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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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mich raten.« Er lächelte schelmisch. »Blumen aus Toilettenpapier.«
    Sie ertrug seine Frotzeleien gelassen. »Du würdest dich wundern, wie dankbar manche Leute gerade für diesen Artikel sind.«
    »Das wundert mich überhaupt nicht, nachdem ich die Häuser gesehen habe, in denen die Menschen leben.«
    »Lance, lass sie ausreden.« Rese stieß ihn an.
    »Wie ihr wisst, war eure Nachbarin Evvy eine Stütze unserer kleinen Kirchengemeinde und mit allen gut befreundet.«
    Lance nickte. Diese kleingewachsene Frau hatte eine starke Leidenschaft für Gott gehabt und eine vorwitzige Natur, wie er es bislang bei keinem anderen Menschen erlebt hatte. Er hatte sie heiß und innig geliebt.
    Michelle strahlte. »Evvy hat euch ihr Haus als Hochzeitsgeschenk vermacht.«
    Er und Rese drehten sich gleichzeitig zu dem großen blauen Haus nebenan um. Es hatte leer gestanden, seit Evvy gestorben war, und er hatte sich schon gefragt, warum niemand ein »Zu verkaufen«-Schild aufgestellt hatte oder eingezogen war.
    »Aber« – Rese runzelte die Stirn – »woher wusste sie denn, dass wir heiraten würden?«
    »Oh, sie wusste eine Menge.« Michelle lächelte.
    »Stimmt«, nickte Lance. »Sie hat mir auch gesagt, ich sei verliebt, als ich noch dachte, Rese wäre die streitlustigste Frau, die mir je begegnet ist.« Als Evvy gestorben war, hatte es zwischen Rese und ihm alles andere als rosig ausgesehen.
    »Du warst es, der auf Streit aus war. Das bist du immer noch.«
    »Evvy hat das Haus der Kirche überlassen, mit einer Klausel – wenn ihr zwei heiraten würdet, sollte es an den ursprünglichen Besitzer zurückfallen. Sie sagte, das Anwesen hätte deiner Familie gehört, Lance, und hätte nicht geteilt werden dürfen. Sie wollte, dass ihr es für einen guten Zweck verwendet.«
    Dessen war er sich sicher. Evvy war nicht zurückhaltend gewesen – er hatte sie auf seiner Harley mitgenommen und sie hatte jede Minute davon genossen. Und sie hatte auch nicht gezögert zu entscheiden, was das Beste für alle war. Oder sie entsprechend zu bearbeiten.
    Michelle faltete die Hände. »Da ihr jetzt einen Termin festgelegt habt, dachte ich, es könnte euch bei der Planung helfen.«
    Ihm kam eine Idee. »Wenn wir die Hecke zwischen den Grundstücken wegnehmen, könnten wir hier feiern – und Gäste von außerhalb unterbringen, Rese.«
    »Es steht leer«, erklärte Michelle ihnen. »Evvy hat ihr ganzes Hab und Gut einem gemeinnützigen Verein vermacht, also müsst ihr selber für Möbel sorgen.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Für die Kinder reichen Decken auf dem Fußboden unterm Dach und bei uns drüben.«
    »Für alle sechstausend.« Rese stemmte die Hände in die Hüften. »Aber das Bailey House in Nob Hill hat alle Eisenbetten ausgemustert. Wenn sie sie noch nicht verkauft haben, kann ich bestimmt einen günstigen Preis mit ihnen vereinbaren und das über die Firma abwickeln. Wenn wir sie nach der Hochzeit nicht alle behalten wollen, kann man sie für alle möglichen anderen Projekte verwenden.«
    Er sah, dass ihre Gedanken sich überschlugen. Sie konnte es nicht abwarten, in das Haus zu gehen und nachzusehen, was man aus dem alten Gemäuer machen konnte. Als Michelle gegangen war, zog er die Augenbrauen hoch. »Willst du einen Blick reinwerfen?«
    »Was glaubst du denn?«
    »Ich glaube, dir jucken schon die Finger.«
    Sie zog ihn zum Nachbargebäude. »Kannst du es auch so wenig glauben wie ich?«
    »Nee.« Er hob den Stein am Wegrand auf, unter dem sich ein Schlüssel verbarg, und schloss die Tür auf. »Evvy hat mich geliebt.«
    Rese schnaubte. »Wer tut das nicht?«
    Er folgte ihr hinein. »Rese.«
    »Was?«
    »Wir sollten das hier langfristig überlegen. Was wir damit machen sollen.«
    »Du meinst, bevor ich anfange, Wände einzureißen?«
    Er lächelte. »So in die Richtung.«
    Sie drehte sich langsam um ihre eigene Achse und holte tief Luft. »Eins habe ich von dir gelernt, Lance: Renovieren ist kein Ziel, sondern ein Mittel zum Zweck.«

    * * *

    Im Dunkeln kletterte Carly auf die kalte, glatte Küchenzeile. Sie hatte eine Taschenlampe in die Tasche ihres Schlafanzugs gestopft, aber durch das Fenster fiel genügend Licht von der Stadt, um ohne sie auszukommen. Sie hielt die Luft an und reckte sich zu dem hohen Küchenschrank hinauf. Dad hatte so seltsam ausgesehen, als sie ihn neulich ertappt hatte, dass sie sich nicht gewundert hätte, wenn die Schachtel nicht mehr da gewesen wäre, aber ihre Finger berührten etwas. Sie machte

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