Das Echo der Vergangenheit
Angst, dass ich mich auflöse.«
»Wie kannst du das, wenn du doch so hell leuchtest?«
Ein Schluchzen entstieg ihrer Kehle. »Wirklich? Leuchte ich immer noch?«
»Ja, warum denn nicht?«
»Willst du nicht, dass ich gehe, wenn du Lance heiratest und ihr Kinder bekommt? Ich dachte, dann ist kein Platz mehr für mich.«
»Wir müssen vielleicht ein bisschen umbauen, falls wir wirklich Kinder bekommen, aber –«
»Drinnen meine ich.«
»Star. Dass ich Lance liebe, hat mich zu einer besseren Freundin gemacht, einem besseren Menschen. Ich glaube nicht, dass die Liebe uns Raum wegnimmt; ich glaube, sie weitet den Raum, der schon da ist.«
Star sah sie eindringlich an. »Das gefällt mir. Jetzt fühle ich mich schon viel besser.« Sie drehte sich zu der Leinwand um und rief: »Wa-rum habe ich nur nicht gleich mit dir gesprochen?«
»Weil du eben Star bist.« Von unten drangen Geräusche herauf. »Klingt so, als wäre Lance wieder da. Ich hoffe, er hat Maria mitgebracht.«
»Was, du wünschst dir ein volles Haus? Wo ist meine alte Freundin Rese? Was hast du mit ihr gemacht?«
Kapitel 14
Matt folgte Sofie und den anderen in die Villa, wo ihnen Frauen entgegenkamen, die Blumen, Kleidung und Babyartikel brachten. Er erkannte Michelle Farrar und die Hebamme. Die anderen waren wahrscheinlich ebenfalls Frauen aus der Gemeinde, die von Marias Ankunft wussten und sie zu einem Ereignis machen wollten.
Der Ton im Haus war überschwänglich. Alle benahmen sich so, als wäre die Wiedervereinigung beschlossene Sache, und das bereitete ihm Sorgen, da sich alles durch ein psychologisches Gutachten über Maria ändern konnte. Seine und Cassinias Zweifel waren berechtigt, aber keiner hier schien das so zu sehen.
In dem überfüllten Salon beugte er sich zu Sofie herüber und flüsterte: »Können wir irgendwo ungestört reden?« Die Begegnung der letzten Nacht stand zwischen ihnen und er hatte das Bedürfnis, das Ganze wegzudiskutieren.
»Natürlich.« Sie führte ihn zur Hintertür hinaus, durch den Garten zu dem steinernen Kutscherhaus hinter der Villa. Von außen wirkte der Ort alt, aber innen war alles neu eingerichtet, obwohl der Steinfußboden wahrscheinlich mindestens hundert Jahre alt war. Das Wohnzimmer mit seinen bodentiefen Fenstern und einem Holzofen, vor dem er es sich gerne gemütlich gemacht hätte, wirkte maskuliner als das Haupthaus.
»Das Schlafzimmer gehört Nonna Antonia.« Sofie zeigte auf die Tür am Ende. »Ich teile mir das Kutscherhaus mit ihr, bis Maria und Diego nach Hause gehen.«
»Das ist noch nicht sicher.« Er blickte sich um. »Ist das für euch beide nicht ein bisschen eng? Was ist, wenn Maria hierbleibt?«
Sofie zuckte mit den Schultern. »Dann gibt es immer noch das Untergeschoss.«
»Untergeschoss …?«
Sie ging in die Hocke und zog eine Luke auf, die im Fußboden unsichtbar gewesen war.
»Das glaub ich ja wohl nicht. Eine Fledermaushöhle?«
Sie lachte. »So ähnlich. Der Tunnel führt in einen Weinkeller.«
»Tunnel? Jetzt hast du mich aber neugierig gemacht.«
Sie zeigte auf das Regal. »Nimm die Taschenlampe da.«
»Kann ich zuerst runtergehen?« Er nahm die kräftige Stablampe und schaltete sie ein.
Sie gab ihm mit ihren eleganten Fingern ein Zeichen, voranzugehen, und er stieg die erstaunlich gut erhaltenen Stufen in den Tunnel hinunter. Eine jungenhafte Begeisterung stieg in ihm auf, die er nicht mehr gespürt hatte, seit er und Jacky durch das Erdloch in eine zimmergroße Höhle gekrochen waren, in der sie einen Blutschwur gesprochen hatten, nie jemandem davon zu erzählen. Jacky hatte das Geheimnis bis zu seinem Tod zwei Monate später bewahrt. Merkwürdig, dass er jetzt daran denken konnte, ohne diesen lähmenden Schmerz zu empfinden.
Er drehte sich zu Sofie um, die ihm folgte. »Sicher, dass das ein Weinkeller ist?«
»Ein ziemlich großer sogar. Zu dem Haus gehörte ursprünglich ein Weinberg. Nachdem er erfahren hatte, dass in Italien Höhlen benutzt wurden, um den Wein altern zu lassen, baute mein Ururgroßvater diesen Keller, um es hier ebenso zu machen. Wir haben den Verdacht, dass sein Sohn Vittorio den Tunnel während der Prohibition hinzugefügt hat.«
»Ein bisschen Schmuggelei?«
Sie ging ihm voran durch ein eisernes Tor. »Nicht sehr erfolgreich, wie du am Inventar sehen kannst. Nonno Vito wurde getötet, bevor er den Wein verkaufen konnte – wenn das seine Absicht war. Wie ich dir erzählt habe, ist Antonia den Mördern durch diesen Tunnel
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