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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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erhebliche Auswirkungen für uns haben, denn …«
    » Verzeihung, Captain«, unterbrach ich ihn. » Erlauben Sie, dass ich Ihnen noch eine weitere Frage stelle. Der Agent, der Sie informiert hat, dass Bernhardt mit da Silva verhandelt, gehört der ebenfalls zum SOE ? Ist das auch einer Ihrer Neuzugänge, so wie ich?«
    Er drückte gewissenhaft die Zigarette aus, ehe er antwortete.
    » Warum fragen Sie?«
    Ich zauberte ein naives Lächeln auf mein Gesicht, so gut es mir in meiner Falschheit eben möglich war.
    » Oh, aus keinem speziellen Grund«, erwiderte ich achselzuckend. » Es ist nur ein so ungewöhnlicher Zufall, dass wir beide am selben Tag mit der genau gleichen Information auftauchen, dass ich die Situation einfach lustig finde.«
    » Dann tut es mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber nein, ich fürchte, es handelt sich nicht um einen Agenten des SOE , den wir erst kürzlich angeworben haben. Wir haben die Information über einen unserer Männer vom SIS erhalten, unserem, sagen wir, konventionellen Geheimdienst. Und wir haben nicht die geringsten Zweifel an dem Wahrheitsgehalt seiner Information: Es handelt sich um einen absolut soliden Agenten mit etlichen Jahren Erfahrung, ein pata negra, ein alter Hase , wie die Spanier sagen würden.«
    Klick. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Jetzt hatten sich alle Puzzleteile zusammengefügt. Was ich gehört hatte, stimmte exakt mit meinen Vermutungen überein, aber dass ich es nun wirklich mit Bestimmtheit wusste, dieses Wissen fuhr wie ein kalter Windstoß durch mein Herz. Doch jetzt war nicht der richtige Moment, mich in Gefühlen zu verlieren, sondern weiter voranzukommen. Um Hillgarth zu beweisen, dass auch wir » fremdländischen« Neuzugänge fähig sind, bei den uns übertragenen Missionen vollen Einsatz zu bringen.
    » Und Ihr Mann vom SIS , hatte er noch weitere Informationen für Sie?«, fragte ich und fixierte ihn mit meinem Blick.
    » Nein, bedauerlicherweise konnte er uns keine weiteren Details liefern, aber …«
    Ich ließ ihn nicht ausreden.
    » Er hat Ihnen nicht erzählt, wie und wo die Verhandlung stattfand, er hat Ihnen nicht die Vor- und Nachnamen aller dort Anwesenden genannt? Er hat Sie nicht über die vereinbarten Bedingungen informiert, die Mengen an Wolfram, die gefördert werden sollen, den Preis pro Tonne, die Zahlungsbedingungen und wie man die Exportsteuer umgehen will? Er hat Ihnen nicht erzählt, dass man die Belieferung der Engländer in weniger als zwei Wochen radikal zurückfahren wird? Er hat Ihnen nicht erzählt, dass da Silva Sie nicht nur verraten hat, sondern es ihm auch gelungen ist, die größten Minenbesitzer aus der Provinz Beira an einen Tisch zu bekommen und dadurch günstigere Konditionen mit den Deutschen auszuhandeln?«
    Der Blick des Marineattachés mit den buschigen Augenbrauen war stahlhart geworden. Seine Stimme klang brüchig.
    » Woher wissen Sie das alles, Sidi?«
    Stolz hielt ich seinem Blick stand. Sie hatten mich mehr als zehn Tage am Rande des Abgrunds balancieren lassen, und ich hatte meine Mission erfüllt, ohne abzustürzen. Es war an der Zeit, ihn wissen zu lassen, was ich alles herausgefunden hatte.
    » Wenn eine Schneiderin ihre Arbeit gut macht, dann führt sie auch den letzten Stich selbst aus.«
    Während des gesamten Gesprächs hatte mein Heft mit den Schnittmustern diskret auf meinen Knien gelegen. Der Deckel war eingerissen, einige Seiten geknickt, viele hatten Schmutz- oder Rußflecken, die bezeugten, welche Abenteuer das Heft überstehen musste, seit ich es aus dem Schrank meines Hotelzimmers in Estoril genommen hatte. Jetzt legte ich das Heft auf den Tisch und meine Hände darauf.
    » Hier steht alles drin, bis zur letzten Silbe, alles, was gestern Nacht vereinbart wurde. Von diesem Heft hat Ihnen Ihr Agent vom SIS nichts erzählt, oder?«
    Zweifellos war der Mann, der vor wenigen Tagen auf unnachahmliche Weise wieder in mein Leben getreten war, ein gewiefter Spion im Dienste Seiner Majestät, doch bei dieser verworrenen Geschichte mit dem Wolfram hatte ich ihn gerade haushoch geschlagen.

67
    Etwas war anders nach diesem geheimen Treffen, das spürte ich, als ich das Gebäude verließ. Ich konnte es jedoch nicht benennen. Während ich noch darüber nachdachte, ging ich langsam durch die Straßen. Es kümmerte mich nicht, ob mir jemand folgte oder ob ich vielleicht an der nächsten Ecke über jemanden stolperte, dem ich lieber nicht begegnen wollte. Äußerlich unterschied mich

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