Bescheid.«
    » Also seien Sie

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