Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
Vom Netzwerk:
hatte ich noch einen ganzen Berg Arbeit vor mir, aber es half nichts, sie musste warten.
    Das Embassy war gerammelt voll, aber ich vertraute darauf, dass Hillgarth schon sehen würde, wie ich meine Handtasche fallen ließ, kaum dass ich das Lokal betreten hatte. Ich tat es ganz lässig, fast aufreizend. Sofort bückten sich drei Herren nach der Tasche. Einer griff sie sich, ein hoher deutscher Offizier, der im gleichen Moment die Tür hatte aufstoßen wollen, um auf die Straße zu treten. Ich bedankte mich mit meinem schönsten Lächeln für die freundliche Geste und schielte gleichzeitig zu Hillgarth hinüber, um zu sehen, ob er meine Ankunft bemerkt hatte. Er saß an einem Tisch im Hintergrund, wie immer in Gesellschaft. Ich ging einfach davon aus, dass er mich gesehen und die Nachricht verstanden hatte. Muss Sie dringend sprechen, hatte ich mit meiner Aktion sagen wollen. Dann warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr und tat ganz überrascht, als hätte ich mich gerade daran erinnert, dass ich in dieser Minute einen äußerst wichtigen Termin an einem anderen Ort hatte. Vor zwei Uhr war ich wieder zu Hause. Um Viertel nach drei wurde die Pralinenschachtel geliefert. Also hatte Hillgarth meine Botschaft tatsächlich bekommen. Er bat mich, um halb fünf wieder in die Praxis von Doktor Rico zu kommen.
    Es lief ab wie immer. Ich kam allein an und begegnete niemandem auf der Treppe. Wieder öffnete mir dieselbe Krankenschwester die Tür und führte mich ins Sprechzimmer.
    » Guten Tag, Sidi. Freut mich, dass Sie wieder hier sind. Hatten Sie eine gute Reise? Über den Lusitania-Express hört man ja nur das Beste.«
    Er stand am Fenster und trug einen seiner untadeligen Anzüge. Mit ausgestreckter Hand kam er auf mich zu.
    » Guten Tag, Captain. Ich hatte eine ausgezeichnete Reise, danke. Die Erster-Klasse-Abteile sind wirklich traumhaft. Ich wollte Sie möglichst schnell treffen, um Sie über meinen Aufenthalt zu informieren.«
    » Das ist sehr freundlich von Ihnen. Setzen Sie sich bitte. Eine Zigarette?«
    Er wirkte ganz entspannt, offenbar drängte es ihn nicht sonderlich, das Ergebnis meiner Arbeit zu erfahren. Vor zwei Wochen war die Mission noch äußerst dringlich gewesen, doch dies schien – wie durch Zauberhand – nicht mehr der Fall zu sein.
    » Alles ist gut gegangen, und ich glaube, ich habe sehr interessante Informationen gewonnen. Sie hatten recht mit Ihren Mutmaßungen: Da Silva verhandelt mit den Deutschen über die Lieferung von Wolfram. Der endgültige Vertrag ist am Donnerstagabend in seinem Haus unterzeichnet worden, im Beisein von Johannes Bernhardt.«
    » Gute Arbeit, Sidi. Diese Information wird uns sehr nützlich sein.«
    Er schien nicht überrascht. Ebenso wenig beeindruckt. Und auch nicht dankbar. Sondern neutral und gleichmütig. Als wäre ihm das alles nicht neu.
    » Diese Nachricht scheint Sie nicht zu erstaunen«, sagte ich. » Wussten Sie schon davon?«
    Er zündete sich eine Craven A an, und mit der Rauchwolke, die er ausstieß, kam auch seine Antwort.
    » Gerade heute Morgen hat man uns von dem Treffen zwischen da Silva und Bernhardt informiert. Wenn er beteiligt ist, kann es nur um die Lieferung von Wolfram gehen, was unseren Verdacht bestätigt: Da Silva steht nicht loyal zu uns. Wir haben bereits ein Memorandum diesbezüglich nach London gesandt.«
    Ich ließ mir meine Genugtuung nicht anmerken, sondern bemühte mich, ganz natürlich zu klingen. Mit meinen Mutmaßungen war ich schon auf der richtigen Spur, aber ich musste noch ein wenig weiterbohren.
    » Ach, was für ein Zufall, dass jemand Sie gerade heute informiert hat. Ich dachte, ich sei als Einzige mit dieser Mission betraut.«
    » Am späten Vormittag traf überraschend ein in Portugal stationierter Agent ein. Ganz unerwartet, er ist über Nacht von Lissabon hierhergefahren.«
    » Und dieser Agent hat Bernhardt mit da Silva zusammen gesehen?«, fragte ich mit gespielter Überraschung.
    » Er persönlich nicht, aber eine Person seines Vertrauens, ja.«
    Fast hätte ich laut gelacht. Sein Agent war also bezüglich Bernhardt von einer Person seines Vertrauens informiert worden. Nun ja, immerhin ein Kompliment.
    » Bernhardt interessiert uns sehr stark«, fuhr Hillgarth fort, der von meinen Gedanken nichts wusste. » Wie ich Ihnen bereits in Tanger sagte, ist er der Kopf der SOFINDUS , der Firma, unter deren Tarnung das Dritte Reich seine Geschäfte in Spanien abwickelt. Dass er mit da Silva in Portugal Geschäfte macht, wird

Weitere Kostenlose Bücher