Das Echo der Vergangenheit
lassen, versetzte ihr einen weiteren unerwarteten Stich.
Sie setzte sich aufrecht hin, als er vor der Villa parkte. Den ganzen Tag hatten sie zusammen verbracht und auch sie wollte nicht, dass dieser Tag endete. »Bist du müde?«
»Nein.«
»Möchtest du noch mit reinkommen?«
»Und dann?«
Sie errötete. »Ich weiß nicht. Reden?«
Seine Blicke umhüllten sie. »Weißt du, was ich wirklich gerne tun würde? Und es ist nicht, was du denkst.«
»Was denn?«
»Ich würde dich gerne tanzen sehen.«
»Allein?«
Er nickte. »Ohne dass ich im Weg bin.«
Er bat um mehr, als ihm bewusst war. Das Tanzen aufzugeben, war das größte Opfer, das sie Eric zuliebe gebracht hatte. Sie hatte sich eingeredet, wenn Carly nicht mehr so klein war und sie weniger brauchte, wäre immer noch Zeit dazu. Aber die Zeit war nicht das Problem gewesen. Sie konnte ihre Leidenschaft nicht aufteilen und er war ihr das Opfer wert gewesen. Erst als sie fort waren und sie versucht hatte, wieder ihr früheres Niveau zu erreichen, hatte sie erkannt, wie viel sie in diesen vier Jahren verloren hatte – nicht nur die Kraft und Beweglichkeit, sondern auch den Willen und den Hunger, sie wiederzuerlangen.
Matt würde es nicht merken. Er konnte das, was sie jetzt tat, mit nichts vergleichen und er hatte nicht das geschulte Auge, konnte das Vorher nicht mit dem Nachher vergleichen. Sie holte ihre Schlüssel aus der Handtasche, als er um den Wagen herumkam, um ihr die Tür aufzumachen. Der neue Schlüssel öffnete das neue Schloss an der alten Tür, die Lance entdeckt und die Rese abgeschliffen und aufgearbeitet hatte. Die Tür führte ins Zentrum des Tanzstudios. Sie ging zum CD-Regal, das an einem Ende des Raumes stand, und fuhr mit dem Finger daran entlang, bis sie gefunden hatte, was sie suchte.
Er zog die Augenbrauen hoch. »Shrek?«
Sie legte die CD ein, wählte das zehnte Stück darauf aus und ging in die Mitte der Tanzfläche. Ihr fiel nichts ein, was ihr Leben besser widerspiegelte als die qualvollen Klänge dessen, was gewesen war und was jetzt war. Während die Musik den Raum erfüllte, fing sie an, sich zu bewegen, bog und beugte sich, streckte sich aus und flehte. Sie wusste, was sie verloren hatte, aber jetzt tanzte sie in Dankbarkeit für das, was ihr geblieben war, und gab für ihn und für Gott ihr Bestes – ihr gebrochenes Halleluja.
Als sie aufhörte, hatte Matt Tränen in den Augen. Er streckte ihr seine Hand entgegen und sie ging zu ihm. Dann schloss er sie in seine Arme. »Du bist … so schön … dass es wehtut.«
Kapitel 25
Rese hatte Brad noch nie in einem Anzug gesehen, und da er bei seiner Hochzeit Jeans getragen hatte, war sie davon ausgegangen, dass sie es auch nie erleben würde. Mit Blumen in ihrem grau melierten Haar ging Joni in der Damentoilette des Standesamts in einem Volantrock und Spaghettitop auf und ab.
»Es ist ein Fehler. Wir machen einen Fehler. Wir werden uns gegenseitig umbringen.«
»Es ist kein Fehler.« Rese stieß die Tür auf, damit Joni hinausgehen konnte.
Draußen auf dem Flur wirkte Brad merkwürdig ruhig. Er war mit seinen Entscheidungen immer im Reinen. Egal, wie sehr er sich vorher gesträubt hatte, wenn er sich erst einmal entschieden hatte, war alles gut. Aber als Joni ihn dort stehen sah, drehte sie sich um, trotz ihrer übermäßig gebräunten Haut so bleich wie ein Gespenst.
Rese versperrte ihr den Fluchtweg. »Der Richter wartet.«
»Ich kann nicht.«
»Du wolltest auf einer Brücke einen anderen Mann heiraten.«
»Weil Brad …«
»Genau.« Rese verschränkte die Arme vor der Brust und konnte kaum glauben, dass sie diese Rolle bei jemand anderem als Star spielte. Joni war viel älter und erfahrener als sie und fragte sich wahrscheinlich, wie Brads Geschäftspartnerin dazu kam, so mit ihr zu sprechen. Aber Brad hatte sie gebeten, Trauzeugin zu sein, und das konnte sie nicht, wenn seine Braut sich weigerte, ihn zu heiraten.
Joni holte zitternd Luft und trat Brad gegenüber. »So. Wir tun es also?«
Brad nahm ihre Hand. »Wenn du jetzt einen Rückzieher machst, bring ich dich um.«
Joni warf Rese einen Blick zu. »Siehst du? Hab ich es nicht gesagt?«
Rese folgte ihnen in das Trauzimmer und den Gang hinauf, während Lance von der Seite neben sie trat. Er beugte sich näher und flüsterte: »Meinst du, sie ziehen es durch?«
»Natürlich.«
»Sicher?«
»Sie wollen doch heiraten.«
Seine Hand schloss sich um ihre. »Das will ich auch.«
Ihr Herz machte einen Satz.
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