Das Echo der Vergangenheit
»Darüber sprechen wir später.«
»Wir werden ernsthaft darüber sprechen.«
Sie konzentrierte sich auf den Friedensrichter, der die Trauung vornehmen würde. Sein breiter Kopf war kahl, eingerahmt von zwei knubbeligen Ohren, in denen sich das Deckenlicht spiegelte. Sein Doppelkinn verband sein Gesicht mit seiner engen schwarzen Robe. Nur seine Stimme war dünn, als er Brad und Joni ansprach.
Lance flüsterte: »Willst du Mrs. Michelli werden?«
»Ja, Lance, das will ich.« Aber sie wusste, was er erwartete. Er hatte überall auf der Welt Freunde und er hatte ihr versichert, dass seine Mutter es nicht überleben würde, wenn nicht jeder lebende Verwandte eingeladen würde. Dann gab es da noch das Problem, dass er Rico als Trauzeugen haben wollte, während Star ihre Zeugin war. Nichts war so einfach, wie Lance es darzustellen versuchte.
Brad und Jonie sahen sich an. Nach so vielen turbulenten Jahren versprachen sie einander die Treue trotz allem, was bisher schiefgelaufen war. Brad steckte den Ring an Jonis Finger und sprach sein Trauversprechen mit einer heiseren Zuversicht, die Rese stolz machte. Jonis Stimme war kaum zu hören, als sie den anderen Ring an Brads dicken, schwieligen Finger steckte.
Rese hoffte von Herzen, dass Joni es genauso ernst meinte wie Brad. Dann küssten die beiden sich und ein Glücksgefühl durchströmte sie. Nun war wieder zusammengefügt, was auseinandergerissen war. Es war die Phase der Wiederherstellung, die sie am meisten genoss, wenn vorsichtig reparierte oder neu gebaute Teile wieder an ihrem ursprünglichen Ort befestigt wurden und das Projekt vollendeten.
Sie spürte Lance’ warmen Atem an ihrem Ohr. »Brauchst du Zeit, um das Kleid nähen zu lassen und all das?«
»Eigentlich«, sie schluckte, »wollte ich das Kleid meiner Mutter anziehen.«
Er drehte sich zu ihr um und sah sie prüfend an. »Du hast es noch?«
Sie nickte. »Dad hat ein paar wichtige Dinge aufgehoben.«
»Worauf warten wir dann noch?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Da ist der Friedensrichter.«
»Und Mama bekommt einen Herzinfarkt? Sie ist wegen Sofie schon ganz fertig.«
Es war nicht ihr Ernst gewesen. Sosehr sie sich auch für Brad und Joni freute, ein Amtssaal und ein Richter waren nicht die Art, wie sie und Lance den Bund fürs Leben schließen würden. Dessen war sie sich sicher.
»Ein Monat.« Seine dunklen Augen funkelten gefährlich.
Sie schnaubte. »In Ordnung, Lance. Ein Monat.« Und dann lachte sie. Was machte es schon, wenn er die ganze Welt einlud? Sie heiratete Lance Michelli und nichts würde jemals wieder einfach sein.
Brad und Joni mussten einen Flieger erreichen, also fielen die Umarmungen kurz aus, aber trotzdem fragte Lance, als sie abfuhren: »Was meinst du, wie viele Schachteln sie am Tag raucht?«
»Warum?«
»Ach, ich frage mich nur.«
Bei jedem anderen hätte sie das als Antwort akzeptiert. »Ist sie krank, Lance?«
Er zuckte mit den Schultern. »Es war nur so ein Gefühl.«
»Gibt es etwas, das wir für sie tun können?«
»Es gibt immer etwas, das wir tun können.«
»Du meinst beten?«
»Zum Beispiel.« Er nahm ihre Hand. »Aber es ist ja auch nur so eine Vermutung.«
* * *
Bei Brads und Jonis Hochzeit dabei zu sein, hatte ihn stärker mitgenommen, als er gedacht hätte. Er war sich tatsächlich nicht sicher, ob er es ertragen hätte, wenn Rese nicht einem konkreten Termin zugestimmt hätte. Sie wusste ja gar nicht, was es ihn kostete, ihr jeden Tag so nahe zu sein und trotzdem Zurückhaltung zu üben.
Sie hatten in der Villa in Sonoma das wieder erschaffen, was die Michellis in Belmont hatten. Eine Familie aus Einzelpersonen, die arbeiteten und ihr Leben miteinander teilten. Aber er wollte eins mit ihr sein, das Bett mit ihr teilen. Mit ihrem Körper verschmelzen. Als er Joni umarmt hatte, war ihm wieder einmal bewusst geworden, wie zerbrechlich das Leben war und dass ihre Tage gezählt waren. Er wollte auch nicht einen einzigen davon verschwenden.
Michelle war bei ihnen vorbeigekommen, um den Autositz abzuholen, den sie nun für Diego nicht mehr brauchten. Vielleicht, um es offiziell zu machen, oder einfach, weil er sich nicht beherrschen konnte, erzählte er ihr: »Heute in einem Monat werde ich diese Frau hier zu meiner Frau machen.«
»Halleluja!« Sie drückte sie beide. »Und wenn das so ist, habe ich Neuigkeiten für euch. Vielleicht sollte ich warten, bis die Sache besiegelt ist, aber es könnte sein, dass es euch vorher nutzt.«
»Lass
Weitere Kostenlose Bücher