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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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Minzah ein Zimmer bekommst und deine Mutter benachrichtigt wird.«
    Ein Bett, in dem ich mich schlafen legen und dieses ganze verhängnisvolle Gespräch vergessen konnte, erschien mir ein überaus verlockendes Angebot. Ein großes Bett mit blütenweißen Laken, in einem schönen Zimmer, an dem ich am nächsten Tag aufwachen und feststellen würde, dass dieses Treffen mit Rosalinda nur ein schlechter Traum gewesen war. Ein verrückter, aus dem Nichts aufgetauchter Traum. Doch plötzlich war ich stocknüchtern.
    » Man kann meine Mutter nicht benachrichtigen. Wir haben kein Telefon, das weißt du doch.«
    » Ich lasse jemanden bei Félix Aranda anrufen, und er wird ihr Bescheid sagen. Und ich kümmere mich darum, dass du morgen früh abgeholt und nach Tetuán gefahren wirst.«
    » Und wo kommst du unter?«
    » Bei englischen Freunden in der Rue de Hollande. Niemand soll wissen, dass ich mich in Tanger aufhalte. Sie haben mich direkt von ihrer Wohnung hierhergebracht, ich habe nicht einmal den Fuß auf die Straße gesetzt.«
    Sie schwieg eine Weile und sprach dann weiter, noch leiser als zuvor. Leiser und eindringlicher.
    » Für Juan Luis und mich sieht es sehr schlecht aus, Sira. Wir werden ständig überwacht.«
    » Wer überwacht euch denn?«, fragte ich mit heiserer Stimme nach.
    Sie brachte nur ein schiefes, trübsinniges Lächeln zustande.
    » Alle. Die Polizei. Die Gestapo. Die Falange.«
    Die Angst gerann zu einer Frage, die ich nur mit belegter Stimme zu flüstern wagte.
    » Und mich? Werden sie mich auch überwachen?«
    » Ich weiß es nicht, darling, ich weiß es nicht.«
    Sie lächelte wieder, dieses Mal aber richtig. Trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass ihre Mundwinkel zuckten und so verrieten, dass sie doch ein wenig besorgt war.

37
    Es klopfte an der Tür, und jemand kam ins Zimmer, ohne auf mein » Herein!« zu warten. Die Augen noch halb geschlossen, erkannte ich im Halbdunkel eine junge Frau in typischer Kellnerinnenkluft mit einem Tablett in den Händen. Sie stellte es irgendwo außerhalb meines Blickfeldes ab und zog die Vorhänge auf. Plötzlich schien das helle Tageslicht ins Zimmer und blendete mich, und so zog ich mir schnell ein Kissen über den Kopf. Dadurch drangen die Geräusche zwar nur gedämpft an mein Ohr, doch laut genug, um zu erahnen, was sie tat. Ich hörte, wie eine Porzellantasse auf einem Unterteller abgestellt und heißer Kaffee aus der Kanne eingeschenkt wurde, wie das Messer auf einem Toast kratzte, als sie ihn mit Butter bestrich. Dann trat die junge Frau an das Bett.
    » Guten Morgen, Señorita. Das Frühstück steht bereit. Sie müssen aufstehen, in einer Stunde werden Sie abgeholt.«
    Meine Antwort bestand aus einem Brummen. Vielen Dank, wollte ich sagen, ich weiß Bescheid, lassen Sie mich in Frieden. Die junge Frau schien meine Absicht, nämlich weiterzuschlafen, nicht verstehen zu wollen und ignorierte meine abweisende Reaktion einfach.
    » Man hat mir aufgetragen, erst zu gehen, wenn Sie aufgestanden sind.«
    Sie sprach Spanisch wie eine Spanierin vom Festland. Bei Kriegsende waren scharenweise Republikaner nach Tanger geströmt, wahrscheinlich stammte sie aus einer dieser Familien. Wieder gab ich ein unwilliges Brummen von mir und drehte mich um.
    » Señorita, bitte, stehen Sie auf. Ihr Kaffee und der Toast werden kalt.«
    » Wer schickt dich?«, fragte ich, ohne das Kissen von meinem Kopf zu nehmen. Meine Stimme klang, als käme sie aus einer Höhle, vielleicht wegen des Federkissens, vielleicht wegen der Nachwirkungen der vorangegangenen Nacht. Kaum hatte ich diese drei Worte ausgesprochen, wurde mir bewusst, wie albern diese Frage war. Woher sollte dieses Mädchen wissen, wer es zu mir schickte? Ich hingegen glaubte es ganz sicher zu wissen.
    » In der Küche haben sie mir die Anweisung gegeben, Señorita. Ich bin die Zimmerkellnerin auf dieser Etage.«
    » Dann kannst du gehen.«
    » Nicht, bis Sie wirklich aufgestanden sind.«
    Ein störrisches Ding, dieses Mädchen, es war so hartnäckig, wie man es von einer guten Befehlsempfängerin erwartete. Endlich schob ich das Kissen beiseite und wischte mir die Haare aus dem Gesicht. Als ich aus dem Bett stieg, stellte ich fest, dass ich ein aprikosenfarbenes Nachthemd trug, das mir nicht gehörte. Die Zimmerkellnerin erwartete mich mit einem farblich passenden Morgenmantel über dem Arm. Ich beschloss, sie nicht nach seiner Herkunft zu fragen – woher sollte sie das auch wissen? Irgendwie würde es Rosalinda

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