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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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entkommen.«
    Er hatte die Geschichte, die sie ihm im Auto erzählt hatte, nur halb geglaubt. Aber dieser Ort war der Beweis. »Deine Großmutter Antonia?«
    Sie nickte. »Unser Ururgroßvater starb in diesem Tunnel. Lance hat sein Skelett gefunden.«
    »Hier unten?« Ein Schauer lief über seinen Rücken, als der Tunnel in einen riesigen Keller mit hölzernen Fässern und vollen Regalen führte. Der Lichtstrahl der Stablampe verschwand zwischen den Reihen.
    »1931 war ein sehr gutes Jahr – ein außergewöhnlicher Jahrgang.« Sie wedelte mit der Hand. »Jede dieser Flaschen dürfte bei einer Auktion zwischen zweihundert und tausend Dollar einbringen.«
    Beeindruckt ließ er den Blick über die Regale schweifen. »Wow.«
    »Also.« Sie drehte sich zu ihm um. »Du wolltest reden?«
    »Hier?«
    »Du sagtest ungestört.«
    Er lachte. Ungestört war man in ihrer Familie wohl nicht oft. Er wurde wieder ernst und legte die Lampe auf dem Ende eines Regals ab, sodass das Licht gegen die Gewölbedecke gerichtet war. »Ich wollte das mit gestern Nacht erklären.«
    »Glaubst du, dass das nötig ist?«
    Oh ja. »Ich habe zwanzig Jahre lang nicht so über Jacky geredet. Ein paar Leute wissen, was passiert ist, aber keine Einzelheiten, nicht die Dinge, die ich dir erzählt habe. Als du mich nach meiner Geschichte gefragt hast« – er hob die Arme –, »kam sie heraus wie ein Geysir und sie hört seitdem nicht mehr auf. Aber du musst wissen, dass letzte Nacht nicht typisch für mich war.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Inwiefern?«
    Er war froh über das Dämmerlicht. »Ich verfolge normalerweise keine Frauen bis nach Hause. Oder weine mich an ihren Schultern aus.« Zwanzig Jahre voller Schuld und Verzweiflung hatten offensichtlich ein Ventil gebraucht. Er lehnte sich an das Regal. »Ein befreundetes Paar hat sich gerade getrennt und ich hatte mit beiden jeweils eine halbe Nacht zugebracht. Ich musste einfach raus und mir den Stress von der Seele laufen. Ich weiß nicht einmal, wie ich unter deinem Fenster gelandet bin.«
    »Schlafwandeln?«
    Er seufzte. »Ich möchte nicht, dass du denkst, ich wäre ein Stalker oder sonst irgendwie aus dem Gleichgewicht geraten.«
    »Du fühlst dich so, als wärest du aus dem Gleichgewicht geraten?«
    So sehr, dass er jeden Augenblick umkippen konnte. »Die ganze Zeit laden Menschen ihre Probleme bei mir ab, aber mir war nicht bewusst, wie sehr ich selbst das brauchte. Aber jetzt ...«
    »Du glaubst, dass du damit fertig bist?«
    Mit gespreizten Fingern fuhr er sich durchs Haar. »Ich hoffe es.«
    »Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass Trauer aus mehreren Schichten besteht.«
    Das war auch seine Erfahrung. Aber er tat sein Möglichstes, um den Schaden zu begrenzen.
    »Ich habe gehört, was mit deinem Bruder geschehen ist, aber nicht, was mit dir passiert ist.« Ihre leise Stimme machte in einem Augenblick seine Illusion zunichte, er hätte mit seiner Vergangenheit abgeschlossen.
    »Mit mir? Nichts.« Er blickte an der Lampe vorbei in die Dunkelheit, die sich mit ihrem Schweigen füllte. »Nichts ist passiert. Die Situation … wurde besser.«
    »Jackys Tod hat die Situation verbessert?«
    Er schloss die Augen, nicht bereit, das zu bejahen.
    »Dein Vater hat aufgehört, dich zu schikanieren?«
    »Nicht direkt, aber bei mir war es eine merkwürdige Mischung. Er war stolz auf die Art, wie ich ihm die Stirn bot und ihn sogar übertrumpfte. In Sachen Bildung zum Beispiel.« Der Gedanke hinterließ einen bitteren Nachgeschmack in seinem Mund. »In gewisser Weise war sein Prahlen noch schlimmer.«
    »Du hattest Schuldgefühle, weil er stolz auf dich war?«
    Matt öffnete die Augen und stellte fest, dass sie näher gekommen war. »Er hätte auf uns beide stolz sein sollen.«
    Jacky hätte die gleiche Chance bekommen sollen, die Webb seinem Lieblingssohn gab. Aber das war lange her und er konnte es nicht mehr ändern. Jetzt war eine andere Zeit und er wollte die Vergangenheit hinter sich lassen, hinter ihnen beiden. Jeder Gedanke an Jacky verblasste. Es gab nur noch Sofie, und sie gab ihm nicht die Schuld am Tod seines Bruders.
    Mit den Fingern fuhr er ihr durchs Haar und die honigfarbenen weichen Strähnen waren die reine Wonne. Gestern hatte er nicht gefragt, aber diesmal musste er es tun. »Darf ich?«
    Sie schob die Arme um seine Taille und er fühlte sich freigesprochen, als ihre Lippen seine fanden.

    * * *

    Wenn man mit Feuer spielte, konnte man sich verbrennen. Aber es war

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