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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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haben den ganzen Tag nichts zu tun, aber Geld im Überfluss. Dein Atelier könnte zu einem Treffpunkt für sie werden. Du würdest erfahren, wo ihre Ehemänner eingesetzt werden, mit welchen Leuten sie sich treffen, welche Pläne sie haben und wer aus Deutschland zu Besuch kommt.«
    » Ich spreche doch kaum ein Wort Deutsch.«
    » Aber du kannst dich genug verständigen, damit sie sich bei dir wohlfühlen. Enough.«
    » Ich weiß gerade mal, wie man sich begrüßt, ich kenne die Zahlen, die Farben, die Wochentage und eine Handvoll kurzer Sätze«, beharrte ich.
    » Das macht nichts, daran haben wir gedacht. Wir haben jemanden, der dir helfen kann. Du müsstest nur die Informationen sammeln und dafür sorgen, dass sie an die richtige Stelle gelangen.«
    » Wie denn?«
    Rosalinda zuckte die Achseln.
    » Das wird Hillgarth dir sagen müssen, wenn du definitiv zusagst. Ich weiß nicht, wie diese Einsätze durchgeführt werden. Vermutlich werden sie für dich etwas Spezielles austüfteln.«
    Wieder schüttelte ich den Kopf, dieses Mal noch nachdrücklicher.
    » Ich mache nicht mit, Rosalinda.«
    Sie zündete sich eine neue Zigarette an und nahm einen tiefen Zug.
    » Warum?«, fragte sie dann, während sie den Rauch ausstieß.
    » Darum nicht«, erwiderte ich kindisch. Es gab tausend Gründe, warum ich bei diesem Unsinn nicht mitmachen wollte, aber ich wollte sie lieber alle in einem einzigen Nein bündeln. Nein. Nein, ich wollte nicht mitmachen. Auf keinen Fall, nein. Ich nahm noch einen Schluck Whisky aus der Flasche, er schmeckte scheußlich.
    » Warum nicht, darling? Aus Angst, right?« Rosalinda sprach jetzt ganz leise. Die Platte war zu Ende, man hörte nur noch die Nadel in der letzten Rille kratzen, und von der anderen Seite des Vorhangs drangen Stimmen und Gelächter zu uns herüber. » Wir haben alle Angst, große Angst«, flüsterte sie eindringlich. » Aber das genügt nicht als Entschuldigung. Wir müssen uns einmischen, Sira. Wir müssen helfen. Du, ich, alle – jeder Einzelne muss tun, was in seiner Macht steht, sein Scherflein dazu beitragen, dass dieser Irrsinn aufhört.«
    » Außerdem kann ich nicht nach Madrid zurück. Es gibt da noch ein paar unerledigte Dinge, du weißt schon.«
    Das Problem mit den Anzeigen aus der Zeit mit Ramiro war noch nicht gelöst. Seit der Krieg in Spanien zu Ende war, hatte ich mehrere Male mit comisario Vázquez darüber gesprochen, und er hatte versucht, etwas über die Lage in Madrid in Erfahrung zu bringen, aber nichts erreicht. Es ist alles noch sehr chaotisch, lassen wir noch etwas Zeit vergehen, warten wir, bis sich alles beruhigt hat, sagte er zu mir. Und ich, da ich ohnehin schon nicht mehr zurückkehren wollte, wartete und wartete. Rosalinda wusste Bescheid, ich selbst hatte ihr davon erzählt.
    » Auch daran haben wir gedacht. Daran und dass du abgesichert, geschützt sein musst, falls irgendwelche Probleme auftauchen. Unsere Botschaft könnte nicht für dich einstehen, falls es Schwierigkeiten gibt, und in der gegenwärtigen Situation ist die Geschichte für eine spanische Staatsbürgerin ziemlich riskant. Aber Juan Luis hat eine Idee gehabt.«
    Welche Idee, wollte ich fragen, doch ich brachte kein Wort heraus. Das machte auch nichts, denn Rosalinda klärte mich unverzüglich auf.
    » Er kann dir einen marokkanischen Pass besorgen.«
    » Einen falschen Pass«, bemerkte ich.
    » Nein, sweetie, einen echten. Juan Luis hat noch immer sehr gute Freunde in Marokko. In ein paar Stunden könntest du marokkanische Staatsbürgerin sein. Mit einem anderen Namen, obviously.«
    Ich stand auf und spürte, dass ich mich nur mit Mühe gerade halten konnte. In meinem Kopf, in der Mischung aus Gin und Whisky, trieben all die fremden Wörter durcheinander. Secret Service, Spionage, Operationen. Falscher Name, marokkanischer Pass. Ich stützte mich an der Wand ab und bemühte mich, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
    » Rosalinda, nein. Lass es gut sein, bitte. Ich kann nicht mitmachen.«
    » Du musst dich nicht jetzt gleich entscheiden. Denk darüber nach.«
    » Da gibt’s nichts nachzudenken. Wie spät ist es?«
    Rosalinda sah auf die Uhr, und ich tat es ihr gleich, aber mir verschwammen die Ziffern vor den Augen.
    » Viertel vor zehn.«
    » Ich muss nach Tetuán zurück.«
    » Eigentlich hatte ich arrangiert, dass ein Wagen dich um zehn abholt, aber ich glaube, in deinem Zustand solltest du nirgendwohin fahren. Übernachte hier in Tanger. Ich sorge dafür, dass du im El

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