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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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auf die Packungen und lächelte herzlich. »Für die diakonische Arbeit der Kirche.«
    Sie gaben Klopapier aus? Oder verteilten sie wie Traktate? Er streckte der Frau seine Hand entgegen. »Matt Hammond.« Sie war nicht gerade attraktiv, und doch fand er ihre Unscheinbarkeit merkwürdig anziehend.
    »Kommen Sie rein. Das beißt alles nicht.«
    Er könnte aber lebendig darunter begraben werden.
    »Sie wollen über Maria reden?«
    Er folgte ihr den Flur entlang. »Ich muss herausfinden, ob sie hier Verwandte hat, die die Verantwortung für den Säugling übernehmen können.«
    »Wenn sie tatsächlich Verwandte hat, dann sollten sie geteert und gefedert werden.« Dabei warf sie ihm einen Blick über die Schulter zu. »Ich meine das auf die denkbar netteste Weise.«
    »Natürlich. Und warum sind Sie dieser mitfühlenden Meinung?«
    Sie erreichten eine Küche, die erstaunlich ordentlich war; Boden, Spüle, Herd und zwei Meter nutzbare Arbeitsfläche blitzten nur so vor Sauberkeit. »Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    Er wollte nicht unbedingt einen, sagte aber: »Kräuter, wenn Sie haben.«
    Sie nahm eine Dose vom Regal. »Ich glaube, Osmanthusblüten. Sie sehen mir nicht aus, als bräuchten Sie Kamille.«
    Ohne Koffein würde Kamillentee ihn gleich schnarchen lassen. »Sie sagten von Maria …«
    »Haben Sie schon mal Sklaverei erlebt?« Sie füllte einen Löffel gelbe Blätter in einen Teebeutel aus Stoff und zog die Bänder zu. »Ich habe darüber gelesen und Dokumentationen gesehen. Aber es ist ganz anders, wenn man es mit eigenen Augen sieht.«
    »Sie wollen damit sagen …«
    »Es würde mich schockieren, wenn sie freiwillig so gelebt hätte.«
    Matt verschränkte die Arme. »Wie haben Sie sie gefunden?«
    »In diesen Teil von Agua Caliente bringe ich immer Vorräte.« Sie goss Wasser aus einem bereits dampfenden Kessel über den Teebeutel, der in einer geblümten Tasse hing. »Die Menschen werden in diese Apartments gestopft wie … Vor allem sind es Familien, die versuchen zu überleben. Sie arbeiten in der Stadt, in Küchen, Putzfirmen, auf dem Bau oder sind Erntehelfer in der Umgebung. Aber als ich nach den Männern gefragt habe, bei denen Maria wohnte, bekreuzigten die Frauen sich und spuckten auf den Boden.«
    »Und was schließen Sie daraus?«
    »Mein Spanisch ist nicht besonders gut, aber ich weiß, was diablo heißt. Wenn sie die Werkzeuge des Teufels sind, bedeutet das für Maria nichts Gutes.«
    »Haben die Frauen Ihnen das erzählt? Dass die Männer für den Teufel arbeiten?«
    »Dass sie die Arbeit des Teufels verrichten. Verstehen Sie es, wie Sie wollen.« Michelle nahm den Teebeutel heraus und reichte ihm die Tasse. »Als ich erst einmal wusste, dass sie dort war, habe ich die Augen offen gehalten. Nie durfte sie das Gebäude verlassen. Ich konnte sie nur deshalb für die Geburt herausholen, weil die Männer eine Heidenangst davor hatten.«
    »Warum ist sie nicht in ein Krankenhaus gegangen? Man hätte sie dort behandeln müssen.«
    Michelle zuckte mit den Schultern. »Sie hatte schreckliche Angst und weigerte sich rundheraus, also hat sich eine Hebamme aus der Gemeinde um sie gekümmert.«
    »Kann ich die Nummer der Hebamme haben?« Er nippte an seinem Tee, während sie in ihrem Adressbuch blätterte und die Telefonnummer auf einen Zettel schrieb.
    »Bitte sehr. Aber das Baby war schon auf der Welt, als Mrs. Sommers gerufen wurde.«
    »Hatte Maria vor, den Kleinen zu entsorgen?«
    Michelle legte eine Hand auf ihr Herz, erschrocken von seiner Wortwahl und dem Gedanken an eine solche Tat.
    »Wenn ihre Lage so schlimm war, wie Sie sagen, hatte sie vielleicht gar keine Muttergefühle für ihn. Sie könnte doch gedacht haben, dass er tot besser dran wäre und … vielleicht wollte sie deshalb nicht ins Krankenhaus.«
    Michelle konnte doch nicht so naiv sein zu glauben, dass so etwas nicht vorkam. Die Geburtswehen könnten das Mädchen überrumpelt haben und dann waren Leute im Haus, bevor sie dem Baby etwas antun konnte. Oder vielleicht hatte sie etwas getan, und deshalb hatte der Kleine zunächst nicht geatmet, als Lance ihn hochgenommen hatte.
    »Immer wenn ich nach ihr sah, schien es ihr gut zu gehen. Sie hat fast die ganze Zeit geschlafen, aber wenn sie wach war, hat sie das Baby gestillt und gewickelt und im Arm gehalten.«
    »Sie meinen also, dass sie eine Beziehung zu dem Kind aufgebaut hat.«
    »Ich habe nichts gesehen, woraus ich etwas anderes schließen könnte.«
    Er trank das stark blumige,

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