Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
zuzuhören. Siehst du, wie ich grinse ?« Er baut sich vor ihm auf und zeigt mit dem Finger auf sein breites, hohles Grinsen. »Das ist gar nichts im Vergleich dazu, wie ich in dem Moment gegrinst habe.« Er hält inne und tut dann so, als sei seine nächste Äußerung nur ein Nachgedanke. »Ach, und übrigens, wenn du dich noch mal in die Nähe meiner Freundin wagst, bist du tot.« Er zieht die Hand aus der Tasche und bringt das Blasrohr zum Vorschein, das letztes Mal nicht so gut funktioniert hat. Doch sein Gesicht beweist seine restlose Überzeugung, dass es beim zweiten Mal gelingen wird. »Aber eigentlich bist du so oder so tot. Also sag adieu, Bruder.«
Rabe krächzt.
Wind wirbelt um meine Füße.
Kojote duckt sich, senkt den Kopf und fletscht die Zähne.
Während ich ein paar Schritte zurückgehe, mich bücke und das Messer aufhebe.
Ungerührt von der Drohung gegen sein Leben, stürzt Cade auf Dace zu, bis nur noch der Hauch eines Abstands zwischen ihnen liegt. Mit durchdringendem Blick herrscht er ihn an: »Was hast du getan ?«
Er beugt sich vor und versucht, Dace am Hemd zu packen. Doch Dace weicht ihm aus und hebt das Blasrohr an die Lippen, während ich das Messer fest umklammere. Ich bin sicher, dass ich von hier aus locker ins Schwarze treffe.
Cade wirbelt herum, seine Augen lodern rot. »Bist du sicher, dass du das probieren willst, Santos ?«
Ich sehe erst den einen und dann den anderen an. Registriere, dass es abgesehen von den Haaren keinen erkennbaren Unterschied mehr zwischen ihnen gibt. Die Augen von Dace sind so hohl und leer wie die seines Bruders.
»Daire, lass es. Ich hab das hier«, sagt Dace, ein Auge geschlossen, das andere auf Cade fixiert, und zielt.
Und obwohl ich keine Ahnung habe, was ihn derart verändert hat, ist nun mein erstes Ziel, die Prophezeiung daran zu hindern, sein Leben zu fordern – sein Licht. Also atme ich scharf ein und schleudere das Athame zur gleichen Zeit, wie Dace den Pfeil abfeuert.
Fasziniert verfolge ich, wie es bei seinem Flug glitzert – einen rasanten, silbernen Blitz durch die Luft beschreibt. Schließlich überholt es den Pfeil und bohrt sich tief in Cades Hals, genau, wie ich es mir ausgemalt hatte.
Nur dass es nicht mehr Cade ist.
Der Dämon ist an seine Stelle getreten.
Er hakt eine scharfe Kralle um den Griff, zieht die Klinge heraus und wirft das Messer zu Boden, wo es mit einem dumpfen Schlag neben seinen unförmigen, klauenbewehrten Füßen aufkommt.
Der Anblick ist so verblüffend, so unfassbar, dass ich verwirrt blinzele. Außerstande, zu begreifen, weshalb Cade monströs und grinsend vor mir steht, Messer und Pfeile unbeachtet zu seinen Füßen, während Dace auf die Knie bricht und ihm das Blut aus der Wunde strömt, die eigentlich seinem Bruder zugedacht war.
Cade sieht mit unbewegter Miene zwischen uns hin und her und hebt mit tonloser Stimme zu sprechen an. »Ich hab dir doch gesagt, dass wir verbunden sind. Aber vielleicht habe ich vergessen zu erwähnen, wie tief. Also darf ich dich jetzt aufklären. Um mich zu töten, musst du mich in menschlicher Form erwischen. Aber sei gewarnt, ich sterbe nicht allein. Ich nehme meinen Bruder mit. Und ob du es glaubst oder nicht, mir ist es lieber, wenn er am Leben bleibt.« Er fixiert mich durchdringend mit seinen rot glühenden Augen. »Oh, eventuell greife ich gelegentlich auf Kojote zurück, um ihn auf Kurs zu halten – die Wunden, die er Dace zufügt, machen mir nichts aus. Was ihr alle beide berücksichtigen solltet, wenn einer von euch das nächste Mal Mordgelüste kriegt.«
Seine Worte machen mich perplex und sprachlos. Ich starre erst den einen und dann den anderen an, entsetzt von einer Wahrheit, die auf einmal real geworden ist.
Cade zu töten bedeutet, Dace zu töten.
Es ist eine unfassbare Wahl, die ich niemals treffen könnte.
Und doch muss ich.
Dazu wurde ich geboren.
Ist es das, was Paloma meinte, als sie mich warnte, dass das Leben einer Suchenden große Opfer erfordert ?
Hat sie die ganze Zeit schon vermutet, dass wir von Anfang an verdammt waren ?
Cade ragt bedrohlich vor mir auf, wobei sein Monstergesicht belustigt dreinblickt, als fände er das alles wahnsinnig amüsant. Dace ignoriert den Blutstrom, der nun aus seinem Hals rinnt, und greift nach Cades Fesseln, seinen Knien, im Versuch, ihn daran zu hindern, auf mich loszugehen.
Doch als ausgewachsener Dämon besitzt Cade gewaltige Kräfte. Er lässt sich nicht so leicht überwältigen. Und so fegt er
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